#1

Satanistischer "Minimalkonsens"?

in philosophischer Satanismus 06.06.2012 11:58
von Demogorgon | 226 Beiträge

Hallo allerseits,

mich bewegt momentan folgende Frage: Der Satanismus ist eine Religion ohne Dogmen. Das ist ja schon naturgemäß so, da es in ihm keine zentrale Instanz gibt, die Glaubensinhalte definieren und das Bekenntnis zu ihnen kontrollieren könnte.

Aber andererseits muß es doch eine Art Minimalkonsens geben, durch den sich der Satanismus definiert und von anderen Religionen abgrenzt. Sonst könnte sich ja am Ende auch jeder Christ Satanist nennen, wenn er wollte.

Der Begriff Satanismus muß also irgendwie definierbar sein, sonst wäre er ein leerer Begriff und inhaltslos.

Worin besteht also dieser Minimalkonsens, anhand dessen man Satanismus definieren kann? Ich würde mich freuen, wenn hier einige Meinungen zusammengetragen würden.

Mein persönlicher Vorschlag: Um Satanist zu sein, muß man

1) das eigene Ich konsequent ins Zentrum der persönlichen Spiritualität
2) als auch der persönlichen Ethik stellen
3) und sich darüber hinaus an eine mystische Tradition anlehnen, die den Satan als Symbol und/oder Glaubensinhalt zum Gegenstand hat (dieses wohl vorwiegend aus Abgrenzung zur vorherrschenden Herdentiermoral.)

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#2

RE: Satanistischer "Minimalkonsens"?

in philosophischer Satanismus 24.06.2012 22:34
von Daelach | 1.214 Beiträge

Ich habe ein wenig abgewartet, weil meine Antwort hier nur begrenzt reinpaßt und ich keine Diskussion torpedieren wollte; allerdings habe ich auch keine Diskussion dazu erwartet, weil das Thema einfach nur ausgelutscht ist, tausendmal durchdiskutiert. Die Wahl ist also, entweder Dein Posting verrotten zu lassen oder dem eine etwas andere Richtung zu geben als von Dir beabsichtigt. Ich schätze Dich aber so ein, daß eine IRGENDWIE vielleicht interessante Diskussion Dir lieber sein dürfte als gar keine. Und zwar selbst dann, wenn ich als Nicht-Satanist hierauf einsteige, denn in satanistischer Sichtweise könnte man das, was ich vertrete, als postsatanisch bezeichnen.

Mir geht es dabei insbesondere um Deine ersten beiden Punkte. Ja, die wird man wohl als satanistisch bezeichnen können. Die Frage ist nur.. was bringt es. Ich kenne diesen Punkt, an dem sich diese Fragen stellen. Dein Weg mag anders sein als meiner, was weiß ich schon von Dir.

Es gab eine Zeit, da habe ich das Christentum als Versklavung gesehen, und in genau dem Satanismus, wie Lavey ihn anriß, eine Art von Freiheit. Das sehe ich heute differenzierter. Denn ja, vordergründig sieht es nach Freiheit aus, wenn man der ganz große Zampano ist. Aber.. ein Pferd ohne Reiter ist immer noch ein Pferd.. ein Reiter ohne Pferd ist aber kein Reiter mehr. Der Reiter ist also vom Pferd abhängiger als das Pferd vom Reiter.

Ich halte es inzwischen für ein grobes Mißverständnis, wenn man z.B. die Aussagen des Buddhismus zum Thema Ego als moralisch betrachtet.. das ist westliches Schulddenken. Es ist nichts falsch am Ego, weil es ein gutes Werkzeug ist, um in dieser Existenz Erfahrungen zu machen. Aber es ist eben nur der Hammer und nicht der Schmied.

Sich auf das Ego zu konzentrieren ist nicht moralisch falsch.. aber es begrenzt die Erfahrungen. Selbstverständlich nimmt man dann nichts wahr, was bleibt, weil das Ego mit dem Zweck der Vergänglichkeit angelegt ist. Es ist so, als wenn man z.B. Lehrling ist.. die ROLLE des Lehrling "stirbt", wenn man Geselle wird, und doch haben die ERFAHRUNGEN Bestand.

Die Frage ist aus meiner Sicht lediglich, ab wann man den Übergang macht; ob man sein ganzes Leben dem widmen möchte, was eben auch eine Erfahrung ist, oder ob man das nicht wünscht. Selbstverständlich gibt es, aus der Perspektive des Egos, nichts jenseits davon. Wenn man als einziges Problem einen Hammer hat, sieht eben jedes Problem aus wie ein Nagel.

Aus meiner derzeitigen Perspektive ist das, was dieser egogeprägte Satanismus verheißt, auch nur ein neues Gefängnis. Ja, frei von z.B. dem Christentum, aber das Fiese an diesem neuen Gefängnis ist, daß der Mensch selber nicht nur Gefangener ist, sondern sich selber zugleich auch Gefängnis, und deswegen nichtmal mehr die Gitterstäbe sieht.

Ich weiß nicht, ob das für Dich aus Deiner Perspektive überhaupt irgendeinen Sinn ergibt.. deswegen schließe ich an dieser Stelle mal.


~ a star is nothingness disguised as light ~

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#3

RE: Satanistischer "Minimalkonsens"?

in philosophischer Satanismus 28.06.2012 14:55
von Demogorgon | 226 Beiträge

Zitat von Daelach im Beitrag #2
Ich schätze Dich aber so ein, daß eine IRGENDWIE vielleicht interessante Diskussion Dir lieber sein dürfte als gar keine.


Da schätzt Du mich richtig ein.

Zitat von Daelach im Beitrag #2
Ich weiß nicht, ob das für Dich aus Deiner Perspektive überhaupt irgendeinen Sinn ergibt.


Ja, ich kann Deine Gedanken sogar sehr gut nachvollziehen. Ich würde das, was Du skizzierst, als Loslassen verstehen. Dieses Loslassen ist wichtig, um sich nicht auf seine Ziele zu versteifen und letztendlich ein Sklave der jeweiligen Ziele zu werden.

Allerdings sehe ich in dieser Haltung des Loslassens, wie z.B. der Buddhismus sie lehrt, nicht unbedingt einen Widerspruch zum Satanismus. Für mich ist es eher eine Ergänzung bzw. eine Frage der Perspektive. Wir haben immer Ziele in dieser Welt und können das weder vermeiden noch wäre es sinnvoll, es vermeiden zu wollen. Wir sollten aber auch erkennen, daß unsere Ziele relativ sind. Es ist keine Katastrophe, wenn wir sie verfehlen. Es ist auch keine Katastrophe, wenn wir unser ganzes Leben verfehlen, denn was sind wir schon? Bestenfalls ein Staubkorn im Universum.

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#4

RE: Satanistischer "Minimalkonsens"?

in philosophischer Satanismus 21.07.2012 21:17
von Daelach | 1.214 Beiträge

Ich wollte nur sagen, daß meinerseits hier mal der seltene Fall eintritt, daß "wer schweigt, stimmt zu" tatsächlich wahr ist. (:


~ a star is nothingness disguised as light ~

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#5

RE: Satanistischer "Minimalkonsens"?

in philosophischer Satanismus 05.10.2012 20:33
von unifer (gelöscht)
avatar

ersteinmal steht das eigene Leben und die eigene Existenz im Vordergrund,
soviel sollte jedem klar sein.

hat man das erkannt dann findet man vielleicht sogenannte "Schnittmengen" die
bei jedem gleich sind, keinesfalls zu verwechseln mit Kompromissen welche
einen zu Einschränkungen gegenüber anderen führen,
nein Schnittmengen sind absolut.

aber wie will man so eine Schnittmenge finden, jeder der dagegen spricht könnte sie
zerstören. Und will man so jemanden absprechen Satanist zu sein weil sein Bereich
des Empfindes und der Existenz nicht innerhalb der Schnittmenge liegt ?

dann wäre man ja so wie die.....

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#6

RE: Satanistischer "Minimalkonsens"?

in philosophischer Satanismus 05.10.2012 20:57
von Daelach | 1.214 Beiträge

Zitat
dann wäre man ja so wie die.....



Und das wäre eine ganz schlimme Kränkung fürs Ego, das einen doch soooo stolz drauf sein läßt, eine gaaanz einzigartige Schneeflocke im riesigen Universum zu sein, etwas ganz Besonderes.. also der ganz normale Narzissmus.

Fällt mir doch glatt die Szene aus "Leben des Brian" ein: "Ihr seid alle Individuen!" Die Masse: "Jaaaa". Ein Einziger: "Ich nicht!"


~ a star is nothingness disguised as light ~

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