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Ich hätt mal gern gewusst, was ihr als Satanisten in einem diktatorischen Staat machen würdet - außer davonlaufen/auswandern, versteht sich.
Bis zu einem gewissen Grad sind die Zicken eines Staatssystems ja noch erträglich, insbesondere, wenn sie einem entgegen kommen oder sogar der eigenen Meinung entsprechen. Aber immer wieder merkt man dann trotzdem auch, dass da Dinge laufen, die einem NICHT gefallen. Zuerst darf man ja meistens noch seine negative Meinung zu gewissen Dingen äußern, aber dann merkt man auch, dass dies immer weniger erwünscht ist und schließlich sogar - unter Vorwänden und falschen Idealen - langsam sogar kriminalisiert wird.
Ja und wenn man so bemerkt, dass sich da eine unschöne Schlinge immer mehr um den Hals von Individuen und Freigeistern legt, der private Freiraum immer mehr beschnitten wird und die dumme Masse immer blöder mitjohlt und man so richtig riechen kann, dass nun der Punkt gekommen ist, wo es nicht mehr lustig ist... was macht man dann bzw. was würdet IHR dann machen?
P.S. eventuelle Ähnlichkeiten zum aktuellen Geschehen sind rein zufällig und sollen hier NICHT diskutiert werden. Bitte erläutert nur das Prinzip eines "Satanisten in der Diktatur" und ereifert euch nicht in einem Gejaule über die Dinge, die hierzulande gerade alle fürchterlich sind *jauuuul*
www.RAFA.at - guckstu auch in meinen Blog: www.RAFAmania.de
Da hilft nur eins, nämlich nach außen angepasst und genormt spielen, während man im Innern und im Privatleben seine eigenen Ideale, Vorstellungen und Ziele verwirklicht. Wirkliche geistige Entwicklung spielt sich eh nur in der eigenen Innenwelt ab, damit muss man ja nicht hausieren gehen. Es macht in einer Diktatur keinen Sinn, wenn man sich als Satanist "outet", jedoch kann man seinen Satanismus auch verdeckt leben. Das ist vielleicht etwas schwieriger, doch es trainiert den Scharfsinn und die Intelligenz.
Man kann verschiedene Dinge machen:
a) Diktator werden. Steht selbstverständlich nur einem offen, plus daß man damit erst recht vom System abhängig wird - gemäß der Logik "ein Pferd ohne Reiter ist immer noch ein Pferd, aber ein Reiter ohne Pferd ist kein Reiter mehr".
b) In den Untergrund gehen und den Widerstandskampf aufnehmen. Nicht ganz ungefährlich, plus daß man damit auch auf die üblichen Annehmlichkeiten verzichten muß. Zumal die Geschichte zeigt, daß man damit im Grunde auch nur die Spielfeldseite wechselt und sich nicht besonders viel ändert.
c) Nach außen hin mitmachen.
Ganz allgemein und unabhängig vom politischen System ist es aber doch so, daß man in jedem Fall von der Gesellschaft abhängt. Der "autarke Satanist" ist ein Hirngespinst, weil sich das nur in völliger Subsistenzwirtschaft erreichen ließe. Der Grund, wieso es arbeitsteilige Gesellschaften überhaupt gibt, ist aber gerade der, daß man in Subsistenzwirtschaft nur ein äußerst bescheidenes Leben führen kann.
Wenn man aber die Annehmlichkeiten der arbeitsteiligen Gesellschaft haben will, dann wird man sich schon ins System einklinken müssen. Entweder produktiv mit sinnvoller Arbeit, oder jedenfalls in Systemen mit hochentwickeltem Finanzsystem als Parasit am System. In beiden Fällen bedeutet es, nach den Systemregeln zu spielen, wobei die Position als Parasit mehr Wohlstand ermöglicht - was ja auch einer der Gründe ist, wieso solche Systeme langfristig gesehen kollabieren.
Davon ab hat jede stabile Gesellschaft sowas wie ein Beharrungsvermögen, ein Immunsystem, das Leute ausschaltet, die das System umkrempeln wollen. Systeme ohne derlei sind nicht stabil, wie man an der Weimarer Republik gesehen hat, und werden deswegen gestürzt und durch ein System mit solchen Immunkräften ersetzt. Da es ohnehin keine satanische Gesellschaftsvision gibt, eben weil es sich um ein Individualsystem handelt, wäre die konsequente Fortführung die der völligen Gesellschaftsauflösung. Das kann eben keine Gesellschaft wünschen. Überhaupt ist allein schon die Möglichkeit dazu doch ein Symptom einer destabilisierten bis zerfallenden Gesellschaft. Mit einer etwas größeren Perspektive als der "ich ich ich ich"-Perspektive des Satanismus kann man das auch als Atomisierung der Gesellschaft bezeichnen, und dieser Prozeß ist typisch für späte Zivilisationen. Satanismus ist da aber keine treibende Kraft, sondern lediglich Symtpom ohnehin ablaufender Zerfallsprozesse.
Strukturell liegt der Grundfehler darin, daß der Mensch nunmal eine Doppelnatur hat und sowohl Individuum wie auch Teil des Kollektivs ist. Ohne Kollektiv wäre er auch kaum lebensfähig. Jede Kultur verhandelt die Schwerpunktsetzung zwischen diesen beiden Rollen anders, aber keine Kultur setzt zu 100% auf die des Individuums (sonst wäre es keine Kultur und keine Gesellschaft).
Das führt nun zu der paradoxen Situation, daß so ein Satanismus als notwendige Vorbedingung eine verzahnte Gesellschaft hat, die aber zugleich abgelehnt wird. Entweder, man hat damit tatsächlich Erfolg, dann sägt man am eigenen Ast, oder man scheitert und ist frustriert. Das Problem liegt damit in den Zieldefinitionen, die sich selbst ausschließen.
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