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Vor 30 Jahren habe ich schon mal das Buch "schöne neue Welt" von Aldous Huxley gelesen ( http://www.amazon.de/Sch%C3%B6ne-neue-We...t/dp/3596200261 ) und nun hab ichs mir wieder gekauft und nochmal gelesen.
Naja, und da ist mir nun bewusst geworden, dass ich ziemlich stark auf der Seite der neuen-Weltler mitfühlte - das war noch vor 30 Jahren anders, wenn ich mich richtig erinnere.
Also klar: Die pränatale und frühkindliche Totalkonditionierung und die Ameisenstaat-Mentalität find ich mal GANZ arg Scheiße. Aber ich las das Buch und dachte mir am Schluss dann echt: Was ist denn nun eigentlich wirklich so schlimm dran?
Also die "ewige Jugend" zum Zwecke andauernder Partys, Orgien und Sexual-Eskapaden finde ich super schön! Ich wünschte, ich könnte so leben bzw. ich HABE so gelebt so lang es nur ging (leider bin ich jetzt definitiv zu alt dazu geworden und muss das wohl oder übel sein lassen).
Eine Droge wie Soma, die keine Nebenwirkungen hat, fänd ich auch nicht schlecht. Ich persönlich liebe mich zwar zu sehr, um meine Probleme mit Drogen vom Tisch zu wischen, weil ich mich gerne mit mir und meinem Inneren beschäftige, aber so ab und zu mal nen schönen Rausch ist doch ne geile Sache. Insbesondere hätte man dann das Gejammere anderer Leute los, weil man könnte ihnen einfach Soma anbieten und sie müssten ihre dumme depri-Schnauze halten.
Viele Dinge in dem Roman sind ja heute schon Selbstverständlichkeit geworden, z.B. dass man selbstverständlich keine geflickten Klamotten mehr anzieht (es sei denn, es ist grad Mode), sondern sich neue kauft.
Auch das Kasten-Wesen von Alphas bis Epsilons ist schlichtweg Realität, weil definitiv ist ein dummer Honk halt einfach nicht tauglich für höhere Aufgaben und dementsprechend auch minder geachtet. Der Unterschied zw. dem Roman und der heutigen Welt ist nur, dass es heute noch der Natur überlassen ist, wer dumm ist/bleibt, während das im Roman künstlich so hergestellt wird. Die künstliche Verdummung halte ich für unklug, weil damit ja potenziell große Geister vernichtet werden, die nie eine Chance auf Entfaltung haben und somit viele Genies verloren gehen. Ja gut, aber dieses "Kastenwesen"... sonst? Ich finde die Unterscheidung und Wertung von Dingen und Menschen in Hinsicht auf ihre diversen Qualitäten sehr, sehr wichtig und richtig. Keineswegs sind alle Menschen qualitätiv gleich und das möchte ich auch nicht haben und schon gar nicht möchte ich so tun müssen als ob es so wäre.
Im Gegensatz zu dieser "zivilisierten Gesellschaft" gibt es dann in dem Roman die "Wilden", eine Art Indianer, die sich in Ritualen selbst geißeln, wenn sie was verbrochen zu haben meinen und die diese ganzen archaischen Werte leben wie Ehre, Stolz und blabla. Eine Frau, die mit nem Kerl rummacht, ist bei ihnen eine "Metze" (ich musste erst mal googeln, was das ist: aha, eine Hure) und kra kra kra...
Es erinnerte mich ganz extrem an zwei Gesellschaftsschichten heutiger Tage, nämlich die "westliche Welt" und die Türken bzw. Muslime. Die Einen chillen durchs Leben in Sauß und Braus und schreiben sich Genuss auf die Fahne, die Anderen wollen noch als Jungfrau in die Ehe und kasteien sich anscheinend gern, leben in Familien- und Ehre-Zwängen ... und kommen beide irgendwie nicht zusammen, voll gekreuzte Transaktion, gleich dem "wilden" John und der "zivilisierten" Lenina aus dem Buch. Witzigerweise hängt sich der wilde John mit seinen rigiden Ansichten am Schluss auf.
Jedenfalls war ich relativ erschüttert angesichts meiner Ansicht, dass ich den Roman nun eigentlich gar nicht schlimm finde und googelte, ob es dazu Diskussionen gibt. Da stieß ich auf eine Diss und da schrieb einer: "Es fehlt völlig an Liebe!"
Oh! Das war mir gar nicht aufgefallen... ja klar: die tiefere, "wahre" Liebe und natürlich auch eine ernsthafte Religion fehlt völlig.
Naja, und da wollte ich nun mal drüber diskutieren, wie ihr das so seht!
RE: Schöne neue Welt von Aldous Huxley
in Lobby 16.05.2016 19:29von kein Name angegeben • ( Gast )
Wie ich sehe hast du deinen Blog eingestellt. Warum verkaufst du den nicht? Der ist € 1.378,6 wert.
Dich gibt es auch auf Facebock zweimal. Hast du zwischenzeitig geheiratet?
@RAFA: Ich sehe das ganz genauso wie Du, allerdings habe ich das im Gegensatz zu Dir auch schon vor ca. 30 Jahren so gesehen, als ich ebenfalls das Buch zum ersten Mal las. Als ich das damals einem Bekannten erklärte, der das Buch ebenfalls gelesen hatte und die "neue Welt" als "beängstigende Utopie" empfand, meinte er empört: "Du hast überhaupt keine Moral!"
Aber ich in Deinem Post das mit der "Metze" las, dachte ich: Wieso, RAFA schreibt doch, sie hat das Buch neu gekauft, das wird doch wohl nicht immer noch die furchtbare Herlitschka-Übersetzung sein? Als ich Deinem Link folgte, sträubten sich mir die Nackenhaare, da wird doch die bekloppte Übersetzung von Herlitschka immer noch verkauft! (Wobei der an dieser Stelle wohl irgendeine antiquierte Shakespeare-Übersetzung verwendet, da der "Wilde" das Wort "Metze" ja von Shakespeare kennt.)
Also, wenn jemand das Buch jetzt lesen will, dann besser im Original.
Zitat
Wie ich sehe hast du deinen Blog eingestellt.
Ja, ich komm nicht mehr zum Bloggen. Ich fotografier auch kaum noch. Ich hab irgendwie seit ungefähr einem Jahr in manchen Dingen einen völligen Lebenswandel vollzogen. Ich hör auch absolut gar keine Musik mehr - sie nervt mich - egal was. DAS wiederum beunruhigt mich jetzt wirklich, weil Musik war mir immer fürchterlich wichtig und ich habe früher IMMER Musik gehört, vom Aufstehen bis zum Einschlafen, bin sogar in der Arbeit nur mit Kopfhörer rumgedönst. Ja gut, ich werd bzw. bin alt geworden, aber da sind eine ganze Hand voll Phänomene, über die ich mich echt wundere. Na, ich nehm es mal so hin, vielleicht eröffnet es sich mir noch...
Zitat
Warum verkaufst du den nicht?
Ich bin nicht so kommerzgeil. Außerdem hab ich das nicht nötig.
Zitat
Dich gibt es auch auf Facebock zweimal. Hast du zwischenzeitig geheiratet?
Meine anderen drei FB-Accounts hast du wohl gar nicht gefunden?
Was hat das nun alles mit dem Thema hier zu tun? Ich will hier über schöne neue Welt diskutieren, nicht über 1984.
Zitat
mit der "Metze" las, dachte ich: Wieso, RAFA schreibt doch, sie hat das Buch neu gekauft
Der Link ist nicht das Buch, das ich gekauft hab. Meins ist dieses: http://images.google.de/imgres?imgurl=ht...QoQDfcQ9QEINTAD
Es wurde von Uda Strätling neu übersetzt, aber da steht halt auch "Metze"
Zitat
eine antiquierte Shakespeare-Übersetzung
Das war auch sowas, was mich echt störte: dieser blöde Shakespeare-Trip.
Gut, ich kenn mich mit Shakespeare nicht aus und auch mit anderer Poesie nicht, weil ich das verschwurbelte Gedönse von Dichterei und höherer Lyrik noch nie leiden konnte. Ich quälte mich schon, als ich Goethes Mephisto las. Man gewöhnt sich ja irgendwann an die dumme Dichterei, aber ich finds nervig.
Da ist also was, worin andere Leute hohe Werte sehen, und ich hab das nicht!
www.RAFA.at
Der Gesellschaft in diesem Buch fehlt es meiner Ansicht nach nicht nur an Liebe, sondern auch an Sinn und vor allem an der Freiheit jedes Einzelnen, sich weiterzuentwickeln. Was da beschrieben wird, ist eine Gesellschaft von (mehr oder weniger) glücklichen Sklaven - und war das nicht eigentlich mal genau das, was man als Satanist NICHT sein wollte?
Schlechtes wird übrigens nicht besser davon, dass es noch Schlechteres gibt.
Internet ist scheiße, da geh ich nicht rein.
(Avatar von Maitre_Joker)
Der Gesellschaft fehlt es genau daran, was wir hier "Liebe" nennen und was mich auch vor 30 Jahren wohl dazu bewogen hat, es (relativ) schlimm zu finden.
Ich nehme mal die Szene heraus, wo der Wilde die Lenina anmacht und ihr anbietet, eine Heldentat für sie zu vollbringen, ja, wenigstens für sie die Wohnung zu staubsaugen. Lenina versteht gar nicht, was der will und meint, zum Putzen gäbs doch genug Epsilons...?
Das fand ich damals schlimm, weil es damals auch mein Verständnis von beginnendem Techtelmechtel war, dass eben der Mann der Frau erst mal das Enzian von den hohen Bergen zupft.
Es war genau SATAN, der ganz entschieden dazu beitrug, meine Ansichten in der Hinsicht strikt zu ändern!
Wenn der Mann auf den Berg kraxelt und den Helden markieren will, ist das keine Liebe, sondern nur überzogenes Ego, was er dann frisch poliert der Frau präsentiert. Die findet das "süß", weil sie als seine potenzielle Partnerin per "Ego im erweiterten Sinn" an der Politur teil hat. Die Beziehung sieht dann so aus, dass er sich eine Weile aufplustert wie der Gockel, sie ihn bewundert und diese Kollusion schließlich ihren ganz logischen, schicksalsbestimmten Untergang findet, d.h. irgendwann hat er keinen Bock mehr auf die Frau und plustert sich woanders auf - oder irgendwann ist er der Frau zu blöd, weil sie einen Gockel mit NOCH größerem Auspuff und noch mehr PS unter der Haube findet ... und die Beziehung zerbricht.
So weit zum Thema "oh Ford oh Ford", oder in diesem Fall "oh Freud oh Freud".
Wie gesagt, gerade eben SATAN war es, der MICH mit derlei "menschlichen" Methoden komplett auflaufen ließ. Wenn ich meinte, ihn zu lieben (was er ja von mir verlangt hatte), dann ließ er mich "mit meinem Affentheater" (O-Ton) abschmieren und wenn ich mich dann verraten fühlte und ihn vor Wut ankotzte, dann meinte er nur: "Da siehst du, was du wirklich fühlst."
Naja, das führte dazu, dass ich es mir rigoros abgewöhnte, den Staubsaugervertreter für ihn spielen zu wollen.
Ich habe den Sinn für Romantik komplett verloren - und natürlich für Träumerei, Glauben, Zauberhaftes und allerlei Verklärung: das ist alles bloß Schrott und nicht wahr!
Das Gefühl, dass irgendetwas einen Sinn macht (außer natürlich den rein funktionalen Sinn), ging damit auch verloren. Aber ich mag einen Blödsinn, den ich für unwahr und verfälschend erkannt hab, nicht wieder beleben, nur um das Gefühl eines Sinns zu haben. Ich brächts jetzt auch gar nimmer fertig, einen Enzian zu präsentieren oder einen Kerl für so einen Scheiß in seinem Ego zu bewundern. Schämen tät ich mich dabei.
Ja gut, hat bestimmt auch gehörig mit Alter und Erfahrung, sowie Bildung, Wissen und Erkenntnis zu tun.
Ja gut, die Freiheit des Einzelnen ist im Buch natürlich deutlich beschnitten. Ich denke, sie ist es allerdings in unserer Gesellschaft nicht minder! Guck nur hin: ganz ohne die "Hypnopädie" aus dem Buch funktioniert unsere Gesellschaft doch fast genauso! All die "Werte", die Shakespeare noch hatte, gingen verloren. Keiner flickt mehr seine zerrissenen Klamotten, ja, ich wasche meine oft gar nicht mal mehr, sondern kaufe mir nach dreimal Anziehen gleich neue. Das hat mir noch nicht einmal die Werbung oder irgendeine Konditionierung beigebracht, sondern einfach nur die Faulheit ... der ich fröne, weil Fleiß nicht mehr als Tugend gilt oder Tugenden generell keine Anerkennung mehr bringen. ...
...und Lord Satan würde gleich wieder reinkrächzen: "Da siehst du! Auch das machen die nur aus Ego und Eitelkeit, während sie sich dabei einbilden, sie seien bescheidene, fleißige Lieschen."
...und ich könnte ihm nur wieder mal Recht geben.
(Ja und das mit den Klamotten hat natürlich auch schlichtweg damit was zu tun, weil es in Afrika und Asien ja genug Epsilons gibt, die Klamotten so billig herstellen, dass das Waschen schon bald teuerer ist als das Neukaufen.)
Die logische Schlussfolgerung wäre nur jetzt, dass die Freiheit des Einzelnen nur aus Träumerei, Geschwurbel, Poesie und fantastischen Ideen resultierte bzw. nur darin zu finden sei, aber das haben die im Buch doch auch mit ihrem Soma...?! ...und wir haben das ohne Soma auch, nämlich im Fernsehen, in irgendwelchen Vergnügungsanstalten wie Discos, Partys und allerlei Gesellschaftssystemen, denen wir einen Wert beimessen, z.B. Arbeitsleben, Karriere, Mode und all diese Bereiche, in denen wir ne Nummer sind (oder auch nicht).
Das alles ist aber doch nur Lug und Trug und schöner Schein aka "Maya".
Warum Satan übrigens vor mir die Hüllen fallen ließ und seine wahre Nacktheit verdeutlichte, verstehe ich bis heute nicht.
www.RAFA.at
@Rafa
Zitat
Ja, ich komm nicht mehr zum Bloggen. Ich fotografier auch kaum noch. Ich hab irgendwie seit ungefähr einem Jahr in manchen Dingen einen völligen Lebenswandel vollzogen. Ich hör auch absolut gar keine Musik mehr - sie nervt mich - egal was. DAS wiederum beunruhigt mich jetzt wirklich, weil Musik war mir immer fürchterlich wichtig und ich habe früher IMMER Musik gehört, vom Aufstehen bis zum Einschlafen, bin sogar in der Arbeit nur mit Kopfhörer rumgedönst. Ja gut, ich werd bzw. bin alt geworden, aber da sind eine ganze Hand voll Phänomene, über die ich mich echt wundere. Na, ich nehm es mal so hin, vielleicht eröffnet es sich mir noch...
Das hat sicher seine Ursache. Aber wenn du einige Dinge nicht vermisst, dann sollte es dich nicht beunruhigen. Ich bin ja ungefähr in deinem Alter und kenne das. Vielleicht ist es einfach ein wenig Wehmut im Hinblick auf die Jugend. Einige Dinge verschieben sich, verlieren an Wichtigkeit und ich vermute, das Hormonkuddelmuddel um die Lebensmitte führt auch zu einiger Irritation. Du schriebst in irgendeinem thread mal, du hättest wenig Zeit, aber dafür genug Geld, um zu shoppen. Das kann natürlich nie ein Ersatz für Kreativität und Muße sein, Diese Art der Endorphinausschüttung ist ja nur temporär.
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Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?
Zitat von Elysia
u schriebst in irgendeinem thread mal, du hättest wenig Zeit, aber dafür genug Geld, um zu shoppen. Das kann natürlich nie ein Ersatz für Kreativität und Muße sein, Diese Art der Endorphinausschüttung ist ja nur temporär.
Wenn ich was will, nehme ich es mir und zwar sofort, genau! ...aber nun hab ich so ziemlich alles (zumindest alles, was ich will), es langweilt mich schon ... und damit sind wir direkt beim Thema, wunderbar, juhu!
Es geht nämlich darum, dass unsere Gesellschaft und Lebensform ja doch sehr der "Zivilisation" aus dem Buch entspricht: wir haben uns von familiären, traditionellen und auch sozialen Zwängen weitgehend befreit, unsere Pflichten haben sich minimiert (wenn ich nur an meine Mutter denk, oder gar an meine Oma: was die sich alles für Pflichten und Kasteiungen reingedrückt haben? ...von festem Tagesablauf, wann früh die Betten gemacht sein müssen und abends noch schnell der Abwasch bis hin zu Hausordnung oder Kinderkriegen und und und. Schauerlich!!) ... und außer das bisschen Arbeit tun wir größtenteils einfach das, was wir wollen (also zumindest ICH machs so).
Nur... was gibts denn zu wollen??
Zitat von Elysia
Ich bin ja ungefähr in deinem Alter und kenne das. Vielleicht ist es einfach ein wenig Wehmut im Hinblick auf die Jugend.
Richtig: als Youngster bin ich jeden Tag auf ner anderen Party tanzen gewesen und war so auf Achse, dass ich nie was vermisst hab. Aber seitdem das Nightlife (Ringel-Ringel-Orgie) und ICH nicht mehr wirklich zusammen passen, suche ich nach einem neuen Lebensinhalt ... und find irgendwie nix.
Dazu ist mir erst die letzten Tage nun ein Joke in den Sinn gekommen, nämlich:
"Woher weißt du, dass du auf einem Kirchentag bist?
Du siehst Hunderte von Frauen und keine gefällt dir!"
...aber genau so gehts mir irgendwie auch: ich sehe Hunderte von "Freizeitangeboten", aber keines gefällt mir, weil eins ist oberflächlicher und doofer als das andere. Ich wollte sagen: Diesen Dingen fehlt irgendwie "die Seele".
Das wiederum ist genau das Ding, was auch der Gesellschaft in dem Buch fehlt.
Und wiederum das ist ja das "Werk des Teufels", zumindest das Satan-Ahrimans: die Dinge entzaubern, hinterfragen, jeglichen Glauben ersetzen durch willentliche Interpretation, sich der puren Interpretation aber auch bewusst sein und die Zügel des Bewusstseins ordentlich selbst in der Hand zu halten - die totale Kontrolle durch den Menschen (hier: ich ). Ich habe ja lange genug genau daran gearbeitet und nun bin ich da endlich halbwegs durch. Und jetzt??
Ich habe das Wesentliche für mich entmystifiziert, die wichtigsten Mysterien und Rätsel für mich gelöst, die unwichtigeren Rätsel bieten mir keinen wirklichen Reiz. Den entzauberten Dingen fehlt die Bedeutung, sie rufen kein Echo im Inneren hervor, haben keinen Tiefgang. Fehlt da Liebe, Glaube, Illusion? Poesie und Geschwurbel? Gibts nicht noch was anderes? Was Satanisches, mein ich (drum diskutier ichs auch hier).
RE: Schöne neue Welt von Aldous Huxley
in Lobby 19.05.2016 22:06von kein Name angegeben • ( Gast )
"Jahr 2022 ... die überleben wollen" ist wohl die realistischste SciFi- Dystopie. Bei mir vor der Tür im Treppenhaus ist schon ein Aufenthaltsort für die Flutlichtlinge. Über die muss ich oft drübersteigen, um in die Wohnung zu kommen oder zu gehen. Warum geht es dir auf einmal finaziell so gut - Hast du bei dir auch welche einquatiert?
Auch ein guter Klassiker: Die Protokolle der Weisen von Zion.
Zitat
Es geht nämlich darum, dass unsere Gesellschaft und Lebensform ja doch sehr der "Zivilisation" aus dem Buch entspricht: wir haben uns von familiären, traditionellen und auch sozialen Zwängen weitgehend befreit, unsere Pflichten haben sich minimiert (wenn ich nur an meine Mutter denk, oder gar an meine Oma: was die sich alles für Pflichten und Kasteiungen reingedrückt haben? ...von festem Tagesablauf, wann früh die Betten gemacht sein müssen und abends noch schnell der Abwasch bis hin zu Hausordnung oder Kinderkriegen und und und. Schauerlich!!) ... und außer das bisschen Arbeit tun wir größtenteils einfach das, was wir wollen (also zumindest ICH machs so).
Nur... was gibts denn zu wollen??
Wenn du etwas willst, dann nimmst du es dir? Verrate mir dein Rezept! ;) Ich will immer irgendetwas oder irgendjemanden und stoße an meine Grenzen, hauptsächlich finanziell, aber gelegentlich stehe ich mir auch selbst im Weg. Es macht nicht glücklich, etwas zu wollen und daran zu scheitern. Aber wie ich lese, macht es auch nicht glücklich, nichts mehr recht zu wollen, weil man es bereits erreicht hat oder leicht erreichen könnte. Ich würde gerne mal mit dir tauschen, auch wenn es nur für eine Shoppingtour ist . Manchmal kann aber alles so einfach sein, z.B. wenn frau einfach nur Ruhe braucht, um dann wieder " zu wollen" ;)
Das Buch habe ich nicht gelesen, dazu kann ich nichts sagen. Hier gibt es so viele Anregungen, dass ich es bedauere, nicht wirklich eine Leseratte zu sein.
@RAFA
Zitat
...aber genau so gehts mir irgendwie auch: ich sehe Hunderte von "Freizeitangeboten", aber keines gefällt mir, weil eins ist oberflächlicher und doofer als das andere. Ich wollte sagen: Diesen Dingen fehlt irgendwie "die Seele".
Das wiederum ist genau das Ding, was auch der Gesellschaft in dem Buch fehlt.
Und wiederum das ist ja das "Werk des Teufels", zumindest das Satan-Ahrimans: die Dinge entzaubern, hinterfragen, jeglichen Glauben ersetzen durch willentliche Interpretation, sich der puren Interpretation aber auch bewusst sein und die Zügel des Bewusstseins ordentlich selbst in der Hand zu halten - die totale Kontrolle durch den Menschen (hier: ich ). Ich habe ja lange genug genau daran gearbeitet und nun bin ich da endlich halbwegs durch. Und jetzt??
Ich habe das Wesentliche für mich entmystifiziert, die wichtigsten Mysterien und Rätsel für mich gelöst, die unwichtigeren Rätsel bieten mir keinen wirklichen Reiz. Den entzauberten Dingen fehlt die Bedeutung, sie rufen kein Echo im Inneren hervor, haben keinen Tiefgang. Fehlt da Liebe, Glaube, Illusion? Poesie und Geschwurbel? Gibts nicht noch was anderes? Was Satanisches, mein ich (drum diskutier ichs auch hier).
Jetzt ist Bestandsaufnahme, Wandel und Neuorientierung. Vielleicht gründest du ein eigenes Freizeitangebot oder hinterfragst ein bisher ungelesenes Buch oder eine neue Thematik. Ich finde, du warst ja rückblickend doch sehr aktiv. Sei stolz! Ich fange jetzt erst richtig an, mich von allen Blutsaugern die mich umgeben, zu befreien (womit aber nicht meine Kids und meine Hunde meine). Mir ist auch alles zu blöd und ich fühle mich immer anders, egal wo ich aufschlage. Habe mich gerade ziemlich aus der BDSM-Szene zurückgezogen und geistere orientierungslos herum...but Satan loves me! Deshalb halte ich mich an ihn :)
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Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?
Zitat von Elysia
Wenn du etwas willst, dann nimmst du es dir? Verrate mir dein Rezept! ;)
öh ... du bringst mich jetzt echt in Verlegenheit, weil sollte ich vielleicht "Satan" sagen?
Naja, also ein paar Rezepte gibt es schon, aber ich weiß nicht, ob die nicht nur für MICH gelten...?
Beispielsweise habe ich - bez. der Männerwelt - schon als Teenie heraus gefunden, dass ich immer diejenigen Kerle kriegte, die ich NICHT haben wollte. Also war das ganz einfach: Ich wollte jeweils denjenigen, den ich im Prinzip wollte, dann halt einfach NICHT, habe mich in der Disse neben ihn gestellt und ihm das deutlich signalisiert, d.h. ihn einfach nicht beachtet und am besten noch mit einem anderen Kerl rumgeschäkert. Meistens dauerte es keine 10 Minuten bis er mich anquatschte. Dann abfahren lassen und hängen lassen bis er einem nur noch nachsteigt. Dann mitnehmen.
Das lässt sich auch auf andere Dinge übertragen, wie schon erzählt vor allem auf Jobs: müde bewerben, in abgefuckten Klamotten zum Bewerbungsgespräch gehen, signalisieren, dass man auf DEN Job gar keinen Bock hat, weil ist mir zu billig, außerdem hab ich noch 5 andere Jobs in Aussicht und Sie dürfen mich wieder anrufen, wenn Sie mir bessere Konditionen bieten, aber bitte nicht vor 13 Uhr und freitags überhaupt nicht. Wenn die dann anrufen, dann nicht hingehen. Bei der 2. Mailboxnachricht dann mal müde zurückrufen, natürlich erst am Nachmittag nach 13 Uhr. Dann Ultimatum setzen für Arbeitsvertrag unterschreiben, weil übermorgen hab ich eigentlich schon nen Vertragstermin bei der anderen Firma, den sage ich natürlich nur dann ab, wenn ich das Andere gefixt habe... Dann morgen unterschreiben und Job mitnehmen.
Satanismus spielt dabei eine sehr wichtige Rolle, denn man muss natürlich beherrschen, die eigenen Wünsche und Willensbestrebungen so zu sortieren, dass die wirkende Bewusstseinsoberfläche das widerspiegelt, was zum eigentlichen Ziel führt, das man in der dunklen Tiefe der Seele verborgen hat. Man muss praktisch den Paradigmenwechsel nicht nur vorspielen, sondern für einen festgesetzten Zeitraum auch wirklich LEBEN.
Besonders einfach lässt sich dieses umgedrehte Zielbestreben anwenden in Bereichen, wo andere Leute mit Macht, Dominanz und Autorität agieren - von sowas rate ich, Abstand zu nehmen. Untergebenen gibt man weder Anweisungen noch droht man ihnen, sondern man schenkt ihnen was (z.B. zu Weihnachten einen Schokoladennikolaus und einen Tannenzweig mit Lametta, im Wert von max. 5 €), man bittet sie um die Dinge, die sie ausführen sollen, und am besten verweist man auf die eigene, völlig "verzweifelte" Lage und dass man doch aufgeschmissen wäre, wenn die jetzt nicht dies&das täten. In 90% aller Fälle tun die dann genau das, was man will und sagen noch "danke", dass sie es haben tun dürfen. In den restlichen 10% muss man das Ding dann halt mit Gewalt durchsetzen, jammert den Untergebenen dabei aber voll, dass man ja nicht mehr anders konnte: "Ja, was hätte ich denn sonst tun sollen?" Die Worte "Gegenwehr" oder gar "Rache" kann man dann komplett aus dem Wortschatz streichen .
Vielleicht liegt alles auch ein wenig an meiner persönlichen These, dass man eigentlich grundsätzlich das kriegt, was man wirklich will - nicht nur ich, sondern alle. Es ist nur die interessante Frage, was man denn will? Man will oft sehr komische Sachen, z.B. seinen Eltern beweisen, dass sie einen Scheiße erzogen haben, weil man ein kompletter Loser geworden ist, "da, schaut doch her und ihr seid schuld, waah, kra kra kra!" Tatsache: solche Sachen will man manchmal! Darüber sollte man sich im Klaren werden und dann natürlich entscheiden, ob man mit diesem seinen Willen einverstanden ist und ihn jetzt mal in vollen Zügen genießt ("oh, was BIN ich aber auch für ein schrecklicher Loser *heul heul heul*!"), ob man das mal ne Weile ausleben mag und es dann satt hat oder ob man es vielleicht gleich anders machen sollte und wie man denn mit diesem seltsamen Willen jetzt weiter verfährt, z.B. umwandeln in eine vernünftigere Richtung oder den "destruktiven" Willen vielleicht zwar ausleben, aber dann Kapital/Potenzial draus schlagen, oder oder oder.
Ja klar, auf diese Weise kann man eigentlich nur grundsätzlich die Lebensformel durch das Ergebnis lösen, dass ich alles kriege, was ich will oder in der besten aller Welten lebe . Das hab ich jetzt eben eine gute Weile gemacht und nun bin ich erstaunlicherweise an einen Punkt des Nichtmehrwollens angekommen: Es gibt nix mehr, was ich will! ...jedenfalls sehe ich grad nix.
Klar gibt es in mir jeden Tag erneut einen Willen nach Futter in Form von Hunger, aber den stille ich halt dann und fertig - wir sind wieder beim Thema, denn auch das ist wesentliches Kriterium in dem Buch, dass Bedürfnisse nie lang brauchen bis sie gestillt werden und daher gar keine tieferen Sehnsüchte auftauchen und alle Menschen immer glücklich sind. Hier ist ein Fehler im Buch, denn das stimmt nicht: Bedürfnislosigkeit/Sättigkeit bedeutet nicht gleich glücklich sein!
Das wiederum finde ich nun auch für den Satanismus ganz wichtig und auch für unsere heutige Gesellschaft, weil es stellt sich (diesmal aus nichtprofaner Perspektive) die Frage nach dem Sinn des Lebens bzw. nach dem Ziel und dem großen Wofür, d.h. was will ich'n hier nun überhaupt? Der Aufwand zu leben ist ja mitunter doch recht hoch und ich will auch was dafür zurück! ...nur WAS?
Die Befriedigung von Lüsten und die Vermeidung von Unlüsten ist NICHT der Inhalt des Lebens, sondern nur dessen Triebfeder! Zumindest in MIR ist da noch ein weiteres Bedürfnis, das eben darüber hinaus geht. Lust, Sex, Party und Kragen-voll-haben ist freilich ganz nett, aber es erfüllt mich nicht.
Diese Unerfülltheit sehe ich bei den noch denkenden Typen aus dem Buch (Bernard, Helmholtz und natürlich der Wilde), ich sehe sie (zumindest in latenter Form) in unserer Gesellschaft und sie ist mir ganz besonders vor allem in mir selbst bewusst.
Ja und damit wieder die Ausgangsfrage: was ist es? Religion, Ideologie, Liebe, Illusion, Bedeutungszuordnung, Moral? Wer bietet mehr bzw. wer bietet was Pragmatisches?
Zitat von Elysia
nichts mehr recht zu wollen, weil man es bereits erreicht hat oder leicht erreichen könnte.
ja, so ist es.
Dazu muss ich noch sagen: Ich bin kein Millionär! Ich bin bloß materiell bescheiden .
Zitat von Elysia
wenn frau einfach nur Ruhe braucht, um dann wieder " zu wollen"
Durchaus! Aber prinzipiell ist auch DAS nur wieder das alte System von Hunger + Sättigung (meinem Willen wurde entsprochen, ich muss warten bis ich wieder wollen will). Ich kam ja soeben zu dem Schluss, dass es DAS nicht sein kann... und da eben noch was Anderes sein müsste...?
Zitat von Elysia
Vielleicht gründest du ein eigenes Freizeitangebot ode
Ja, das wirds wohl sein...
Es war in meinem Leben schon immer so, dass ich alles selber auf die Beine stellen musste, was ich wollte. Ein Beispiel ist auch dieses Forum: ALs ich vor 20 Jahren noch im Ami-Forum der Church of Satan mitdiskutierte und derweil auf der Suche nach einer entsprechenden deutschsprachigen Plattform war, aber keine fand, wurde ich wütend und sagte mir eines Tages: "Jetzt reichts, dann mach ich halt selber ein Forum auf!" Da hab ich das alte parsimony-505er ins Leben gerufen, das jetzt in diesem Forum hier seine Fortführung gefunden hat.
Das ist wohl mein Schicksal, sämtliche Räder meines Lebens selber erfinden zu müssen. Hm.
RE: Schöne neue Welt von Aldous Huxley
in Lobby 11.06.2016 17:27von Sleepwalker • | 499 Beiträge
Zitat
Es war in meinem Leben schon immer so, dass ich alles selber auf die Beine stellen musste, was ich wollte. Ein Beispiel ist auch dieses Forum: ALs ich vor 20 Jahren noch im Ami-Forum der Church of Satan mitdiskutierte und derweil auf der Suche nach einer entsprechenden deutschsprachigen Plattform war, aber keine fand, wurde ich wütend und sagte mir eines Tages: "Jetzt reichts, dann mach ich halt selber ein Forum auf!" Da hab ich das alte parsimony-505er ins Leben gerufen, das jetzt in diesem Forum hier seine Fortführung gefunden hat.
Cool, ich musste mir meine satanistischen Partys, Zeitschriften und Gruppen auch immer selbst erfinden und organisieren...
P.S.: Danke für das Forum. Ich hatte auch einmal so etwas in Betrieb und kenne die scheiß Arbeit...
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