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Anfrage: Was versteht Ihr unter dem Begriff Seele ?
Einige Posts betreffen den Pakt mit dem Teufel: Einige wollen, wie ernsthaft auch immer, ihre Seele dem Teufel verschreiben
und fragen nach Ritualen, wie dieser Transfer zu bewerkstelligen sei.
-Für mein Verständnis kam Eure abschlägige Antwort auf den Punkt: Was genau meint derjenige mit "Seele" und warum sollte
"Satan" konkret diese resignationsbereite Seele haben wollen. -Biete Seele per schriftlich fixiertem Vertrag, verlange höheres Selbst
als Gegenleistung. -Wie Ihr treffend sagt, ist dieser Handel von reiner Bequemlichkeit motiviert:
Ich will mir den Weg, die Wege, die Umwege und Abwege zu einer Höherentwicklung ersparen, indem ich vermeintliche Abkürzungen
wähle. -Aber die Irrwege gehören dazu, wenn man ernsthaft an Weiterentwicklung und Horizonterweiterung interessiert ist.
Eine Seele, was immer das sei, die kaum entwickelt ist und die auf "niedere" Ziele spekuliert, ist wertlos.
Wikipedia kann hilfreich sein, vermittelt aber ja auch nur Unzulängliches, wenn es um das Allerpersönlichste geht,
nämlich die Seele.
Ich definiere die Seele (auch unzulänglich) als Erlebnisfähigkeit, als Erlebnisqualität.
"Hast Du überhaupt eine Seele ?", gab RAFA mal als Antwort auf derart dubiose Anfragen zurück.
In der Bibel wird dem Lehmling Adam (Jachwe ist Schöpfer-Töpfer) der ODEM eingeblasen: Das belebt ihn.
Ruach, Nefesch, Hauch, ATEM, ATMAN (etymologisch indogermanisch miteinander verbändelt) verleihen ihm die "Würde".
Bei Pico della Mirandola, einem Humanisten aus dem 15.Jhdt., ist der Mensch in die Mitte der "Schöpfung" gestellt.
Sein Ort ist die Mitte -auf dass er sich aus freien Stücken orientiere, seine Kräfte entweder in Richtung "Tier" oder "Engel"
richte. Zwischen "Todesschwerkraft" u. "Hoffnungsauftrieb" hat das Sloterdijk in "Sphären - Globen" mal formuliert.
-Das ist bestimmt verkürzt gesehen, genauso wie ja auch Faust ("Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust")
nur zwei Vektorkräfte und Tendenzen benannt hat.
Diese Konzepte kennen nur das primitive Dual aus Tod oder Aufstieg, Tier oder Engel.
Ambivalenzen machen sich bemerkbar, aber die Richtung scheint klar: Nach oben soll die Entwicklung gerichtet sein.
Der Djihad im Islam ist einer subtileren Interpretation zufolge eben nicht primär der imperialistische Kampf, der Überfall
auf Ungläubige, um sie nachhaltig und ultimativ auszumerzen, auf dass die endgültige Theokratie im Zeichen des Islam
zu etablieren ist, sondern meint die "innere Anstrengung": Als "niedere" Seelenanteile qualifizierte Kräfte sublimieren und sie
in den Dienst eines Höheren stellen -auf dass der sie dann für sich verwende...
--Ich will damit nicht den Islam verteidigen. Ich halte diese Religion, wie Houellebecq erst kürzlich ganz unverblümt sagte,
für die "dümmste Religion", die es auf Erden gibt
(Gelegentlich seiner Buchvorstellung "Unterwerfung" aka ISLAM. In dem Roman entwickelt er das Schreckenszenario eines
von einem islamischen Präsidenten regierten Frankreich).
Aber ich bin interessiert an den Elementen einer Religion, die der Höherentwicklung des Menschen dienen.
Die kann man sich zunutze machen.
Im Raum steht immer der "hyperanthropos", der Übermensch - übrigens schon bei den Christen in der mystischen Variante,
natürlich nicht zentral im Herrenchristentum, das eine "Sklavenmoral" predigt.
-Der "Übermensch" Nietzsches bleibt relativ unbestimmt. Die deutlichste Charakterisierung findet sich im Nachlass:
"Der Übermensch ist der Überwinder Gottes und des Nichts".
D.h. er hat sowohl die theistische Konzeption als auch den Nihilismus, die drohende Dekadenz nach dem "Tod Gottes"
überwunden.
Der Übermensch ist das visionäre Ziel, nur in seltenen "Gewaltmenschen" bisher realisiert.
Er ist die Spitze einer Pyramide, daher extrem individualistisch, Höhe ist einsam, und basierend auf einem breiten Sockel
an "Sklaven": "Alle höhere Kultur basiert auf Sklaverei".
-Was wäre er ohne die Basis, ohne den Sockel ? - Was wäre er ohne sich abzuheben ?
-Nietzsche befürchtete, dass das einst so große Projekt Homo Sapiens im "Letzten Menschen, der das (kleine) Glück erfunden hat"
sein degeneriertes Ende findet.
"Der Mensch ist ein Seil, gespannt über einem Abgrund...er ist ein Übergang und ein Untergang"
(Also sprach Zarathustra).
--Ich finde, Nietzsche wird oft vorschnell für den Satanismus vereinnahmt.
Er ist aber so vieldeutig und so vielseitig, so indiviualistisch, dass er sich dagegen sträuben würde,
dass man einige polemische Kraftworte aus seinen Schriften letztlich gegen ihn verwendet
(aber das ist das Schicksal vieler großer Geister, die nie anders konnten als die Welt polyperspektivisch zu sehen).
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