#1

Neuevangelisierung in Deutschland und Europa

in allgemeine, religiöse Themen 24.05.2015 21:33
von Soul Reaper | 184 Beiträge

"Die in unserer Gesellschaft lebenden Familien haben die Werte und den christlichen Lebenssinn verloren."
So die Töne aus evangelischer und katholischer Sicht. Dieser Zustand wurde bereits vor vielen Jahren vom obersten Lehramt der Kirche erkannt. Und Papst forderte aus dieser Erkenntnis, geeignete Schritte zu unternehmen, um in den europäischen Staaten die erforderliche Neuevangelisierung zu erreichen oder diese Neuevangelisierung anzuregen. Das die Kirchenaustritte von Jahr zu Jahr steigen, ist ja nun kein Geheimnis.
Inwieweit der Islam der Kirche in Deutschland bzw. Europa ein Dorn im Auge ist, kann ich nicht sagen, ist mir auch egal
Aber meines Erachtens versucht die Kirche mit Typen wie " dem breitesten Pastor Deutschlands" ( Marcus Schneider) gezielt bei Jugentlichen auf Dummfang zu gehen. Ich weiß nicht wie ihr dies seht ? ich für meinen Teil halte dies für brandgefährlich. Gibt es Erfahrungswerte?


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zuletzt bearbeitet 25.05.2015 10:42 | nach oben springen

#2

RE: Neuevangelisierung in Deutschland und Europa

in allgemeine, religiöse Themen 24.05.2015 23:21
von Daelach | 1.214 Beiträge

Wir sind in der materialistisch-rationalistischen Phase unserer Zivilisation - wenn man sich den Ablauf anderer Zivilisationen anschaut, dann findet man, daß das eine typische Phase ist. Zwar folgt dann nach einer Weile wieder eine Religiosität, schlicht weil Rationalität die wesentlichen Fragen gar nicht beantworten KANN.

Denn das Schaffen hat die Vernunft doch schon immer der Religion überlassen, und deswegen ist die Philosophie auch die Magd der Theologie und nicht umgedreht.

Aber die zweite Religiosität einer Kultur ist üblicherweise nicht dieselbe wie die erste! Nimmt man noch irdischere Faktoren hinzu wie z.B., daß die Kirchen in dieser Kulturphase mit den herrschenden Eliten vereint sind (besonders in Deutschland, Stichwort Kirchensteuer und Verankerung im System!), dann befinden sie sich in der Rolle, in der das Heidentum sich in der Spätantike befand, wo es im Wesentlichen noch von der patrizischen Oberschicht getragen wurde. Was ja auch der Grund war, wieso Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatsreligion gemacht hat, also um sich der Oberschicht zu entledigen, die ihm gefährlich hätte werden können, und die Drecksarbeit dazu den Christen zu überlassen.

Das Christentum erlebt diese Kulturphase nun also von der anderen Seite her. Meine Meinung: Es vollendet seinen Zyklus. Und unsere Zivilisation zusammen mit ihm. Ein Nietzsche war sich dessen wenigstens noch bewußt..


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#3

RE: Neuevangelisierung in Deutschland und Europa

in allgemeine, religiöse Themen 25.05.2015 10:07
von Soul Reaper | 184 Beiträge

Dem stimme ich soweit zu, wie es Europa betrifft. Man kann sagen, wir erleben eine historische Wende, es ist unübersehbar wie das Christentum den Bach runtergeht, jedenfalls in Mitteleuropa und vor allem in Deutschland. Den Kirchen gelingt es ja auch nicht mehr, daß junge Menschen in den Glauben der vorhergehenden Generation hineinwachsen. Die Verkündigung Jesu Christi gelingt in der bisherigen Form auch nicht mehr, sodass sich die Kirche gezwungen sieht darauf „neu und anders“ zu antworten, indem sie solche Spinner wie einen Marcus Schneider, (mit dem Namenzusatz „der breiteste Pastor Deutschlands“) auf die Gesellschaft jagd, insbesondere auf die Jugend. Macht auf mich irgendwie den Eindruck, als wolle man sich mit Salafisten auf eine Stufe stellen.


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zuletzt bearbeitet 25.05.2015 10:41 | nach oben springen

#4

RE: Neuevangelisierung in Deutschland und Europa

in allgemeine, religiöse Themen 25.05.2015 10:54
von S_J | 455 Beiträge

Zitat von Soul Reaper im Beitrag #1
Aber meines Erachtens versucht die Kirche mit Typen wie " dem breitesten Pastor Deutschlands" ( Marcus Schneider) gezielt bei Jugentlichen auf Dummfang zu gehen. Ich weiß nicht wie ihr dies seht ? ich für meinen Teil halte dies für brandgefährlich. Gibt es Erfahrungswerte?



Was ich bezüglich der Jugend für relevanter und irgendwo auch gefährlicher halte, ist das Aufleben fundamentalistischer Gruppen, die eher wenig an die Kirche angebunden sein dürften, wie das beispielsweise bei den Jesus-Freaks der Fall ist. Soweit ich weiß, ist die Zahl der Kirchenaustretenden immer noch recht hoch - was auch mit der Eingebundenheit ins System zusammenhängt, das ja dafür sorgt, dass man zunächst mal entweder bei den Katholiken oder den Protestanten als Mitglied eingetragen wird, ehe man überhaupt gefragt werden kann.
Was noch mehr Aspekte hat, wenn man sich die Mitbestimmungsrechte der Kirchen in Schulen und Krankenhäusern ansieht. Immerhin darf man nun wohl nur noch in "Ausnahmefällen" seines Arbeitsplatzes verwiesen werden, wenn man sich hat scheiden lassen oder in "wilder Ehe" lebt - sprich, Sex ohne kirchliche Heirat. Solche massiven Rechte üben die Kirchen, gerade wohl die Katholiken, für teils gerade mal 2% Beteiligung am Gesamtetat aus. Soll heißen, weniger als 50% finanzielle Investition, aber volle Mitbestimmungsrechte bei der Mitarbeiterauswahl - davon können viele Aktionäre wohl nur träumen.

Ich seh nicht die Gefahr bei den paar Jugendlichen, die sich von den Kirchen einspannen lassen - die mögen lästig sein, sind aber durch den gesellschaftlichen Druck auf die Institution, in die sie sich einbinden lassen, irgendwo zumindest in unsere Kultur integriert. Irgendwelche evangelikalen oder sonstwie fundamentalistischen Gruppierungen sind diesbezüglich deutlich gefährlicher.

Gilt übrigens wohl für Kulte auch so .. weswegen die größten okkulten Vereinigungen dann wohl auch dazu tendieren, am ehesten angepasst und beispielsweise nicht gerade LHP-lastig zu sein, wenn man das mal wörtlich nimmt. Die größte akute Gefahr fürs Umfeld sehen Sektenexperten dementsprechend dann auch in sich radikalisierenden Gruppen von weniger als zehn Leuten .. einfach, weil da kein Interesse an einem Image gegenüber der Gesellschaft besteht, und von daher keine Einbindung nötig ist.
Man kann jetzt darüber streiten, ob es an deren Umgang mit Waffen liegt oder tatsächlich an der Abwesenheit großer, eingebundener Kirchen, aber wenn man sich mal Aktionen wie die von Abtreibungsgegnern und Evolutionsverleugnern in den US ansieht, hat es definitiv einen Vorteil, dass man hier von klein auf - so die Eltern nicht explizit etwas Anderes wünschen - in eine der Kirchen aufgeteilt wird. Nur, leider - haben die in der Folge dann mehr zu sagen als ich mir das wünschen kann.

Betrifft mich nun eher peripher, ich hab ja nicht vor, Kinder in die Welt zu setzen, und werde von daher weder mit Kindergarten noch mit Grundschule oder weiterführender Schule Probleme bekommen. Wer aber einen schönen KiTa-Platz will, hat definitiv Vorteile, wenn a) Geld da ist und b) die Konfession stimmt. Achja, und Krankenhäuser wären da noch. Nuja.

Ich schließe mich aber soweit an, dass ich nicht denke, dass die Kirchen es auf lange Sicht reißen werden. Nicht einmal, oder besonders nicht, wenn die gesellschaftliche Ordnung zusammenbricht. Ich rechne damit innerhalb der nächsten 40-70 Jahre. Ist aber natürlich nur "Bauchgefühl".
Vielleicht werden's auch hundert. Aber glauben tu ich nicht daran. Sagen wir also mal 60. Und ich denke, dann wird man sich um solchen Pislkram ohnehin keinen Kopf mehr machen.


zuletzt bearbeitet 25.05.2015 10:58 | nach oben springen

#5

RE: Neuevangelisierung in Deutschland und Europa

in allgemeine, religiöse Themen 25.05.2015 11:44
von Soul Reaper | 184 Beiträge

Das ist es doch was es meiner Meinung nach gefährlich macht an solchen Spinnern, aus so was entwickeln sich fundamentalistische Gruppen. Guck dir doch mal den Großteil der Jugend an, an Intellekt ist doch kaum noch was vorhanden. Interessant für die meisten von ihnen, sind doch oft nur die „Qualitätsmedien“ mit ihren TV-Verblödungsformaten. Da kommt es Spinnern wie einem Marcus Schneider doch recht, sich an ihnen zu bedienen und mit Jugendsprache und Bodybuilding „Überzeugungsarbeit“ zu leisten. Aus der Reihe tanzen dann immer einige, denen es nicht heavy genug ist. Ich habe vielleicht etwas übertrieben, wenn ich von Gefahr geredet habe, ich sehe im Moment für mich keine. Allerdings wie ich schon erwähnte, aus so was kann Fundamentalismus entstehen. Gut, diese Leute haben dann er weniger mit der Kirche zu tun, aber macht es auch, jedenfalls für den Staat unkontrollierbar. Das die Kirche ein sehr negatives Image unter ihren „Schäfchen“ hat lässt sich nicht bestreiten, was ja anhand der Kirchenaustritte zu sehen ist. Ich sehe es jedenfalls so ,daß das Ende der Kirche abzusehen ist.


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#6

RE: Neuevangelisierung in Deutschland und Europa

in allgemeine, religiöse Themen 25.05.2015 14:02
von S_J | 455 Beiträge

Zitat von Soul Reaper im Beitrag #5
Ich sehe es jedenfalls so ,daß das Ende der Kirche abzusehen ist.

Aiy, und woran machst du das fest, wenn man frage darf?

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#7

RE: Neuevangelisierung in Deutschland und Europa

in allgemeine, religiöse Themen 25.05.2015 17:23
von Soul Reaper | 184 Beiträge

Woran mache ich es fest ? Dann müsste ich die Gegenfrage stellen, kann man es an etwas festmachen? Zumindest, kann ich für mich aus den Geschehnissen der letzen Jahrzehnte schlussfolgern. Also mache ich es an Tatsachen fest. In erster Linie sprach ich ja auch von Deutschland und Europa. Wenn man dem Pew Research Center mit seiner Studie „Global Christianity“ glauben schenken darf, dann ist der Bevölkerungsanteil der Christen in den vergangenen 100 Jahren von 95 auf 76 Prozent zurückgegangen, wobei dann laut dieser Studie, nur noch ein Viertel der weltweiten Christen zufolge in Europa lebt. Schwenke ich nach Deutschland wird die Anzahl der Christen hier nach den Kirchensteuer-Zahlern gemessen. Allerdings, nicht jeder der Kirchensteuer zahlt, ist auch Kirchgänger… Beobachten läßt sich vor allem in Deutschland dass die sonntäglichen Kirchgänger seit Jahren rapide abnehmen. Priestermangel wird beklagt, die Zahl der angebotenen Gottesdienste nimmt ab, unzählige Pfarreien werden dadurch zusammen gelegt… etc. die Kirche hat einfach keinen Zugang zu den Menschen mehr (was mich ja frohstimmt ). Die Kirche, wird jedenfalls in Zukunft in Deutschland keine große Rolle mehr spielen, wobei zu hoffen wäre, daß der Staat es auch bald erkennt und ihnen den Geldhahn abdreht. Die Kirchenleitungen werden, soweit mir bekannt, mittlerweile darauf getrimmt für die Einhaltung der Staatskirchenverträge zukämpfen und ihre guten Kontakte in die Politik zunutzen bzw. zu pflegen. Muss ja einen Grund haben warum es so ist. Ich habe einige Zeit in Skandinavien gelebt, dort konnte man zusehen, wie die Kirche in der Bevölkerung rapide an Einfluß verliert. Wie sagte es Daelach in seinem Kommi, …. dann befinden sie sich in der Rolle, in der das Heidentum sich in der Spätantike befand...... Ich bin der Meinung daß dies zu beobachten ist und zwar nun von Nord in Richtung Südeuropa.


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#8

RE: Neuevangelisierung in Deutschland und Europa

in allgemeine, religiöse Themen 25.05.2015 19:21
von Daelach | 1.214 Beiträge

Die Kirchen haben geschichtlich einfach den ganz groben Fehler begangen, ihre zeitweilige weltliche Macht zu Zwecken auszunutzen, die mit dem Stand des Klerus an sich nichts mehr zu tun hatten. Deswegen haben sie sich in die Diskussion über Fakten eingemischt (wie z.B. Evolutionslehre), anstatt bei ihren Leisten zu bleiben und das zu thematisieren, was als Religion ihre Aufgabe gewesen wäre, nämlich Werte.

Das wäre ohne weiteres gegangen. Sie hätten sagen können, die Bibel sei Jahves Wort, aber aufgeschrieben halt von Menschen, und Jahve konnte sich halt den Schreibern nur innerhalb dessen verständlich machen, was die Schreiber begriffen. Deswegen der Schöpfungsmythos, der aber eigentlich doch erstaunlich gut hinkommt - denn immerhin ist es merkwürdig, daß ein angeblich allmächtiges Wesen mehrere Tage brauchte, um alles nacheinander zu schaffen, den Menschen am Schluß (was die Naturwissenschaften genauso sehen!), anstatt einmal mit dem Finger zu schnippen und alles auf einmal zu schaffen. Aber dann hätten sie Probleme bekommen, weil insbesondere der Unsinn mit dem Petruswort, auf das die katholische Kirche gründete, dann AUCH hätte hinterfragt werden können. Na und, inzwischen ist es längst als Fälschung enttarnt, ohne daß der Papst deswegen ein Problem hätte.

Indem sie auf dem Feld der Fakten gekämpft haben, aber mit hierzu völlig ungeeigneten Mitteln, war ihre Niederlage vorprogrammiert. Das war sozusagen ihr Stalingrad, von dem sie sich nicht erholt haben, denn die Niederlage auf diesem Feld hat dann dazu geführt, daß auch ihre Autorität auf dem Gebiet der Werte bezweifelt wurde. Jemandem, der einmal verloren hat, kann man auch eine zweite Niederlage beibringen. Mit ihrer eigenen Überheblichkeit haben die Kirchen überhaupt erst dafür gesorgt, daß die Naturwissenschaften zu einem Feind werden konnten, was absolut unnötig war.

Jetzt stehen sie als Lügner da, und sie haben bis heute nicht zu ihrer Aufgabe gefunden. Die eher kritische Strömung aus Südamerika, die Werte nicht nur reden, sondern auch umsetzen wollte, haben sie über Jahrzehnte kleingehalten, weil sie sich lieber am Kapitalismus bedient haben. Und zwar ohne zu begreifen, daß dessen wertetechnischer Nihilismus letztlich auch sie mit wegreißen würde. Jetzt kommen vom Papst durchaus kritische Töne, aber zu wenige und zu spät. Der Papst hat nicht mehr genug zu melden gegenüber dem Großkapital, sondern ist nur noch ein folkloristischer Grüßaugust.

Ich schätze ja, daß die Kirchen nichtmal mehr wissen, wozu Religion überhaupt da ist. Daß sie selber auch nicht mehr glauben und schon deswegen nicht mehr überzeugen können.

Man mag aus satanistischer Sicht jubeln, aber ich halte das für fragwürdig. Denn ohne gesamtgesellschaftliche Werte haben wir nur noch Partikularinteressen, deren Gegensätze sich mangels gemeinsamem Fundament früher oder später gewaltsam entladen werden. Die Gesellschaft ALS Gesellschaft hat bereits aufgehört zu existieren. Der Satanist mit seinem Individualismus ist nur solange kein Problem, wie er die Ausnahme darstellt. Ansonsten untergräbt er das Fundament, auf dem er steht.

So wie auch die Vernunft dazu neigt, das letztlich religiös begründete Fundament zu zerstören, auf dem sie steht, denn am Ende aller Logik kann nur die Beliebigkeit stehen, der Nihilismus. Weil Werte nunmal gesetzt und nicht begründet werden. Aber das sind auch keine "Entscheidungen", sondern notwendige geschichtliche Abläufe, in denen eine Zivilisation ihren Kreislauf vollendet. Daran können wir auch nichts ändern, sowenig wie Kassandra etwas ausrichten konnte.

Wir können uns aber schon mal fragen, inwieweit wir mit unserem Individualismus und so eigentlich schlichtweg Produkte unserer Zeit sind. Das ist mal eine kritische Fragestellung, die so richtig schön am einen oder anderen Ego kratzt.


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#9

RE: Neuevangelisierung in Deutschland und Europa

in allgemeine, religiöse Themen 25.05.2015 19:59
von S_J | 455 Beiträge

Zitat von Daelach im Beitrag #8
Man mag aus satanistischer Sicht jubeln, aber ich halte das für fragwürdig. Denn ohne gesamtgesellschaftliche Werte haben wir nur noch Partikularinteressen, deren Gegensätze sich mangels gemeinsamem Fundament früher oder später gewaltsam entladen werden. Die Gesellschaft ALS Gesellschaft hat bereits aufgehört zu existieren. Der Satanist mit seinem Individualismus ist nur solange kein Problem, wie er die Ausnahme darstellt. Ansonsten untergräbt er das Fundament, auf dem er steht.

Ach, was heißt hier "ansonsten" ... inzwischen biste doch schon antinomistisch unterwegs, gesamtgesellschaftlich betrachtet, wenn oder sobald du überhaupt noch an irgendetwas bewusst und aus eigener Entscheidung heraus "glaubst", das über Materialismus und Eigeninteressen hinausgeht. Die "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit"-Schiene ist gerade noch so ein Überbleibsel unserer Kultur, aber halten werden sich die Reste davon wohl auch net mehr soo lang.
In dem Punkt stimme ich Instant Karma zu, was den Flüchtlings-Thread angeht: Da könnte sich der Beginn einer Entwicklung abzeichnen, die zu Ernüchterung darüber führt, dass eben nicht jedes Menschlein unser Bruder sein darf, und wenn wir da erstmal angekommen sind, wird sich die große Frage stellen: Wen soll man überhaupt noch als "seinesgleichen" betrachten, und wieso? Wieso sollte ein steuerflüchtender Millionär irgendeine Beziehung zum, nennen wir ihn mal, Herr Schmidt, seines Zeichens Hartz IV-Empfänger, und dessen Kindern, deren Berufswunsch sich auf "arbeitslos" beläuft, annehmen, anerkennen oder auch bloß in Erwägung ziehen, und daraus dann die Konsequenz ziehen, dass es ihn was angeht, ob irgendwer in Deutschland mit seinen Steuergeldern vielleicht was anfangen könnte? Hat der mit "uns", mal unter der Annahme, wir sind keine Millionäre, noch irgendwas zu tun?

Fragen über Fragen ...

Zitat
Wir können uns aber schon mal fragen, inwieweit wir mit unserem Individualismus und so eigentlich schlichtweg Produkte unserer Zeit sind. Das ist mal eine kritische Fragestellung, die so richtig schön am einen oder anderen Ego kratzt.


Ist mir aber vielleicht egal, ob ich damit ein Produkt unserer Zeit bin, gefallen kann's mir ja trotzdem :p
Wobei man sagen muss, wenn man sich mal die betuchteren Menschen auch aus der Vergangenheit ansieht: Sich zu gönnen, was man sich leisten kann, ist nun nichts Neues, und war auch nie was Besonderes, und dass sich in unserer Gesellschaft eben Viele viel leisten können, trägt wohl durchaus dazu bei, dass sowas sich stärker ausprägt.
Mal ehrlich, wie viele Jahrhunderte dürfte es wohl gegeben haben, in der man als Single allein überleben konnte? Oder gar eine alleinerziehende Person noch in der Lage gewesen wäre, drei Kinder großzuziehen, und die alle bis zum Erwachsenenalter durchzubringen, sogar, wenn mal ernsthaftere Krankheiten dazwischenfunken (mit wenigen, dann aber umso dramatischeren Ausnahmen, versteht sich, auch wir können ja heutzutage nicht alles heilen).

Individuation allerdings muss ja nicht zwangsläufig auf Materialismus und blinden Egoismus hinauslaufen.
Weniger blinder Egoismus würde btw wohlweislich mal ein paar Jahre im Voraus denken. Aber dazu sind "wir" als Menschheit wohl schlichtweg zu doof.


zuletzt bearbeitet 25.05.2015 20:08 | nach oben springen


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