Zitat von RAFA im Beitrag #28
äh ... ich könnt jetzt auch googeln, aber ich FRAG lieber erst mal: Nero-Redivivus? Hab ich noch nie gehört! Die Christen glaubten echt, der tote Nero könnte als irgendein Geist oder Dämon wieder zurück kommen? Ja und der liebe Gott? Wollte der da nicht helfen? Oder wie stellten die sich das vor?
Dass sich der ersten Zuhörer der Johannesapokalypse tatsächlich so viel rational vorstellten im Sinn einer ideologischen Bauanleitung für die "apokalpytischen Wehen", kann ich mir wieder kaum vorstellen. Die damaligen Menschen waren ja nicht in den Zeugen Jehovas vergleichbaren Gruppen organisiert. Liest man die Paulusbriefe, erhält man lebhafte Eindrücke über Sorgen und Nöte der Urchristen in Kleinasien. Es gab zur Zeit der Entstehung dieser Apokalypse bekannterweise noch kein Kino oder Fernsehen. Theater aber durchaus. Trafen sich solche Gemeinden im Verborgenen (Mitgliedschaft führte nicht selten zu öffentlichen Hinrichtungen), erfüllte die Verlesung der Apokalpse in etwa die Funktion eines enorm suggestiven kosmischen Dramas, das von den logischen Handlungsabläufen her wie ein psychodelischer Horrortripp für die ganze Gemeinde gewirkt haben muss. Das Happyend (Himmlisches Jerusalem) nach all den Horrorfilmen darin ist besonders wichtig. Die Abläufe davor waren ein gewissermaßen literarisch-cineastisches Brainstorming, das durchaus vergleichbar wäre mit heutigen magisch-phantastischen Kinoregisseueren wie z. B. Tarkowskij. Am Ende dürften die Zuhörer von der gewaltigen Bilderflut gestärkt und benebelt worden sein. Aber durch die gewaltige Kraft in den geschilderten Bildern für die damalige bedrängte Zeit (Christenverfolgungen) eben selbstbewusster gemacht, denn die Bildinhalte sprachen ja nicht von zukünftigen Ereignisse, sondern deuteten ihre Zeit und schilderten poetisch, dass diese Leiden sinnvoll gewesen sein sollten. Die Offb. war großes antikes Kino für Urchristen in Kleinasien, keine Bastelanletung für Zeugen Jehovas.