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Drachen und Religion
in allgemeine, religiöse Themen 02.04.2016 22:37von Draco Magnus • | 4 Beiträge
RE: Drachen und Religion
in allgemeine, religiöse Themen 03.04.2016 11:27von Muab ibn Abu Fahmt • | 209 Beiträge
Moin,
mich freut es ja immer, wenn neue Themen auftauchen die zumindest prinzipiell etwas Stoff bieten.
Okkultismus hatten wir vor kurzem in einem Thread mal etwas angefasst.
War witzig. Das Thema ist sicherlich unerschöpflich.
Von allerlei mystischem Taram halte ich erstmal wenig und würde jedem Menschen dazu raten, den Mut zu haben und seinen Verstand zu benutzen, denn das Meiste ist aus dem Reich der Phantasie.
Dadurch zwar nicht weniger mystisch aber man sollte es nicht zu ernst nehmen.
Wenn man diese Dinge so hält, kommt man mit etwas Glück aber trotzdem manchmal zu dem Schluss, dass es "zwischen Himmel und Hölle mehr als das Reich des Verstandes" gibt.
Die Sache ist nur, dass Einflüsse und Impulse aus "der anderen Welt" für den Einzelnen sind und damit extrem subjektiv in ihrer Erscheinung für das betroffene Selbst. Sodass es eigentlich auch kaum möglich ist verbindliche Aussagen über die Aufnahme, den Prozess der Erscheinung und der Wirkungen eines solchen Impulses zu treffen.
Daher ist es am Ende recht relativ ob Du Drachen, Kobolde, Hobbits, Götter, Aleister Crowley oder Mich in das Zentrum deines spirituellen Erlebens stellst.
"Drachenverehrung" steht aber meiner Meinung nach nicht mit Satanismus in Bezug.
Ich grüße Dich.
Hochachtungsvoll,
Lord Mus'ab ibn Abu Fahmt Großinquisitor der deutschen, eristischen Bewegung und Vielvater der Tulbenbalken (ja die Rosenkreuzer haben unseren Namen geklaut) der Bruderschaft Westfalen
RE: Drachen und Religion
in allgemeine, religiöse Themen 03.04.2016 12:57von Liu • | 149 Beiträge
Guten Tag euch beiden,
Ich schließe mich dir, Muab ibn Abu Fahmt, darin an, dass das eine persönliche Angelegenheit ist und ob man etwas mit der entsprechenden Symbolik anfangen kann, zunächst einmal von der eigenen Psyche abhängt.
Aber, Satanismus soll nichts mit Drachen zu tun haben? Vielleicht nichts mit dem Fantasy-Zeug, das dir grade im Kopf rumschwirrt, aber ich habe entsprechende Symbolik schon aus einigen sehr unterschiedlichen Richtungen mitgekriegt, sei es bei gnostischen Satanisten, die u.a. Tiamat preisen, bei Setianern wie Michael Kelly, der ganze Bücher im Rahmen des Order of Apep geschrieben hat, oder gar bei Leuten, die sich vom neuen Testament inspirieren lassen (in der Apokalpyse wird Satan an einer Stelle als Drache bezeichnet).
Und ich kann die Assoziationen im Allgemeinen durchaus nachvollziehen. Die paganen Götter, die am ehesten von Satanisten in ihre Spiritualität eingebunden werden, sind zu einem großen Anteil in irgendeiner Hinsicht chthonisch, und mythologische Drachen passen da durchaus ganz gut rein. Denn sie stehen oft für eine Bedrohung gegenüber der Gesellschaft, für etwas Uraltes, Mächtiges, nicht Beherrschbares, und teils auch für Freiheit und für eine Kombination aus Intelligenz/Weisheit einerseits und instinkthaftem Verhalten bzw. Grausamkeit andererseits. Also ich zumindest sehe da einige Gründe, warum man als Satanist damit vielleicht was anfangen könnte. So ganz nach Zufallsprinzip scheint mir die Psyche da dann doch nicht zu funktionieren. Und die Ähnlichkeit zwischen Drachen und Schlangen hab ich dabei noch gar nicht genannt.
Nun, dass Drachenverehrung nicht unbedingt im Zentrum steht, damit hast du aber vielleicht recht - je nachdem, was man unter Verehrung versteht und wen man fragt.
RE: Drachen und Religion
in allgemeine, religiöse Themen 03.04.2016 14:21von Muab ibn Abu Fahmt • | 209 Beiträge
Hi Liu,
per se falsch ist Deine Aussage natürlich nicht.
Ich habe auch eher die Drachensymbolik aus okkultem und nicht aus Fantasy Kontext verstanden.
Hier fängt meine Differenzierung aber an.
Satanismus als eine Philosophie die in ihrem Grundfesten erstmal am ehsten nihilistisch ist, macht keine Aussagen über Dinge wie Drachen.
Das kann bei Menschen, die sich auch mit okkultem befassen und dem "linken Weg" eher nahe stehen dann aber direkt gänzlich anders sein. Dinge wie drakonische Magie sind ja bekannt. Natürlich gibt es okkulte Konzepte, welche den Stereotyp Drache benutzen.
Okkultismus ist aber nicht gleich Satanismus.
Wen es den Author interessiert kann er ja mal ein paar der genannten Okkultniks nachverfolgen.
Ich denke, dort kann er finden was er hier gesucht hat.
Ich grüße Euch beide und wünsche Euch einen guten Sonntag.
Hochachtungsvoll,
Lord Mus'ab ibn Abu Fahmt Großinquisitor der deutschen, eristischen Bewegung und Vielvater der Tulbenbalken (ja die Rosenkreuzer haben unseren Namen geklaut) der Bruderschaft Westfalen
RE: Drachen und Religion
in allgemeine, religiöse Themen 04.04.2016 10:05von Liu • | 149 Beiträge
Hi Muab, (oder wie möchtest Du am liebsten abgekürzt werden?)
Ah so meintest Du das; sorry, dann hatte ich Dein erstes Posting nicht ganz richtig verstanden.
Ich hab noch immer nicht den einen gemeinsamen Nenner gefunden, auf den man Satanismus zusammenfassen könnte, aber Nihilismus scheint mir in so fern zu passen, als dass auch Satanisten oft davon ausgehen, dass es keinen objektiven Sinn gibt, und es darum geht, das Beste draus zu machen, indem man versucht, einen subjektiven Sinn zu finden. Und dementsprechend dreht sich Satanismus ziemlich um die Beschäftigung mit dem eigenen Selbst, und somit auch mit dem, was ich zumindest im weiteren Sinne Okkultismus nennen würde.
Da ich nicht aktiv an von Körpern gänzlich unabhängig existierende Geister oder über Placebo hinausgehende direkte Beeinflussung der materiellen Wirklichkeit durch Rituale glaube, verstehe ich unter Okkultismus so viel wie angewandte/experimentelle Psychologie, und sich damit zumindest ganz grundlegend zu befassen, scheint mir auch ein Bestandteil von so ziemlich jeder Art von Satanismus zu sein. Ohne zumindest ein bisschen was davon würde man gar nicht dazu kommen, sich selbst als Satanist zu bezeichnen.
Und da ein weitaus größerer Anteil von Satanisten sich spirituell mit Drachen befasst als mit Einhörnern, kann man denke ich doch sagen, dass Drachen ein Bestandteil von Satanismus sind, wenn auch natürlich kein obligatorischer. Aber ist zunächst einmal Definitionssache, was man überhaupt unter "Bestandteil" versteht, und daher kommt mir das Ganze hier grade ziemlich wie Haarspalterei vor. (Und außerdem tendiere ich ohnehin dazu, die Begriffe Satanismus und LHP mehr oder weniger austauschbar zu verwenden - sind beide schwammig genug und haben dadurch einen sehr großen Überschneidungsbereich).
Ich denke, Dracos Frage hier könnte damit zumindest teilweise beantwortet sein.
RE: Drachen und Religion
in allgemeine, religiöse Themen 04.04.2016 11:25von Muab ibn Abu Fahmt • | 209 Beiträge
Moin Moin Liu,
ursprünglich sollte es mal Mus'ab heißen. Das ist ein arabischer Name. Leider hat Eris im Moment meiner Anmeldung irgendwie den Server verwirrt und somit entstand "Muab". Klingt komisch ist aber jetzt so und soll wohl auch so sein. Damit ist es dann auch völlig ok, wenn du mich so anschreibst. Heil Eris...
Ja, ich meinte nihilistisch aus dem Grund, weil Satanismus erstmal die Beschäftigung mit dem eigenen Selbst umfasst und in der Regel sämtlichen Glaubenskonzepten verneinend gegenüber steht. Einen gemeinsamen Nenner in diesem Sammelsurium von Individualisten zu finden, die eine derartige Grundhaltung erstmal mit sich bringt, ist natürlich kaum auszumachen.
Es gibt ja auch wirklich Menschen, die an den Satan der Kirche glauben. . .
Deine Einstellung zu der Wirkung von okkulten Praktiken und "Geistern" finde ich durchweg gesund. Ich bin manchmal echt erstaunt, wie abergläubisch manche Menschen sind, die sich mit Satanismus befassen. Ich teile eine eher kritische und dem Sinne der Aufklärung folgenden Herangehensweise an diese ganzen Geschichten wie Magie und Mystik.
Man vergisst auch gerne, dass der Mensch zu keiner Zeit mehr wusste als in HEUTIGER Zeit und auch zu keiner Epoche wundertätiger war als HEUTE.
Ich denke auch, dass sich viele Leute die dem Satanismus zugetan sind, gerne mit dem Thema Psychologie befassen. Unter der Prämisse betrachtet, den Satanismus grundlegend als die Beschäftigung mit dem eigenen Selbst zu verstehen, ist es ja schon fast unumgänglich ein Interesse für diese Vorgänge zu vermissen. Psychologie liefert da doch erstmal ein umfangreiches Spektrum an Erkenntnissen und Einsichten, die von konstitutiver Bedeutung sind, ganz ohne HokUsPokUs.
Haarspalterei wollte ich gar nicht betreiben. Schade, dass das so aufgefasst wurde. Mir ging es eher darum, das Thema Drachen in den Bereich des Okkulten zu verweisen. Weil Satanismus meiner Ansicht nach, zunächst keine solcher Prämissen aufstellt.
Auch wenn ich mir Einhörner anbetende Satanisten mittlerweile durchaus vorstellen kann.
Ich finde es einfach gut wenn im deutschen Satanistenforum wenigstens alle zwei Wochen mal ein Thema auftaucht, über das es sich lohnen könnte zu reden. Der Austausch in Deutschland ist so jämmerlich gering. . .hoch lebe die satanische Gemeinschaft.
Jetzt haben wir ein paar Gedanken zum Thema Satanismus zwischen die Drachen gestreut. Ist doch auch ganz nett.
Viele Grüße von meiner Seite.
Hochachtungsvoll,
Lord Mus'ab ibn Abu Fahmt Großinquisitor der deutschen, eristischen Bewegung und Vielvater der Tulbenbalken (ja die Rosenkreuzer haben unseren Namen geklaut) der Bruderschaft Westfalen
RE: Drachen und Religion
in allgemeine, religiöse Themen 12.04.2016 12:07von Tyger • | 206 Beiträge
Von Religion, egal was man dazu macht, halte ich prinzipiell nichts, denn Religion bedeutet immer, ein bestimmtes Weltbild für bestimmte Zwecke zu instrumentalisieren, es zum Machtinstrument zu machen. In der spirituellen/okkulten Richtung bin ich allerdings selbst mit den Drachen unterwegs.
Internet ist scheiße, da geh ich nicht rein.
(Avatar von Maitre_Joker)
RE: Drachen und Religion
in allgemeine, religiöse Themen 12.04.2016 15:14von Liu • | 149 Beiträge
@Tyger: Der Unterschied zwischen Spiritualität und Religion ist für Dich also, ob es Privatsache oder Gruppensache ist?
Ich unterscheide normalerweise nicht wirklich zwischen den beiden Begriffen, aber wenn man einen solchen Unterschied macht, dann sollte Satanismus doch optimalerweise ohnehin keine Religion, sondern eine Spiritualität sein.
RE: Drachen und Religion
in allgemeine, religiöse Themen 05.06.2016 01:58von Thüringer Rostbrätel • | 64 Beiträge
Spontan muss ich da an Afrasiab denken, den Gott der Skythen, ursprünglich in Gestalt einer eine Drachenschlange, bekannter ist er heute unter dem Namen, den ihm die Feinde seiner Anhänger gaben: Ahriman
Der Drache ist im Allgemeinen ein Symbol der unbeherrschbaren Naturgewalten und steht religionshistorisch häufig mit dem Element Wasser in Verbindung, seine Attribute sind sowohl negativ und böse, als auch positiv und gut. In einem wiederkehrendem Motiv von Europa bis zum Fernen Osten stellt er sich einem Helden entgegen, der eine Jungfrau befreien muss, die von dem Drachen entführt wurde. Diese Jungfrau ist eine Art Lebens- Licht- Sonnen- und Fruchtbarkeitsgöttin. Der Drache, der manchmal männlich, manchmal weiblich und manchmal geschlechtsneutral erscheint, ist dabei nicht unbedingt eine bösartige Kraft, sondern ein neutrales So-Sein der Natur (dessen zerstörerische Natur Shivas kosmischem Tanz ähnelt), die in Drachengestalt sowohl für den Tod und den Niedergang, als auch für die Wiedergeburt zuständig und verantwortlich ist.
In kultischen Handlungen versuchte man darin einzugreifen, indem man entweder dem kosmischen Helden im Drachenkampf rituell oder bei einem Fest mit Tanz und Verkleidungen unterstütze oder geweihtes Wasser verehrte, opferte oder trank. Besonders im ostasiatischen Kulturraum sieht man heute noch viele volkstümliche Spuren der alten Drachen-Religionen, die auch im Nahen Osten, im heutigen Russland und in Europa verbreitet waren, und einen Teil zu dem (verzerrten und verfälschten) Bild des Widersachers des abrahamitischen Gottes beitrugen.
Auch die alten südamerikanischen Kulturen gründeten ihre Kosmologie in Umrissen auf sehr ähnliche Vorstellungen, die sie zu einer Art Drogenkult mit psychoaktiven Pflanzen weiter entwickelten, was an dem Schamanismus und an ihrer Herkunft aus dem asiatischen Teil Russlands liegt.
Im heidnischen Europa, im heidnischen Nahen Osten und im alten Ägypten hingegen rückten die Helden (z.B. Thor, Marduk und Horus) mehr in das Zentrum der Verehrung, was sich zu dualistischen Ansichten weiter entwickelte, da es politisch sinnvoll war, dem Volk vorzumachen, der weltliche Herrscher oder Priesterkönig stünde mit dem kosmischen Helden in Verbindung und sei deswegen verehrungswürdig, weil er Himmel und Erde zusammenhalten und vor bösen Drachen schützen würde, die allerhand Schlechtes bewirken würden. Im Grunde ist das der Beginn und die Ursache der abwertenden Dämonisierung philosophischer Vorstellungen in der damaligen Zeit, was den Monotheismus sehr stark prägte und ihn so stumpf, öde und dumm macht. Auf diese Weise macht man Untertanen gefügig und verhindert Aufstände und Rebellionen, dieses Prinzip nutzt man in säkularisierter Form heute noch in der Machtpolitik, um nicht besonders kluge Menschenmassen zu lenken.
In Japan hingegen war der kosmische Held ein schuldhafter Bösewicht, der gegen den Drachen kämpfen musste, um das Unheil wieder gut zu machen, dass er vorher in der Welt angerichtet hatte, auch hatte er nicht gerade fair gegen den Drachen gekämpft sondern ihn mit einer List überwunden.
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