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Seltsam, wenn ich meine Beiträge so lese, scheint mir, daß ich gar nicht behauptet habe, jemand hätte Schmitz verteidigt. Da projiziert mal wieder jemand kräftig in meine Aussagen hinein, was er darin lesen möchte.
Zum Thema Studiokosten habe ich ein konkretes Beispiel genannt, weil das mal gerade bekannt ist. Bekannt bedeutet soviel wie "in Zahlen quantifizierbar". Und bei der Band und beim Debüt kann nun wirklich nicht von einem großen Studio ausgegangen werden, und so extrem fett ist der Sound auch nicht. Aber Hauptsache vollkommen sinnfrei über Geschmack gelästert, danke für den großartigen Beitrag.
~ a star is nothingness disguised as light ~
Zitat von Daelach
Seltsam, wenn ich meine Beiträge so lese, scheint mir, daß ich gar nicht behauptet habe, jemand hätte Schmitz verteidigt. Da projiziert mal wieder jemand kräftig in meine Aussagen hinein, was er darin lesen möchte.
Zitat aus Deinem Beitrag von 17.49 Uhr:
"Das ist etwas einseitig und hat keineswegs NUR mit imperialen Machtansprüchen zu tun.
Kurzzusammenfassung: Megaupload war nicht einfach nur eine Firma in Hong Kong, deren Dienste zufällig von ein paar US-Amerikanern in Anspruch genommen wurden, sondern MU hat sich ganz gezielt in die USA begeben: Es geht um hunderte Server, die MU in den USA angemietet hat, es geht um Werbung in den USA, es geht um Millionenbeträge, die in und aus den USA geflossen sind (und das auch noch über das US-Unternehmen Paypal). Da kann keine Rede mehr davon sein, daß MU nicht genau wußte, daß sie ein ziemlich fettes Geschäft in den USA betreiben und sich deswegen auch der US-amerikanischen Rechtsprechung aussetzen.
Es geht also keineswegs darum, daß die USA ihre Schergen gegen irgendeine Firma losjagen, die mit den USA gar nichts zu tun haben."
Da Du meinen Beitrag kommentiert hast, lag die Vermutung nahe, dass sich "keinesfalls" und "einseitig" auch auf eine Fehleinschätzung des Sachverhalts bezieht, die Du in meinen Aussagen entdeckt haben willst. Da ich mich aber nicht auf Schmitz und Megaupload als solche, sondern die Legitimation der Forderungen seitens der US-Unterhaltungsindustrie und die Art und Weise der Umsetzung durch US-Regierungsstellen bezog, denn immerhin war Schmitz im SOPA-Thema nur eine Fußnote, habe ich die Anklage gegen Schmitz sachspezifisch auch nicht kritisiert. Von daher bezog sich auch meine Aussage zu "Wildwest im Internet" nicht unmittelbar auf die Anklagepunkte gegen Schmitz oder deren Legitimität, sondern die Art des Zugriffs, die auch Unbeteiligte nicht ungeschoren läßt, die legal Dateien tauschen.
Hinzu kommt, dass es dennoch ein Armutszeugnis für die bundesdeutsche Regierung ist, dass sie, unabhängig vom Tatbestand, ihre Bürger im Ausland vor Gericht stellen läßt, ohne einzugreifen. Das hatten wir auch schon mit dem Fall Kurnaz. Es spricht nicht eben für Autonomie eines Staates, der gleichzeitig selbst ausliefert, sobald bestimmte Staaten das von ihm fordern.
Zitat von Daelach
Zum Thema Studiokosten habe ich ein konkretes Beispiel genannt, weil das mal gerade bekannt ist.
Da interpretierst Du aber etwas hinein, was bei einer genaueren Überprüfung des Sachverhalts als Irrtum zu entlarven ist.
1. Darkthrone nutzten ihren Sound nicht, weil sie es nicht anders hätten machen können, sondern weil es ihr Markenzeichen und Ansatz war, ihn so klingen zu lassen. Andere Gruppen aus dieser Zeit, teilweise weitaus unbekanntere, hatten aber trotz niedriger Budgets einen deutlich transparenteren Sound, bsplw. Suffering aus Norwegen, die ich als Vergleich heran ziehe, weil sie ihr Album ebenfalls 1994 einspielten. Im finnischen oder niederländischen Death- bzw. Doom Metal wurde zu genau dieser Zeit ebenfalls sehr kostengünstig, aber weitaus "fetter" produziert.
2. Children of Bodom nahmen ihr erstes Album auf, als sie noch unter dem Namen IneartheD mit einer belgischen Plattenfirma kooperierten, die nicht einmal in der Lage war, die Studiokosten zu erstatten, also investierte man selbst und wechselte später zu Spinefarm Records. Das hatte aber zur Folge, dass man das Astia-Studio wählen musste, das man unter anderen Umständen sicherlich nicht gebucht hätte, weil man mit einem vernünftig arbeitenden Label sicherlich ins Ausland gegangen wäre. Folglich hätte auch das Budget bei einer anderen Studiowahl niedriger gelegen haben können, es war von daher nur aufgrund der Probleme mit dem belgischen Label so hoch, sofern die Angaben überhaupt stimmen bzw. sich nur auf die Studiokosten beziehen. Alexi Laiho sagte nämlich mal im "Ablaze", dass der Betrag die Produktion von 1000 CD´s inkludierte, die man selbst pressen ließ.
Ich kann Dir einen Haufen Veröffentlichungen aus genau dieser Phase zu Beginn der 90er nennen, die trotz Demo-Stadium bzw. Kooperation mit winzigen Labels einen transparenten Sound aufweisen. Man hatte das Problem nur in den 80ern, wo es aber auch noch keine auf extreme Musik spezialisierte Studios gab. Auch heute gibt es diverse kleine Studios, bsplw. das von Dunkelwald Productions. Und höre Dir mal das letzte Album von Ulfsdalir an (Bilsteinfeuer). Da weiß ich aus Gründen, die Dir geläufig sein dürften, sehr genau, wie die Produktion entstanden ist. Sehr günstig, aber dennoch sehr transparent.
Von daher trifft das Argument nur dann zu, wenn man entweder Big Bands oder etliche Produktionen parallel im Studio produzieren will.
Zitat von Daelach
Aber Hauptsache vollkommen sinnfrei über Geschmack gelästert, danke für den großartigen Beitrag.
Bitte schön.
Zitat von SK
Da Du meinen Beitrag kommentiert hast, lag die Vermutung nahe, dass sich "keinesfalls" und "einseitig" auch auf eine Fehleinschätzung des Sachverhalts bezieht, die Du in meinen Aussagen entdeckt haben willst
ah, DARAUF bezogst Du Dich. Wäre einfacher gewesen, Du hättest das gleich gequotet.
Nunja, Fakt ist, daß Urheberrechtsverletzungen in Verträgen der Länder untereinander geregelt sind, und Fakt ist außerdem, daß MU in großen Stil in den USA tätig war. Darauf bin ich ja ausführlich eingegangen, wie die USA überhaupt dazu kommen können, gegen einen in Neuseeland sitzenden Deutschen mit einer Honkonger Firma vorzugehen. Nur muß man hier schon genau unterscheiden, was man eigentlich kritisiert. Legal war die Aktion soweit durchaus, d.h. die Illegalität kann man nicht kritisieren. DASS die Aktion überhaupt legal ist, weil es eben entsprechende Gesetzgebung überhaupt auch außerhalb der USA gibt mitsamt der entsprechenden willigen Kooperation, DAS sehe ich als Problem. Auf den Punkt gebracht: Es ist nicht so, daß es Wildwest wäre. Es ist noch viel schlimmer, nämlich kein Wildwest!
Ich fand das Zitat von TPB, das Sicarius gepostet hat, da sehr treffend, und Deine Anmerkung mit Star Wars ging ja auch genau in diese Richtung.
Sicher sind von der MU-Schließung auch Leute betroffen, die nur legalen Inhalt hatten. Allerdings ist der ganze MU-Fall gerade darauf aufgebaut, daß interne Mails rausgeleckt sind, aus denen ziemlich deutlich hervorgeht, daß UHG-Verletzungen keineswegs nur unbeabsichtigter "Mißbrauch" des Dienstes war, sondern gerade das Geschäftsmodell. Rapidshare wurde auch schon von den Copyrighttrollen verklagt, hat aber die Prozesse gewonnen - weil der Fall bei denen nämlich deutlich anders gelagert ist, obwohl das auch ein Sharehoster ist und jede Menge urheberrechtlich illegales Material online hat.
Daß die BRD ausliefert, sehe ich in der Tat auch als ein Problem. Das war kurioserweise noch bis Anfang der nuller Jahre kein derartiges Problem, aber seitdem wurden die Gesetze deutlich zum Nachteil deutscher Bürger verändert. Allerdings wurde dies nicht von einer Besatzungsregierung gemacht, wie wir sie kurz nach dem 2. WK hatten, sondern von genau den Verräterparteien, die das GG laufend mit Füßen treten, aber dennoch mit überwältigender Mehrheit immer wieder gewählt werden.
Zeigt sich übrigens sehr deutlich darin, daß die USA zwar Auslieferung anderer haben wollen, aber sobald es um ihre eigenen Leute geht (z.B. Soldaten mit Kriegsverbrechen), mauern sie. Nur wird dieses Problem sich in nicht allzulanger Zeit auch von selber erledigen, wiel die USA eine Supermacht auf dem absteigenden Ast sind. Weder ökonomisch noch militärisch sind sie noch in der Lage, ihren Status zu halten. Deren Außenhandelsdefizit wird über kurz oder lang auch den Dollar implodieren lassen, und dann ist endgültig Schicht im Schacht.
Zitat
1. Darkthrone nutzten ihren Sound nicht, weil sie es nicht anders hätten machen können
Das ist irrelevant dafür, daß ein "Garagensound" nunmal so oder so deutlich günstiger zu machen geht, egal ob es am Können oder am Wollen liegt. Der Punkt daran ist aber, daß so ein Sound nunmal nicht zu jeder Musik paßt. Beispielsweise finde ich das Remake der Stormblast ziemlich gruselig, weil die recht dünne originale Produktion einfach zur Musik paßte - aber wenn Amon Amarth in dem Stil produzieren würden, wär das eher daneben. Wenn man aber keinen "Garagensound" haben will, dann kostet das eben auch Geld. Und die Grundfrage ist, wie bereit junge Startups sind, mal eben vierstellige Beträge auf eigenes Risiko zu schultern.
Zitat
Das hatte aber zur Folge, dass man das Astia-Studio wählen musste, das man unter anderen Umständen sicherlich nicht gebucht hätte, weil man mit einem vernünftig arbeitenden Label sicherlich ins Ausland gegangen wäre.
Aber das ist doch gerade wieder das Problem! Wenn man Labels als Copyrightmafia überflüssig machen will, dann kann man nicht auf vernünftige Labels bauen, sondern muß ganz ohne auskommen. Zwar hätte dann das Studio günstiger gewesen sein können, aber andererseits hätte man auch deutlich höhere Reise- und Aufenthaltskosten im Ausland. Tatsache ist, daß hierbei nicht unerhebliche Kosten entstehen, die irgendjemand erstmal vorstrecken muß.
Ansonsten kenne ich die Story so, daß CoB 1000 Exemplare selber verkaufen mußten - nicht pressen. Letzteres wäre auch sinnlos gewesen, weil die Einrichtung einer CD-Pressung eh einmalige Kosten sind und es daher unsinnig wäre, die Band 1000 CDs pressen zu lassen und das Label danach NOCHMAL. Zumal in dem Fall die Frage wäre, was denn das Label ÜBERHAUPT getan hätte, eigentlich wäre der ganze Deal dann sinnlos gewesen.
Zitat
Und höre Dir mal das letzte Album von Ulfsdalir an (Bilsteinfeuer). Da weiß ich aus Gründen, die Dir geläufig sein dürften, sehr genau, wie die Produktion entstanden ist. Sehr gündtig, aber dennoch sehr transparent.
Jo, ist angemessen räudig, ohne daß es aber zu Müll würde (hab bei YT mal reingehört). Allerdings kannste so eine Produktion z.B. für Bands wie Amon Amarth direkt vergessen. Deswegen sag ich ja, nicht zu jeder Musik paßt so ein Sound. Und selbst bei Amon Amarth, die hab ich noch auf dem UTBS damals auf dem alten Russenbunkergelände gesehen, da hatten sie gerade mal die Golden Hall draußen - die nachfolgenden Alben klangen dann aber noch deutlich fetter. So nen Sound machst nicht mal eben auf die Schnelle. Und ich glaube nicht wirklich, daß künftig alle nur noch Soundproduktionen wie im Blackmetal hören wollen - ganz besonders nicht die, die gar nicht auf Blackmetal stehen. Ich stell mir gerade mal alte Nightwish mit BM-Sound vor.. nee, ich glaub nicht, daß das so aussichtsreich wäre.
Bleibt also für Musik eigentlich nur noch die Kreditgeberfunktion eines Labels, die den Bands überhaupt noch was nutzt, den Rest wird man übers Netz machen können. Außerdem könnte es natürlich ein Problem sein, falls junge Künstler immer noch denken, ein Plattenvertrag sei was Großartiges.
Für Filme ist das noch wieder was anderes, weil es dort um noch wesentlich größere vorzustreckende Summen geht. Man kann trefflich drüber streiten, ob Hollywood nicht eigentlich nur immer dieselbe Suppe aufrührt, so daß das eigentlich auch kein Verlust wäre, aber die eingespielten Summen bezeugen doch eine gewisse Nachfrage beim Massenpublikum.
~ a star is nothingness disguised as light ~
überigens sehe ich das Sneakernet auch wieder stark im Kommen, und zwar aus dem ganz einfachen Grund, daß für Privatleute der Speicherplatz weitaus schneller gewachsen ist als die Bandbreite, und ganz besonders, was den Upload angeht. Dieser wird sich auch nicht wesentlich ändern, weil die Asymmetrie der Privatzugänge ganz wesentlich an der Kostenstruktur des Interconnects bei den Providern liegt. Diese müssen für Traffic bezahlen, der aus ihrem Netz RAUSgeht, nicht aber für den, der REINgeht.
Wenn mal mal von der momentanen Thailandproblematik absieht, dann kriegt man ne externe USB3-Platte mit 2TB für 100 Euro, und das wird auch noch sinken. Wenn man sich mal die Zeit für den Upload so einer Datenmenge über ADSL ansieht und das mit USB3 vergleicht, dann ist auch klar, worauf das hinausläuft. Selbst wenn die Copyrighttrolle auch noch das Usenet abgeklemmt bekommen sollten, den privaten Tausch kriegen sie nicht unterbunden. Einzig das Verbreitungstempo würde ein wenig reduziert, aber das auch nur solange, wie das nicht koordiniert mit Tauschparties abgeht (und im Gegensatz zu früher kann man sich dazu heute übers Netz verabreden). Außerdem würde dann zwar nicht so oft getauscht, dafür aber wesentlich mehr auf einen Rutsch.
Die Bandbreite des Sneakernet mit heutigen externen Platten ist selbst unter Einberechnung von Fahrzeiten erheblich höher als übers Netz. Insofern tun die Copyrighttrolle sich da nicht wirklich einen Gefallen, wenn sie die Kopien aus dem Netz drängen.
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Zitat von Daelach
Nunja, Fakt ist, daß Urheberrechtsverletzungen in Verträgen der Länder untereinander geregelt sind, und Fakt ist außerdem, daß MU in großen Stil in den USA tätig war. Darauf bin ich ja ausführlich eingegangen, wie die USA überhaupt dazu kommen können, gegen einen in Neuseeland sitzenden Deutschen mit einer Honkonger Firma vorzugehen. Nur muß man hier schon genau unterscheiden, was man eigentlich kritisiert. Legal war die Aktion soweit durchaus, d.h. die Illegalität kann man nicht kritisieren. DASS die Aktion überhaupt legal ist, weil es eben entsprechende Gesetzgebung überhaupt auch außerhalb der USA gibt mitsamt der entsprechenden willigen Kooperation, DAS sehe ich als Problem. Auf den Punkt gebracht: Es ist nicht so, daß es Wildwest wäre. Es ist noch viel schlimmer, nämlich kein Wildwest!
Mir ging es aber nicht darum, dass oder ob die USA ihre Kompetenzen dahingehend überschreiten, sondern dass überhaupt wieder Radikallöschungen erfolgen und die Bundesregierung wieder einmal den Arsch nicht aus dem Sessel bekommt, einen aus der BRD stammenden Bürger vor dem ungehemmten Zugriff der USA zu schützen. Was dann gemäß der lokalen Rechtsprechung legal ist oder nicht, ist eine andere Sache, denn Gesetzgebungen sind mir erstens egal, und zweitens auch nicht immer sinnvoll oder nachvollziehbar, auch nicht dem vermeintlichen Sinn nach. Wenn man dahinter aber die Interessen der Lobby erkennt, ohne erst gründlich nachsehen zu müssen, erklärt sich meine Kritik auch anhand dieser Hintergründe.
Es ist nun einmal Heuchelei. Die Unterhaltungsriesen nagen nämlich keineswegs am Hungertuch, und wie Xarvic bereits verlinkte, geht es denen auch nicht wirklich darum, Aktivisten bzw. Künstler angemessen auszahlen zu wollen, denn das geschieht eh nur auf solider Verhandlungsbasis, wenn es sich bereits um Stars mit Marktwert handelt. Alle anderen werden schlicht und ergreifend verkauft bzw. sind naiv genug, sich für die erwünschte Popularität verkaufen zu lassen. So gesehen sind das also Prostituierte, und wenn ich oben Kommentare zu Tekkno-Mixern gepostet habe, dann in erster Linie aus zwei Gründen. Nämlich erstens, dass Produzenten aus diesem Bereich in erster Linie Zuhälter sind, denen es ausschließlich um Gewinnmaximierung geht, die also mit der Industrie Hand in Hand gehen, und zweitens, weil der vergleichsweise geringe Aufwand in der Produktion das Argument nicht ernsthaft rechtfertigt, man fahre durch Piraterie dermaßen gravierende Verluste ein, dass man genau diesen Aufwand nicht mehr stemmen könnte. Auch das ist blanker Hohn, wenn man sich überlegt, wie diese Produktionen entstehen. Bei einem Symphonieorchester könnte ich das nachvollziehen, aber nicht bei Tekkno-Mixern.
Wenn sie Millionengewinne einfahren WOLLEN, unabhängig von der Frage, ob sie es MÜSSEN, damit sich der Aufwand rechnet, dann gestehe ich ihnen das ja zu, ist ja schließlich ihre Motivation. Aber dann sollen sie nicht mit derartigen Scheinargumenten daher kommen, um die Verletzung der Persönlichkeitsrechte zu legitimieren, sondern ehrlich sagen, dass sie massiv abkassieren wollen. Oder nimmst Du es einem JC oder Timbaland ab, dass die am Hungertuch nagen?
Zitat von Daelach
Das ist irrelevant dafür, daß ein "Garagensound" nunmal so oder so deutlich günstiger zu machen geht, egal ob es am Können oder am Wollen liegt. Der Punkt daran ist aber, daß so ein Sound nunmal nicht zu jeder Musik paßt. Beispielsweise finde ich das Remake der Stormblast ziemlich gruselig, weil die recht dünne originale Produktion einfach zur Musik paßte - aber wenn Amon Amarth in dem Stil produzieren würden, wär das eher daneben. Wenn man aber keinen "Garagensound" haben will, dann kostet das eben auch Geld. Und die Grundfrage ist, wie bereit junge Startups sind, mal eben vierstellige Beträge auf eigenes Risiko zu schultern.
Nein, es kostet eben nicht zwingend so viel Geld, wie Du hier suggerierst, das habe ich nun mehrfach angerissen. Und Beträge im Tausenderbereich sind nicht mit den Forderungen der US-Industrie zu vergleichen. Du verwechselst hier die Frage nach einem adäquaten Aufnahme-Equipment mit der nach einem Studio, denn ersteres ist heutzutage schon für wenige hundert Euro zu bekommen. Alles ist komprimierter, technisch ausgereifter und grundsätzlich verfügbar geworden. Einige meiner Bekannten aus der Szene gehen in überhaupt kein Studio mehr, es sei denn mit Nebenprojekten, wo die anderen Mitglieder darauf bestehen bzw. eigene Studios haben.
Hinzu kommt, dass die Vergleiche u.a. mit Amon Amarth einen wichtigen Faktor auslassen, nämlich den, dass Gruppen dieser Garnitur gar nicht zwingend "besser" produzieren, sondern erstens ganz anders abgemischt und zweitens getriggert wird. Das klingt dann "sauberer", ist aber im Grunde nur eine klinische Bereinigung bestimmter Anschlagsklänge bzw. Resonanzen. Bsplw. haben Ancient einige ihrer frühen Sachen transparent eingespielt, nur eben rein gar nichts getriggert oder im Studio nachbearbeitet. Obwohl der Klang somit "sauber" ist, denken viele Leute, er sei es nicht, weil man klinische Studioproduktionen mittlerweile gewohnt ist. In den 70ern und 80ern war das noch anders, sogar bei Veröffentlichungen von Mike Oldfield, wo man Anschläge sehr deutlich hörte. Er glich das dann mit Hall aus, es wirkte also eher wie Bestandteil der Komposition. Und als solcher werden diese Effekte auch teilweise in der extremen Musik genutzt.
Es hängt u.a. mit dem jeweiligen Label und dessen Support für die Gruppen zusammen. Amon Amarth sind Rockstars, die mit eigenem Tourbus und Merchandise überall auftreten, folglich muss für sie mehr Kohle investiert werden als für Ulfsdalir. Und es hängt natürlich mit der Frage zusammen, ob ein Label international operiert und eigene Vertriebe betreibt. Auch hier sehen die Musiker selbst, je nach Vertragsbedingungen, eher weniger von der erwirtschafteten Kohle.
Ich nehme mal das Ulfsdalir-Argument vorweg, denn was Du bei You Tube gesehen hast, dürfte ein Stück von CD 2 oder 3 sein, denn nur da ist die Produktion räudig. Auf CD 1 ist sie transparent, was Du hier zumindest erahnen kannst. Leider ist die dort hochgeladene Datei qualitativ für den Hintern, darum habe ich es vorher auch nicht verlinkt. Da ich ja O-Bänder und die CD selbst kenne, kann ich noch einmal versichern, dass hier außergewöhnlich stark auf Transparenz gesetzt wurde, und zwar ohne Studio. Und das ist nicht das einzige Beispiel.
Zitat von Daelach
Aber das ist doch gerade wieder das Problem! Wenn man Labels als Copyrightmafia überflüssig machen will, dann kann man nicht auf vernünftige Labels bauen, sondern muß ganz ohne auskommen. Zwar hätte dann das Studio günstiger gewesen sein können, aber andererseits hätte man auch deutlich höhere Reise- und Aufenthaltskosten im Ausland. Tatsache ist, daß hierbei nicht unerhebliche Kosten entstehen, die irgendjemand erstmal vorstrecken muß.
Mit "vernünftigem" Label meinte ich, dass es seine Zusagen einhält, nicht dass es finanzkräftig sein muss. Und das war bei dem belgischen Label nun einmal nicht der Fall. Je nach Bekanntheitsgrad von Label und Gruppe kann man auch Auslandsauftritte recht günstig finanzieren, wenn man nämlich bsplw. mit anderen Labels kooperiert, ohne sich dem Diktat der "großen" zu unterwerfen. Darum gibt es auch so viele Labelkooperationen, sei es in den 90ern oder aktuell. Damit bleiben diese Labels dann von der Industrie unabhängig, können aber dennoch kleinere Touren im Ausland tragen. So verschlug es auch mich selbst u.a. mit Convulse und Burial (NL) Mitte der 90er mal ins Ausland für Konzerte, der finanzielle Aufwand blieb dabei aber, trotz sauberer Organisation, bei wenigen hundert D-Mark (ich meine, es waren 600, aufgeteilt auf drei Gruppen).
Wenn bsplw. Norweger in Schweden produzieren ließen, entstanden auch keine derart brachialen Kosten, wie man das annehmen würde. Selbst ein Oystein Aarseth zuckelte regelmäßig mit seiner vollgepackten Minikarre nach BRD oder Schweden, ohne da groß Kohle verballern zu müssen. Den Großteil der Kohle gab er für seinen gewaltigen Coca Cola-Konsum aus.
Zitat von Daelach
Ansonsten kenne ich die Story so, daß CoB 1000 Exemplare selber verkaufen mußten - nicht pressen. Letzteres wäre auch sinnlos gewesen, weil die Einrichtung einer CD-Pressung eh einmalige Kosten sind und es daher unsinnig wäre, die Band 1000 CDs pressen zu lassen und das Label danach NOCHMAL. Zumal in dem Fall die Frage wäre, was denn das Label ÜBERHAUPT getan hätte, eigentlich wäre der ganze Deal dann sinnlos gewesen.
Nene, Du hast es nicht richtig gelesen. Das Label hat ja keine einzige seiner Zusagen eingehalten, also auch keine CD´s gepresst. Darum wurde die Aufnahme der CD zuerst unter anderem Namen eigenfinanziert, dann wechselte man den Namen, eben auch, um erst gar nicht mehr mit den Belgiern ins Gehege zu geraten, um erst dann bei Spinefarm zu unterschreiben. Aber denen schickten sie ja bereits eine CD als Promo. So zumindest sagte es Alexi Laiho selbst. Ob es stimmt, ist eine andere Frage, denn Zweifel an der Geschichte wurden auch schon geäußert.
Zitat von Daelach
Bleibt also für Musik eigentlich nur noch die Kreditgeberfunktion eines Labels, die den Bands überhaupt noch was nutzt, den Rest wird man übers Netz machen können. Außerdem könnte es natürlich ein Problem sein, falls junge Künstler immer noch denken, ein Plattenvertrag sei was Großartiges.
Es wird heute ja bereits großflächig von Untergrundgruppen auf ihren eigenen Seiten Material angeboten, einige davon habe ich in der Vergangenheit im Forum vorgestellt. Der Plattenvertrag ist nur noch für Gruppen von Interesse, die Erfolg haben wollen, also auch finanziell. Das sei ihnen ja auch zugestanden, aber notwendig ist eine physische Veröffentlichung nicht mehr, wenn man "nur" Musik machen und unter die Leute bringen will.
Und auch das wurde nun u.a. durch die Aktion gegen Megaupload unterbunden, denn dort lagerten etliche Dateien, die Gruppen selbst hochgeladen haben.
Zitat von SK
Mir ging es aber nicht darum, dass oder ob die USA ihre Kompetenzen dahingehend überschreiten, sondern dass überhaupt wieder Radikallöschungen erfolgen
Naja, das ganze Unternehmen wird dichtgemacht. Diesmal geht es nicht um einzelne beanstandete Dateien, so wie sonst, sondern es geht darum, daß das Unternehmen als Ganzes schlicht illegal war. Ansonsten hat man die Dateien ja schließlich auch noch sowieso auf dem Rechner und lädt sie dann eben woanders hoch, Rapidshare beispielsweise steht völlig anders da (aus guten Gründen). Es ist natürlich ärgerlich, ja, aber Sharehoster sind kein Backup, und sie garantieren auch nicht für die Datensicherheit.
Aus den AGB von Rapidshare exemplarisch: "RapidShare garantiert oder gewährleistet nicht, dass Inhalte, die der Benutzer bei RapidShare ablegt oder auf die er über die Dienstleistungen von RapidShare zugreift, vor versehentlicher Beschädigung, Beeinträchtigung oder Verlust geschützt sind."
Wenn man sich solche AGB vorher durchliest, dann weiß man, daß es jederzeit zu Datenverlust kommen kann und akzeptiert dies. Wenn der Hoster das auch ganz klar sagt, sehe ich nicht, worüber man sich beschweren könnte.
Das ganze Cloudzeugs ist kein Backup, wie man ja letztes Jahr bei der Amazon-Cloud-Panne gesehen hat. Seine Daten sichert man lokal auf externe Platten und lagert natürlich auch noch Kopien außer Haus, falls die Bude mal abbrennt.
Übrigens wird das noch richtig interessant, denn wer Schmitz' Geschicht aus BBS-Tagen kennt, der weiß, wie er damals nach seiner Verhaftung den Kopf aus der Schlinge bekommen hat - indem er zig andere Betreiber ans Messer geliefert hat. Das wird er auch dieses mal so machen. Die Uploader werden noch unangenehmen Besuch kriegen. Und zwar nicht etwa nur von den Contenttrollen, sondern noch schlimmer - sie haben ja Geld bekommen, und das dürften sie wohl kaum beim Finanzamt angegeben haben. Das ist Steuerhinterziehung. Gut, aus DER Nummer könnten sie noch mit ner zügigen Selbstanzeige rauskommen.
Da das großteils über Paypal abgegangen ist und dieser Laden äußerst willig mit den Behörden zusammenarbeitet, sind die Zahlungen sehr leicht nachzuverfolgen. Mal abgesehen davon, daß sie Urheberrechtsverstöße dann auch noch zur Gewinnerzielung begangen haben, d.h. das ist auch noch gewerblich. Und das wird astronomische Schadensersatzforderungen bei Zivilklagen seitens der Contenttrolle bewirken, das wird in die Millionen gehen.
Ich glaub, da wird einigen jetzt der Arsch richtig auf Grundeis gehen.
Zitat
die Bundesregierung wieder einmal den Arsch nicht aus dem Sessel bekommt, einen aus der BRD stammenden Bürger vor dem ungehemmten Zugriff der USA zu schützen.
Die würde den selbst dann ausliefern, wenn er in Deutschland säße, weil das, was er in den USA verzapft hat (weswegen die US-Justiz durchaus zuständig ist) auch nach deutschem Recht illegal wäre. Man kann nunmal nicht in einem Staat imillionenschwere illegale Geschäfte abziehen und sich ann in irgendeinem anderen Staat sicher wähnen, der ein Rechtshilfeabkommen mit dem ersten Staat hat. Man muß auch sehen, daß hier nicht etwa ein Rollkommando der CIA oder gar Raketendrohnen seitens der USA eingesetzt wurden (was sie in anderen Fällen allerdings getan haben), sondern das lief einen sauberen Rechtsweg - festgenommen wurde er von der neuseeländischen Polizei in Neuseeland. Weil Neuseeland mit den USA ein Rechtshilfeabkommen hat und Schmitz' Aktionen auch nach neuseeländischem Recht illegal waren.
Zitat
denn Gesetzgebungen sind mir erstens egal, und zweitens auch nicht immer sinnvoll oder nachvollziehbar
Naja, auch wenn sie einem egal sind und man sie für sinnlos hält, aber es sind Faktoren, mit denen man dennoch rechnen muß. Weil im Ernstfall das Recht des Stärkeren gilt, und das ist, ob man es nun mag oder nicht, der Staat. Nicht, weil er "demokratisch legitimiert" ist (gleich zweifach haha), sondern weil er im Ernstfall ein Dutzend schwerbewaffnete Typen vorbeischicken kann, oder bei Bedarf auch noch mehr. Man muß das nicht gutfinden, aber es ist ein realer Machtfaktor.
Zitat
Es ist nun einmal Heuchelei. Die Unterhaltungsriesen nagen nämlich keineswegs am Hungertuch, und wie Xarvic bereits verlinkte, geht es denen auch nicht wirklich darum, Aktivisten bzw. Künstler angemessen auszahlen zu wollen
Völlig korrekt. Ich sehe auch eine große Differenz zwischen Legalität und Legitimität. Aber die Staatstypen mit dem Wummen interessieren sich nicht für die Legitimität, ja oft genug nichtmal für die Legalität (ihres eigenen Handelns).
Zitat
So gesehen sind das also Prostituierte
Schon. Aber das gilt letztlich für jede Art bezahlter Erwerbsarbeit. Ein Fahrradmechaniker prostituiert sich ja nicht weniger. Und auch ein Freiberufler steht unterm Strich doch immer noch auf selbigem.
Zitat
Aber dann sollen sie nicht mit derartigen Scheinargumenten daher kommen, um die Verletzung der Persönlichkeitsrechte zu legitimieren, sondern ehrlich sagen, dass sie massiv abkassieren wollen
Ich schätze, das ist eigentlich jedem klar.
Zitat
Oder nimmst Du es einem JC oder Timbaland ab, dass die am Hungertuch nagen?
Weiß ich nicht, kenn ich nichtmal dem Namen nach. Aber so, wie Du die Frage stellst, dürften die eh in Kohle schwimmen.
Zitat
Nein, es kostet eben nicht zwingend so viel Geld, wie Du hier suggerierst, das habe ich nun mehrfach angerissen.
Wenn ich mal ein wenig googele, komme ich auf Studiokosten von einigen hundert Euro pro Tag, plus nochmal Abmischen der CD. Also für ein Album ein niedriger vierstelliger Betrag ist schon nicht unrealistisch. Kommt natürlich auch drauf an, ob die Band das hinkriegt, das alles auf einmal reinzuhämmern, oder ob man Spur für Spur aufnehmen will, wieviele Versuche das braucht, wieviele Spuren gewünscht werden usw, aber so um die 2000 Euro sind nicht unrealistisch viel. Für ein Demo geht es natürlich auch für 500 Euro, klar. Das betrifft ja auch gar nichtmal nur die Ausrüstung, sondern man bezahlt ja auch dafür, daß man Tontechniker hat, die damit auch richtig umgehen können.
Wenn man das alles selber macht, hat man die Anschaffungskosten natürlich nur einmal und kann sie sich ja außerdem mit weiteren Bands teilen, klar. Nur, ob das bei nem jungen Startup, die noch nichtmal Studioerfahrung haben (wo man sich sicher etliches abgucken kann) dann auch so gut klingt, als wenn sie ein Studio genommen hätten? Daß Du in Deinem Alter da mehr Erfahrung haben dürftest, auch in Bezug auf Tontechnik, ist schon klar.
Zitat
Hinzu kommt, dass die Vergleiche u.a. mit Amon Amarth einen wichtigen Faktor auslassen, nämlich den, dass Gruppen dieser Garnitur gar nicht zwingend "besser" produzieren, sondern erstens ganz anders abgemischt und zweitens getriggert wird. Das klingt dann "sauberer", ist aber im Grunde nur eine klinische Bereinigung bestimmter Anschlagsklänge bzw. Resonanzen.
Es paßt aber zu deren Musik einfach besser. BM-Klang paßt schlicht nicht dazu. Und es will nunmal nicht jeder seine Musik mit BM-Klang produzieren. Insofern hilft es denen dann nichts, daß man nach BM-Maßstäben auch preiswerter und obendrein "natürlicher" aufnehmen könnte.
Zitat
ch nehme mal das Ulfsdalir-Argument vorweg, denn was Du bei You Tube gesehen hast, dürfte ein Stück von CD 2 oder 3 sein, denn nur da ist die Produktion räudig. Auf CD 1 ist sie transparent, was Du hier zumindest erahnen kannst. Leider ist die dort hochgeladene Datei qualitativ für den Hintern, darum habe ich es vorher auch nicht verlinkt.
Ich hab mir mal die Mühe gemacht, das Album zum Reinhören zu organisieren, was wegen der Panikreaktionen anderer Hoster nicht ganz einfach war, aber möglich. Mit 220kbit/s ist die Qualität schon als sehr gut zu bezeichnen. Also es ist keinesfalls mit der Produktion alter Darkthrones zu vergleichen, schon recht klar. Aber eben auch nicht gerade fett produziert. Für die Musik ist die Produktion absolut passend, aber die Welt besteht nicht nur aus Blackmetal. Derselbe Sound bei ner Band wie Amon Amarth, und ich würde es für ein frühes Demo halten.
So oder so, die Kosten müssen erstmal irgendwie geschultert werden. Marketing und Distri geht übers Netz, Micropayment wird früher oder später noch kommen, aber die Vorschußfunktion, das wird schwierig. Crowsourcing fällt mir ein, aber das wird daran scheitern, daß es Trittbrettfahrer geben wird, die die Kohle nehmen und sich damit absetzen. Man bräuchte also eine Art Treuhandkonto dafür, so daß das Geld nur für Aufnahmen verwendet werden kann. Wäre nach einem eventuellen Labelsterben vielleicht eine Marktlücke (aber erst mit Micropayment).
Zitat
Und auch das wurde nun u.a. durch die Aktion gegen Megaupload unterbunden, denn dort lagerten etliche Dateien, die Gruppen selbst hochgeladen haben.
Wie gesagt, damit mußten sie jederzeit rechnen. Rapidshare macht aber nicht dicht, sie können also einfach zu RS wechseln und die Daten neu hochladen. Insofern nur ein kurzzeitiges Ärgernis.
Generell hat natürlich die Grundidee, daß ein Künstler schlicht gar nicht von seiner Kunst leben kann, durchaus auch seine Vorteile. Ich kann von meinen Hobbies schließlich auch nicht leben. Der Hauptvorteil speziell bei Künstlern ist aber der, daß sie dann auch künstlerisch absolut frei sind. Sie müssen auf keine Verkaufszahlen Rücksicht nehmen, sie müssen sich keinem Publikum anbiedern. Sie können von Album zu Album ganz nach ihrem Entscheiden experimentieren oder auch nicht - ob das dann Fans verprellt oder nicht, kann den Künstlern egal sein. Vom rein künstlerischen Standpunkt aus betrachtet ist das nicht das Schlechteste.
~ a star is nothingness disguised as light ~
Zitat von Daelach
Aus den AGB von Rapidshare exemplarisch: "RapidShare garantiert oder gewährleistet nicht, dass Inhalte, die der Benutzer bei RapidShare ablegt oder auf die er über die Dienstleistungen von RapidShare zugreift, vor versehentlicher Beschädigung, Beeinträchtigung oder Verlust geschützt sind."
Wenn man sich solche AGB vorher durchliest, dann weiß man, daß es jederzeit zu Datenverlust kommen kann und akzeptiert dies. Wenn der Hoster das auch ganz klar sagt, sehe ich nicht, worüber man sich beschweren könnte.
Jap, aber wir sprechen hier nicht von einem technischen Fehler, sondern gezielter Zensur. Diese Aktion ist immerhin geplant und legitimiert worden. Gegen höhere Gewalt sage ich nichts, aber gegen Bevormundung schon. Insofern sehe ich den Vergleich sls sinnlos an, weil Du von einem unkalkulierbaren Risiko sprichst, ich aber von Willkür. In den AGB´s steht nun einmal nicht, dass irgendwann US-Regierungsbehörden wahllos legale und illegale Inhalte von den Servern entfernen. Stünde es da, könnte man es einkalkulieren. Das kann man derzeit auch, aber genau darin besteht das Problem, dass man diesen Stellen praktisch alles zutrauen kann, darf und (im eigenen Interesse) sollte, weil man morgen auch bereits die Staatsmacht an der Tür stehen haben kann. Wenn dann das Recht derart willkürlich ausgelegt wird, getreu dem Motto, wir löschen auch legale Dateien von zahlenden Kunden, weil wir es können, dann dauert es nicht lange, bis Du alleine wegen Deiner Vorliebe für Goa inhaftiert werden KÖNNTEST.
Das Beispiel mag aktuell amüsieren, aber Zensur wirkt nun einmal chronisch rezdivierend. Irgendwann nimmt sie Dir alle Persönlichkeitsrechte, wenn man nur blauäugig genug die juristische Legitimität abnickt. Das Problem ist die sich daraus ergebende Unberechenbarkeit.
Zitat von Daelach
Die würde den selbst dann ausliefern, wenn er in Deutschland säße, weil das, was er in den USA verzapft hat (weswegen die US-Justiz durchaus zuständig ist) auch nach deutschem Recht illegal wäre. Man kann nunmal nicht in einem Staat imillionenschwere illegale Geschäfte abziehen und sich ann in irgendeinem anderen Staat sicher wähnen, der ein Rechtshilfeabkommen mit dem ersten Staat hat. Man muß auch sehen, daß hier nicht etwa ein Rollkommando der CIA oder gar Raketendrohnen seitens der USA eingesetzt wurden (was sie in anderen Fällen allerdings getan haben), sondern das lief einen sauberen Rechtsweg - festgenommen wurde er von der neuseeländischen Polizei in Neuseeland. Weil Neuseeland mit den USA ein Rechtshilfeabkommen hat und Schmitz' Aktionen auch nach neuseeländischem Recht illegal waren.
Es spricht dennoch nicht eben für Autonomie eines Staates, derart übegangen zu werden und sich übergehen zu lassen. Die rein juristische Position spielt dabei in dem Maße eine weitere Rolle, in dem sie diese Vorgehensweisen legitimiert, aber genau darin liegt ja das Problem. Nämlich dass wir Ameisen in einem Sandkastenstaat sind, in dem ausgewählte Marionetten mit Förmchen spielen dürfen, aber den Alten nicht in die Umsetzung der Alltagsrealität hinein pfuschen. Da darf auch nicht verwundern, wenn bundesdeutsche Staatsbürger spurlos und/oder nach Guantanamo verschwinden können, denn Ohnmacht auf der einen und Omnipotenz auf der anderen Seite machen es möglich. Ein politisch gesundes Klima ist das nicht, denn das IST - und damit schließe ich den Kreis zu meinen vorherigen Aussagen - Imperialismus, schlicht und ergreifend.
Zitat von Daelach
Naja, auch wenn sie einem egal sind und man sie für sinnlos hält, aber es sind Faktoren, mit denen man dennoch rechnen muß. Weil im Ernstfall das Recht des Stärkeren gilt, und das ist, ob man es nun mag oder nicht, der Staat. Nicht, weil er "demokratisch legitimiert" ist (gleich zweifach haha), sondern weil er im Ernstfall ein Dutzend schwerbewaffnete Typen vorbeischicken kann, oder bei Bedarf auch noch mehr. Man muß das nicht gutfinden, aber es ist ein realer Machtfaktor.
Ich bin weder Sozialdarwinist, noch systemkonformes Rädchen im Getriebe. Dass ein Machtfaktor faktisch existiert, bedeutet nicht, dass er unkritisch als solcher akzeptiert werden müsste, unabhängig von den unmittelbaren Konsequenzen. Die Kritikwürdigkeit hebt sich in dem Moment nicht auf, indem ein signifikanter Prozentsatz der Bevölkerung seine Integrität verletzt sieht, denn wessen Rechte haben hier Priorität? Natürlich die der Partei, die sich auf lange Sicht durchsetzen könnte, aber das muss dann auch tatsächlich mit weiterer Unterdrückung der Massen geschehen, also militärischer Präsenz. Es geht dabei ja nur am Rande um das SOPA- oder Megaupload-Thema.
Da sich Regierungsstellen zunehmend von Computertechnologie abhängig machen, könnte es durchaus zu einer Verschiebung der Machtverhältnisse kommen, denn Marionetten mit Schusswaffen sind wenig wert, wenn ihre Fäden gekappt werden.
Zitat von Daelach
Völlig korrekt. Ich sehe auch eine große Differenz zwischen Legalität und Legitimität. Aber die Staatstypen mit dem Wummen interessieren sich nicht für die Legitimität, ja oft genug nichtmal für die Legalität (ihres eigenen Handelns).
Dann müsste das Interesse bei ihnen geweckt werden, oder dafür gesorgt, dass ihre Interessen keine Rolle mehr spielen. Das ist Theorie, aber ich muss in der Theorie nicht die Praxis legitimieren.
Zitat von Daelach
Ich schätze, das ist eigentlich jedem klar.
Wenn es so wäre, würden Tekkno-Mixer und Produzenten nicht als Künstler gefeiert und von "guter Musik" gesprochen. Es stellt sich eher so dar, dass bei der Masse bereits in der Sekundärsozialisation ein Bedürfnis evoziert wird, das dann befriedigt wird. Könnte man davon ausgehen, dass diese Majorität in den Jugendkulturen einen repräsentativen Überblick hätte, wäre das zu relativieren, aber alleine wenn Kiddies sagen, sie hören "alles", um dann in der Aufzählung nach R´n B, Tekkno und Rap bereits nicht mehr weiter zu wissen, illustriert das selektive Wahrnehmung. Und die wird von der Industrie noch zusätzlich forciert, indem Trends gesetzt werden.
Auch die hysterische Bewunderung eines solchen "Stars" spricht dagegen, dass der Masse klar wäre, dass er nur abkassieren will.
Zitat von Daelach
Wenn ich mal ein wenig googele, komme ich auf Studiokosten von einigen hundert Euro pro Tag, plus nochmal Abmischen der CD. Also für ein Album ein niedriger vierstelliger Betrag ist schon nicht unrealistisch. Kommt natürlich auch drauf an, ob die Band das hinkriegt, das alles auf einmal reinzuhämmern, oder ob man Spur für Spur aufnehmen will, wieviele Versuche das braucht, wieviele Spuren gewünscht werden usw, aber so um die 2000 Euro sind nicht unrealistisch viel. Für ein Demo geht es natürlich auch für 500 Euro, klar. Das betrifft ja auch gar nichtmal nur die Ausrüstung, sondern man bezahlt ja auch dafür, daß man Tontechniker hat, die damit auch richtig umgehen können.
Wenn man das alles selber macht, hat man die Anschaffungskosten natürlich nur einmal und kann sie sich ja außerdem mit weiteren Bands teilen, klar. Nur, ob das bei nem jungen Startup, die noch nichtmal Studioerfahrung haben (wo man sich sicher etliches abgucken kann) dann auch so gut klingt, als wenn sie ein Studio genommen hätten? Daß Du in Deinem Alter da mehr Erfahrung haben dürftest, auch in Bezug auf Tontechnik, ist schon klar. (...)
Es paßt aber zu deren Musik einfach besser. BM-Klang paßt schlicht nicht dazu. Und es will nunmal nicht jeder seine Musik mit BM-Klang produzieren. Insofern hilft es denen dann nichts, daß man nach BM-Maßstäben auch preiswerter und obendrein "natürlicher" aufnehmen könnte.
Wir reden aneinander vorbei. Meine Argumente waren (bzw. sind):
- Produktionskosten rechnen sich je nach Größe und Bekanntheitsgrad bzw. Sendungsbewußtsein von Band und Label nach verschiedenen Faktoren, bsplw. Wahl des Studios und (eventuell etablierten) Produzenten, Merchandise, Tourfinanzierung, Verkauf ins Ausland, Vertriebskosten usw. Zur reinen Produktion der Musik ist aber weder ein Tonstudio in der heutigen Zeit nötig, noch muss es zwingend ein teures Studio sein, wenn man "nur" Musik machen wollte. Es gibt ja auch kleinere bzw. private Studios, deren technischer Standard nicht schlechter als der großer sein muss. Hierbei ist unerheblich, ob man "Garagensound" oder der Marke Amon Amarth produziert, denn wie ich nun bereits mehrfach erklärte, ist das eine nicht zwingend technisch aufwändiger als das andere, es wird nur anders abgemischt bzw. aufgenommen. Was am Pult damit geschieht, hat keinen nachvollziehbaren Einfluss auf die Kosten, weil es einem Produzenten egal sein kann, was er aus den Spuren heraus holt oder auf wie vielen aufgenommen wird.
- Auch die Annahme, Black Metal würde in aller Regel auf weniger Spuren bzw. günstiger aufgenommen, ist so nicht richtig, denn es hängt erstens von der Anzahl der Instrumente ab (habe ich eine oder zwei Gitarren bsplw.), und zweitens von der Frage, ob man Effekte einbaut. Schon in den frühen 90ern nahm ich mit einem Kollegen Demos auf einem 16-Spur-Aufnahmegerät auf, die dann noch einmal bearbeitet und u.a. nach Japan getauscht wurden. Das war eine krasse, aber sehr transparente Mixtur aus Death- , Grind- , Punk- , Doom- , psychedelic Rock- und Black-Elementen, standarisierte Musik mache ich nämlich nicht. Produktionskosten, abgesehen vom Erwerb des Gerätes, exzessivem Bierkonsum und Stromkosten: Null.
Erst die Erstellung von Tonbändern kostete Geld, denn Internet und CD-Brennerei gab es halt noch nicht. Selbst diese Kosten können heute vermieden werden.
Von meinem eigenen Demo stellte ich 1997 zunächst 80 Stück her, davon wurden 17 direkt in alle Welt vertauscht. Das wurde sogar in einem Studio eingespielt, was mich gerade einmal 170 DM gekostet hatte, weil ich die Betreiber gut kannte (der eine war auch mein Session-Schlagzeuger). Die Herstellung der Tonbänder kostete noch einmal so um die 100 DM herum, vielleicht auch weniger.
Und das, wohl gemerkt, 1997! Wir leben heute in 2012. Wer heute noch in ein Studio rennt, sollte erst einmal weiter an seiner Qualifikation als Musiker feilen, denn das ist total unnötig. Da macht es der Herr von Ulfsdalir aus den vorherigen Beispielen EXAKT richtig. Eine meiner Motivationen, mich mit Computern zu beschäftigen, war genau die, für etwaige weitere Aufnahmen NOCH unabhängiger zu werden.
- Gerade wenn junge Gruppen bei größeren Firmen unter Vertrag gehen, wählt das Label das Studio, was aber unnötig wäre, wenn es "nur" um die Produktion als solche und eben nicht eine großflächige Verbreitung mit Werbung, Merchandise usw. ginge. Junge Gruppen werden somit eh in der Regel kontrolliert.
- Das bedeutet aber, dass das Argument der hohen Produktionskosten so nicht stimmt, da es eben von unterschiedlichen Faktoren abhängt, Band und Label dann aber auch klotzen WOLLEN, nicht müssen. Das sei ihnen zugestanden, aber es hebelt das Argument der Industrie dahingehend aus. Selbst ein teures Studio verschlingt nicht zwingend Millionen in der Produktion (siehe Deine eigenen Angaben).
- Die Produktion eines Demos muss heute gar keinen Unterschied mehr zu einer Studioproduktion machen, denn erstens ist der technische Standard enorm gestiegen, darum gibt es auch so viele Solo-Projekte in den letzten rund 20 Jahren. Zweitens ist adäquates Aufnahme-Equipment heute nicht mehr an einen lokalen Standpunkt gebunden (Studio), weil die Geräte deutlich komprimierter sind. Bei vier bis fünf Aktivisten ist es nicht notwendig, in ein Studio zu gehen, bei einem Symphonieorchester hingegen schon, weil da nun einmal die elektronische Umsetzung fehlt. Das Argument, ein Demo ginge billiger, ist von daher unsinnig, weil es nur auf die Band, das Label bzw. die Verantwortlichen ankommt, was sie wie produzieren. Auf die Produktionskosten muss das heute keinen Einfluss mehr haben.
Du denkst da in den Sphären der 80er, in denen Demos auf Tonbändern veröffentlicht wurden, weil es gar nicht anders gegangen wäre. Heute aber kann jeder Hans und Franz CD´s brennen oder in limitierten Stückzahlen pressen lassen, wenn ihm das liegt.
Von daher ist auch der Hype um Tonbänder in der heutigen BM-Szene (dritte und vierte Generation) völlig lächerlich, denn Kultstatus besaßen MC´s in den 80ern bei uns garantiert nicht. Wir waren froh, wenn wir Vinyl oder CD´s bekommen konnten, eben weil Tonbänder Scheiße waren.
- Wenn ein Studiobesitzer in seinen Laden einige zehntausende investiert, ist klar, dass er Gewinn machen will. Aber die Abhängigkeit von einem Studio ist seit Ende der 90er nicht mehr gegeben, weil das Equipment mittlerweile auch in jedem Keller zu nutzen ist. Nicht zuletzt aus diesem Grund mussten diverse Studios schließen, die noch in den späten 80ern und frühen 90ern stark frequentiert waren. Gerade im Falle der Mainstream-Produzenten der Marke Timbaland oder Bohlen, die selbst gar keine Instrumente nutzen, reduziert sich der Platz- , Zeit- und Arbeitsaufwand noch einmal enorm. Was sie machen, kann man am PC zuhause auch machen, sie selbst haben es zu Beginn ihrer Karrieren auch nicht anders gemacht. Dass die sich ein Studio leisten, ist ihrem Reichtum zu verdanken, aber benötigen würden sie es nicht. Also hat auch ein solcher Produzent nicht zwingend hohe Produktionskosten.
Also: Das Argument der riesigen Produktionskosten der US-Unterhaltungsindustrie ist zumindest für Tonerzeugnisse Kokolores. Filme und Spiele sind da freilich ein anderes Kaliber.
Zitat von Daelach
Ich hab mir mal die Mühe gemacht, das Album zum Reinhören zu organisieren, was wegen der Panikreaktionen anderer Hoster nicht ganz einfach war, aber möglich. Mit 220kbit/s ist die Qualität schon als sehr gut zu bezeichnen. Also es ist keinesfalls mit der Produktion alter Darkthrones zu vergleichen, schon recht klar. Aber eben auch nicht gerade fett produziert. Für die Musik ist die Produktion absolut passend, aber die Welt besteht nicht nur aus Blackmetal. Derselbe Sound bei ner Band wie Amon Amarth, und ich würde es für ein frühes Demo halten.
Ja, weil Du Vorurteile hast, wobei Ulfsdalir nicht einmal in dem Sinne Black Metal ist, nur BM-inspiriert. Du gehst noch immer davon aus, dass der Sound bei Amon Amarth eine Qualitätsfrage ist, tatsächlich geht es aber darum, ihn im Studio zu "glätten". Ob das dann als passen empfunden wird oder nicht, ist eine Sache, aber würde man nicht ohne Gnade triggern, klänge es eben auch ganz anders. Die Annahme, das sei Demo-Sound ist so nicht richtig. Viele Gruppen im extremen Lager lehnen diesen klimischen Sound gerade aus dem Grund ab, weil er nicht authentisch ist. Du würdest nicht einmal in einigen Fällen noch sagen können, was die tatsächlich eingespielt haben und was nur hinein geschnitten wurde.
Übrigens lassen sich mit einer solchen Produktion (auch Rammstein und Co.) vorzüglich etliche Fehler übertünchen, auch spielerische Defizite. Ein Vikernes war immerhin so ehrlich, das auf den frühen Veröffentlichungen einfach zu belassen, weil an seinen Fähigkeiten eh nicht ernsthaft zu zweifeln sein dürfte. Es ist nun einmal Fakt, dass große Bands wie Amon Amarth ihren Sound "glätten", aber das macht ihn im Vergleich nicht besser oder teurer, sondern nur eher der Erwartungshaltung der Hörer entsprechend und klinischer. Bei einem Gitarrenabend von Willy Astor würdest Du auch nicht wollen, dass seine Anschläge hinweg getriggert werden, oder?
Zitat von Daelach
So oder so, die Kosten müssen erstmal irgendwie geschultert werden. Marketing und Distri geht übers Netz, Micropayment wird früher oder später noch kommen, aber die Vorschußfunktion, das wird schwierig. Crowsourcing fällt mir ein, aber das wird daran scheitern, daß es Trittbrettfahrer geben wird, die die Kohle nehmen und sich damit absetzen. Man bräuchte also eine Art Treuhandkonto dafür, so daß das Geld nur für Aufnahmen verwendet werden kann. Wäre nach einem eventuellen Labelsterben vielleicht eine Marktlücke (aber erst mit Micropayment).
Ne, eben nicht. Wie gesagt fallen diese Kosten nicht zwingend an. Selbst wenn, dann aber auch nicht in Millionensphären. Seien wir doch mal ehrlich: Die Industrie scheut sich vor einer größeren Verbreitung im Netz aufgrund der Unkontrollierbarkeit, nicht etwa, weil man von physischen Tonträgern absolut überzeugt wäre und Künstler adäquat auszahlen will.
Zitat von Daelach
Wie gesagt, damit mußten sie jederzeit rechnen. Rapidshare macht aber nicht dicht, sie können also einfach zu RS wechseln und die Daten neu hochladen. Insofern nur ein kurzzeitiges Ärgernis.
Rapid Share hat den Ärger aus einem einfachen Grund nicht, nämlich dass sie sich erstens dem Diktat vordergründig beugen, tatsächlich aber auch nur inkonsequent, und aufgrund der Firmenstruktur, weil da gewisse Leute aus der Industrie mit drin hängen. Außerdem gilt RS schon lange als unsicher, weil IP-Adressen gespeichert werden. Das benötigt man bei der Willkür der Justiz auch dann nicht, wenn man nur legal hochlädt, denn was heute noch legal ist, muss es morgen nicht mehr sein.
Zitat von Daelach
Generell hat natürlich die Grundidee, daß ein Künstler schlicht gar nicht von seiner Kunst leben kann, durchaus auch seine Vorteile. Ich kann von meinen Hobbies schließlich auch nicht leben. Der Hauptvorteil speziell bei Künstlern ist aber der, daß sie dann auch künstlerisch absolut frei sind. Sie müssen auf keine Verkaufszahlen Rücksicht nehmen, sie müssen sich keinem Publikum anbiedern. Sie können von Album zu Album ganz nach ihrem Entscheiden experimentieren oder auch nicht - ob das dann Fans verprellt oder nicht, kann den Künstlern egal sein. Vom rein künstlerischen Standpunkt aus betrachtet ist das nicht das Schlechteste.
Eben. Und darum würde ich nie einen Vertrag unterschreiben, und gewisse andere Bekannte (weißte ja) auch nicht.
Zitat von SK
Jap, aber wir sprechen hier nicht von einem technischen Fehler, sondern gezielter Zensur.
Hm, dem kann ich so nicht zustimmen, denn es ging ja nicht darum, daß die Inhalte per se illegal wären und daher aus dem Netz genommen wurden. Das gibt's auch, ich denke da beispielsweise daran, daß man Alben von Bands wie "Weiße Wölfe" in Deutschland nicht gekauft bekommt. Die sind zensiert, und zwar aufgrund des Inhaltes. Auch der Umweg übers Markenrecht wird gerne zur Entfernung unliebsamer Inhalte verwendet.
Aber hier geht's einfach darum, daß ein Unternehmen auf ein komplett illegales Geschäftsmodell baute, wie interne Mails ja auch belegen, und daher als Ganzes dichtgemacht wird. Wenn ein Unternehmen im Grunde legal operiert und nur gelegentlich mal illegale Dinge tut, dann gibts ne Strafzahlung und ggf. Schadensersatz (siehe Intel), manchmal werden auch einzelne Manager drangekriegt (Siemens). Aber wenn das Unternehmen insgesamt völlig jenseits der Legalität operiert, dann wird es eben völlig dichtgemacht, und damit natürlich auch die Teile, die sehr wohl legal waren. Insofern sehe ich es nicht so, daß US-Behörden wahllos auch legale Inhalte gelöscht haben, sondern das ganze Unternehmen dichtgemacht haben, eben weil es dermaßen weit in der Illegalität operierte, daß man es getrost insgesamt als illegal betrachten kann.
Ginge es um Zensur, dann wären noch ganz andere Folgen drin. Wenn diejenigen, die z.B. hinter "Weiße Wölfe" stehen, ihre Musik in Deutschland rückverfolgbar hochlüden, dann bekämen sie das Material nicht nur gelöscht, sondern würden auch noch mit den üblichen Zensurgesetzen persönlich verfolgt. Damit denke ich an Gesetze zur Kriminalisierung von Meinungen, beispielsweise die sog. "Volksverhetzung". Diese Gesetze sind explizit zur politischen Zensur gemacht und werden auch genau dafür genutzt. Hierin sehe ich in der Tat genau die Risiken, die Du angesprochen hast. Aber davon kann bei Megaupload keine Rede sein.
Im Grunde brauchen die Bands, die ihre eigene Mucke bei Megaupload hatten, einfach nur zu Rapidshare zu gehen und gut. Ich nutze Rapidshare selber ja auch, allerdings nicht zur öffentlichen Verteilung von Material, an dem ich keine Rechte habe, sondern nur im Rahmen der legalen Privatkopie - d.h. ich lade Zeug hoch, sag nem Kumpel den Link, und sobald er es runtergeladen hat, lösche ich es auch wieder. Eigenes Material könnte ich natürlich auch öffentlich verlinken. Muß man sehen, ich wollt noch Durchflugvideos von 3D-Fraktalen und sowas machen (dazu hab ich mir eigentlich den Sechskerner ja geholt), das werden heftige Datenmengen, dafür würd ich dann auch Rapidshare nutzen.
Zitat
Außerdem gilt RS schon lange als unsicher, weil IP-Adressen gespeichert werden. Das benötigt man bei der Willkür der Justiz auch dann nicht, wenn man nur legal hochlädt, denn was heute noch legal ist, muss es morgen nicht mehr sein.
Isn gutes Argument, ja. Wäre ja auch nicht das erstemal, daß sowas passiert. 1932 war es auch nicht illegal, Jude zu sein. 1944 war es nicht illegal. SS-Offizier zu sein. 1989 war es nicht illegal, Stasioffizier zu sein. Es gibt allerdings auch anonyme Hosting-Server im Ausland, die genau das als Geschäftsmodell haben.
Zitat
Da darf auch nicht verwundern, wenn bundesdeutsche Staatsbürger spurlos und/oder nach Guantanamo verschwinden können, denn Ohnmacht auf der einen und Omnipotenz auf der anderen Seite machen es möglich. Ein politisch gesundes Klima ist das nicht, denn das IST - und damit schließe ich den Kreis zu meinen vorherigen Aussagen - Imperialismus, schlicht und ergreifend.
Ja, was Kurnaz angeht, stimme ich Dir völlig zu.
Zitat
denn wessen Rechte haben hier Priorität?
Diejenigen der Reichen und Mächtigen. Es war niemals anders - neu ist nur, daß die Leute heute dermaßen hirngewaschen sind, daß sie das nicht mehr kapieren.
Zitat
Wenn es so wäre, würden Tekkno-Mixer und Produzenten nicht als Künstler gefeiert und von "guter Musik" gesprochen.
Dazu fiel mir heute noch was ein.. aber bitte nicht mißverstehen: Früher war es doch so, daß der Komponist der eigentliche Künstler war, während der ausführende Musiker lediglich als eine Art Handwerker galt. Bach ist unsterblich, aber nicht die, die seine Werke aufgeführt haben. Bitte nicht dahingehend mißverstehen, daß ich einen Bach mit irgendeinem Kapuzen-Fraggle vor seinem PC-Schnittprogramm gleichsetzen würde, beileibe nicht! Aber worauf ich hinaus will: Bach hat auch nur die Partituren geschrieben. Also das getan, was so ein Fraggle auch tut. Deswegen kann man es IMO dem Fraggle auch nicht vorwerfen, daß er das am Rechner zusammenstellt und nicht selber einspielt - vorwerfen kann man ihm höchstens, kein Bach zu sein (;
Zitat
Zur reinen Produktion der Musik ist aber weder ein Tonstudio in der heutigen Zeit nötig, noch muss es zwingend ein teures Studio sein, wenn man "nur" Musik machen wollte.
Ja, Millionen müssen das nun wirklich nicht sein, das stimmt. Bei so einem Etat dürfte eh das meiste für die Werbekampagne draufgehen, die gar nicht nötig wäre, wenn man das gleich unkommerzieller aufzöge. Aber der Punkt ist, neben den reinen Geräten brauchste halt auch schon noch wen, der sich mit der Tontechnik auch auskennt. Dessen Knowhow kriegst nicht ganz umsonst. Die Anzahl der Spuren haben dann insofern was damit zu tun, als daß mehr Spuren einzuspielen natürlich länger dauert als weniger. Außer man spielt sie direkt alle auf einmal ein, aber dazu brauchste dann auch schon ziemlich gute Musiker, die man gerade bei einem jungen Startup ja noch nicht hat.
Und selbst wenn man nur Schlagzeug, Baß, zwei Gitarren, Synth und ein oder zwei Gesangsstimmen hat - gerade die Gitarren kann man ja auch mehrfach einspielen, wenn man das fetter haben will. Oder macht man das heute gar nicht mehr so?
Aber andererseits, ja klar, was in den 80ern noch mit schweineteurer Technik erledigt werden mußte, kann man heute mit geeigneter Software auch am Rechner machen. Noch vor 20 Jahren wäre eine Festplatte, die auch nur eine CD faßte, unbezahlbar gewesen (üblich waren 50MB, eine CD faßt 700MB). Heute kann man selbst mit 48kHz, 24 bit und 128 Spuren eine komplette CD-Länge mühelos auf ne Platte kriegen (sind ja gerade mal 80GB). Diese Entwicklung sehe ich auch sehr positiv, genau weil es mehr Autarkie ermöglicht, wie Du ja auch sagst.
Ich hab mich vor 15 Jahren intensiv mit digitaler Audiosignalverarbeitung befaßt (im Studium), bin da inzwischen allerdings etwas raus.
Zitat
Von daher ist auch der Hype um Tonbänder in der heutigen BM-Szene (dritte und vierte Generation) völlig lächerlich, denn Kultstatus besaßen MC´s in den 80ern bei uns garantiert nicht. Wir waren froh, wenn wir Vinyl oder CD´s bekommen konnten, eben weil Tonbänder Scheiße waren.
Danke, daß es mal einer offen sagt.
Zitat
Du gehst noch immer davon aus, dass der Sound bei Amon Amarth eine Qualitätsfrage ist, tatsächlich geht es aber darum, ihn im Studio zu "glätten".
Also mal ne ganz ketzerische Frage - angenommen, man hätte die getrennten Spuren bei Ulfadalir zur Verfügung (also das von vor dem Mischen) und wollte, daß die so klingen wie Amon Amarth - könnte man das, geeignete Software vorausgesetzt, theoretisch am heimischen Rechner hinbekommen?
Zitat
Die Industrie scheut sich vor einer größeren Verbreitung im Netz aufgrund der Unkontrollierbarkeit, nicht etwa, weil man von physischen Tonträgern absolut überzeugt wäre und Künstler adäquat auszahlen will.
Letzteres auf gar keinen Fall. Labels sind finanziell gesehen für Künstler in etwa das, was Zuhälter für Nutten sind. Ich wundere mich oft genug, wenn jemand gegen Schwarzkopieren ausgerechnet deswegen wettert, weil die Künstler dann kein Geld sähen - wo doch die Künstler gerade diejenigen sind, die beim derzeitigen Verteilungsschlüssel am wenigsten kriegen. Von 18 Euro einer CD bleibt ein Euro (oder wenn's hoch kommt, 1.50 Euro) beim Künstler hängen. Den Rest zocken sich raffgierige Leute in die Tasche, die künstlerisch genau gar nichts beitragen, aber sich wie Parasiten in den Verwertungsprozeß einschmarotzen. Und genau DIESE Typen sind es, die ihre Felle davonschwimmen sehen und am lautesten schreien.
Wobei das zumindest im extremeren Metalbereich sowieso alles kein Problem ist, da ja oftmals ohnehin nur in sehr kleinen Auflagen produziert wird, so daß das eher Sammlerstücke werden als der eigentlichen Musikverteilung an alle zu dienen. Viele Künstler WOLLEN eigentlich gar nicht wirklich bekannt werden, sondern wollen gerade, daß nur wenige ihre Musik hören, nämlich die, die auch ohne Werbung auf deren Musik gestoßen sind.
~ a star is nothingness disguised as light ~
Mal eine kleine Zwischenbilanz, die mich gerade per Mail erreichte:
"Now that Congress has had time to process last week's internet blackout, a consensus has emerged: SOPA and PIPA are toxic for politicians, and going anywhere near them could cost them their re-election.
Freedom is winning.
Together, we've done something amazing-- never have so many people stood up to defend a free and open internet. Here's a San Francisco Chronicle article about how it all came together: The Largest Online Protest in History Started Here.
And here's Carl Franzen at Talking Points Memo:
"Behind the scenes, Hill staffers from both sides of the aisle confirmed to TPM that the entire piracy debate had become so 'toxic' that virtually no lawmakers were likely to be ready to re-engage it anytime soon."
Experienced Congress-watchers are telling us they've never seen anything like this.
Internet users, tech companies, and non-profits joined together to defend fundamental rights on the internet. To a lot of elites in Congress and the corporate world, the internet is just something that lazy teenagers use to spam people with pictures of photoshopped unicorns. The blackout showed that the peer-to-peer internet is about empowerment, and that when we work together we can defeat the corrupt politics of Washington D.C.
The New York Times and Talking Points Memo have both published good articles on how the web blackout was organized.
For months, four senators were the only force blocking passage of PIPA/SOPA. They even promised to filibuster the bill back when most politicians were against them. We need to make sure we support and vote for leaders like them who are willing to going to go out on a limb and oppose SOPA before it was popular to do so. It's great that we pressured all those other shlubs into opposing web censorship, but these guys deserve the real cred and our support: Click here to donate (scroll down).
What's next? The Fight is not over, already new threats to web freedom are starting to emerge (particularly in Europe) and we're getting ready. Stay tuned, and for more updates, follow us on Twitter and Facebook.
Thank you again for standing up for a free and open internet!
- Donny and Fight for the Future"
Der Tropfen auf den heißen Stein ist mir lieber, als gar kein Wasser für das Grünzeug.
Natürlich werden sie das, aber darum muss man ihnen auch beständig in den Arsch treten. Jegliche Kontrolle abgeben kann sicherlich nicht Sinn der Sache sein.
Darum sagte ich ja im alten Forum (Kurzfassung): Globale Revolution, Todesstrafe für alle potentiellen Unterdrücker, ein zentralisiertes globales Computernetzwerk, das alle Bedürfnisse und Erfordernisse organisiert und Staatsapparate mit Machtanspruch und Gesetzgebungen außerhalb einer humanitären Direktive ausschließt. Eine einzige dem Netzwerk unterstehende Militärpräsenz, die ausschließlich dem Schutz der Weltbevölkerung und der Einhaltung der Direktive dient, ohne Hierarchien oder Lobbyismus, da das Computernetzwerk unabhängig ausschließlich der Direktive verpflichtet wäre.
Die Diskussion führte schon damals mit den üblichen Verdächtigen zu keinem sinnvollen Ergebnis, weil da nur mit "müsste", "könnte", "sollte" gekontert wurde, natürlich unter großräumiger Umgehung meiner tatsächlichen Aussagen. Nix anzubieten, aber liberalen und/oder reaktionären Käse daher labern, der zigmal versagt hat, das konnten damals einige, nachdenken eher weniger.
@Daelach:
Zitat
Hm, dem kann ich so nicht zustimmen, denn es ging ja nicht darum, daß die Inhalte per se illegal wären und daher aus dem Netz genommen wurden.
Das Thema hier war aber eigentlich SOPA und seine Abarten, Megaupload nur eine Fußnote. Selbst wenn die Anklage auf Urheberrechtsverletzung aufgebaut ist, bleibt die faktische Zensur insofern bestehen, als dass legale Dateien en masse weg vom Fenster sind. Ob das nun Begleiterscheinung oder Motivation ist, es bleibt im Kontext (SOPA und Co.) Zensur.
Zitat
Ginge es um Zensur, dann wären noch ganz andere Folgen drin. Wenn diejenigen, die z.B. hinter "Weiße Wölfe" stehen, ihre Musik in Deutschland rückverfolgbar hochlüden, dann bekämen sie das Material nicht nur gelöscht, sondern würden auch noch mit den üblichen Zensurgesetzen persönlich verfolgt. Damit denke ich an Gesetze zur Kriminalisierung von Meinungen, beispielsweise die sog. "Volksverhetzung". Diese Gesetze sind explizit zur politischen Zensur gemacht und werden auch genau dafür genutzt. Hierin sehe ich in der Tat genau die Risiken, die Du angesprochen hast. Aber davon kann bei Megaupload keine Rede sein.
Bei Megaupload nicht, aber bei SOPA, Access blocking usw. durchaus. Ich kritisierte im Zusammenhang mit Megaupload die Umsetzung.
Zitat
Im Grunde brauchen die Bands, die ihre eigene Mucke bei Megaupload hatten, einfach nur zu Rapidshare zu gehen und gut.
Wie gesagt: Viele wollen das u.a. aufgrund der Unternehmensstruktur und der IP-Speicherung nicht. Und wenn Du dann noch bedenkst, dass ich auch Bands meine, die Du in Deinem Beispiel angedeutet hast, weil ich nun einmal jede Form der Zensur ablehne, dann beantwortet sich auch die Frage von selbst, warum die erst recht nicht bei RS hochladen würden. Und dann sind wir erneut beim Faktor Zensur. Wenn ich Rechtsrock hören will, dann höre ich ihn bzw. beschäftige mich mit den Aussagen der Musiker. Nur ICH SELBST (!!!) entscheide dann, ob ich das nachvollziehbar finde oder nicht. Scheiß auf das System!
Zitat
Diejenigen der Reichen und Mächtigen. Es war niemals anders - neu ist nur, daß die Leute heute dermaßen hirngewaschen sind, daß sie das nicht mehr kapieren.
Das ist dann DEREN Sicht der Dinge, dass ihre Prioritäten umgesetzt werden müssen. Ob ich das nun direkt ändern kann oder nicht, befürworten muss ich es aber auch nicht, unterstützen erst recht nicht.
Zitat
Dazu fiel mir heute noch was ein.. aber bitte nicht mißverstehen: Früher war es doch so, daß der Komponist der eigentliche Künstler war, während der ausführende Musiker lediglich als eine Art Handwerker galt. Bach ist unsterblich, aber nicht die, die seine Werke aufgeführt haben. Bitte nicht dahingehend mißverstehen, daß ich einen Bach mit irgendeinem Kapuzen-Fraggle vor seinem PC-Schnittprogramm gleichsetzen würde, beileibe nicht! Aber worauf ich hinaus will: Bach hat auch nur die Partituren geschrieben. Also das getan, was so ein Fraggle auch tut. Deswegen kann man es IMO dem Fraggle auch nicht vorwerfen, daß er das am Rechner zusammenstellt und nicht selber einspielt - vorwerfen kann man ihm höchstens, kein Bach zu sein (;
Und genau das sehe ich anders, wobei ich denen aber gar nicht vorwerfe, es so zu machen, sondern sich als Musiker und das Publikum für dumm zu verkaufen. Und das kritisiere ich auch nicht mit dem Hintergedanken, es ändern zu müssen, mich amüsiert nur dieses Ergebnis gezielter und/oder stillschweigend akzeptierter Gehirnwäsche.
Im alten Forum hatten wir das Thema bereits. Mir wurde da gesagt, Musik sei per definitionem rhythmische Tonerzeugung, darum seien auch Blumio und Tekkno-Mixer Musik. Ich entgegnete, dass wir unter diesem Gesichtspunkt dann die gesamte Entwicklungsgeschichte der Musik über den Haufen werfen müssten, und das nicht kulturspezifisch betrachtet, sondern global. Die Definition des Musikbegriffes bezog sich seit Jahrhunderten auf eine rhythmische Tonerzeugung mittels eigens hergestellter und verwendeter Instrumente bzw. der Herausbildung von Harmoniesystemen, die kulturspezifisch sehr stark variieren können. Aber: Es war immer "handgemacht".
Da besteht bereits eine Parallele in der nachvollziehbaren Geschichte auf globaler Ebene, die auch unter dem Gesichtspunkt relevant ist, dass das Massenphänomen Musik eine Kommunikationsform ist. Da Tekkno diesen Anspruch (handgemacht) nicht erfüllt, kratzt er ganz deutlich an etwas, das man in den 70ern noch als Tonkunst oder experimentelle Geräuscherzeugung bezeichnete, wenn maschinelle oder computergenerierte Töne genutzt wurden, warum aber nicht heute? Warum bezeichnen sich Tekkno-Mixer nicht als Tonkünstler, wenn sie in aller Regel weder Noten lesen können, noch Harmonielehre kennen? Ich sage ja nichts dagegen, außer es geht ausschließlich um Bauernfängerei, aber die Definition macht für mich einfach keinen Sinn.
Ich weiß, dass Du der Meinung bist, es sei anders, aber einen Beleg dafür habe ich nie gesehen. Da ich auch Bohlen, Timbaland und Co. als Tekkno-Mixer betrachte, liefern die gar den Beweis selbst, dass sie Geräuscherzeugung betreiben und abmischen können, mehr aber auch nicht.
Selbst eine Lady Gaga, die offenbar immerhin Klavier spielen kann, nutzt in der Regel keine Instrumente. Mir ist dabei persönlich egal, warum sie es nicht tun, auch wenn darunter defintiv viele Nicht-Musiker sind, mir stellt sich nur die Frage, was das mit Musik zu tun haben soll, wenn man einen Faktor bedenkt, der in der damaligen Diskussion ausgelassen wurde. Nämlich die Frage, ob es global zu einer Entwicklung von Musik und Harmonielehren gekommen wäre, wenn es von Beginn an mit diesen Mitteln möglich gewesen wäre, etwas zu produzieren. Wenn dem nicht so wäre, weil die Notwendigkeit entfallen wäre, Instrumente und Orchester überhaupt erst zu entwickeln und zu testen, wüssten wir vermutlich von Klassik in der uns heute bekannten Form gar nichts. Stellt sich nur die Frage, ob die Definition als Musik dann überhaupt jemals relevant gewesen wäre, wenn künstliche Töne nicht auf der vorherigen Definition aufsetzen, sondern einzige Option gewesen wären. Warum also definierte man Musik als Musik, mal wieder in unserem Kulturkreis? Garantiert nicht, weil maschinelle Töne in all den Jahrhunderten als etwas anderes als Krach empfunden worden wären. Und hätte man die Definition auch in der umgekehrten Variante erweitert, wenn also zuerst Tekkno und dann Klassik gekommen wären?
Definitionen sind nun einmal variabel, ich stelle das zur Diskussion. Meine Kritiker stellen aber in allen bisherigen Themen Definitionskriterien als Konstanten dar.
Damit schließe ich mich übrigens nicht der allgemeinen Definition an, ich hinterfrage lediglich, inwiefern die Basisdefinition der rhythmischen Tonerzeugung auf Tekkno und Co. angewendet worden wäre, wenn "andere" Musik erst gar nicht bekannt gewesen wäre.
Ich höre bsplw. noch immer sehr gerne die Soundcollagen aus den alten "DOOM"-Spielen (nicht den Soundtrack, der ist Scheiße), aber ich käme trotzdem nicht auf die Idee, das als Musik zu definieren. Zusagen kann es mir ja dennoch. Ich würde nicht einmal kategorisch ausschließen, dass Werke von Tekkno-Mixern mir zusagen können, immerhin höre ich teilweise auch Trip Hop. Aber bisher waren das eher Ausnahmen, weil es in der Regel zu reduziert für mich ist.
Und: Selbst wenn Bach "nur" komponierte, setzten Musiker es um. Bei Tekkno-Mixern setzt es das Programm um, eine Maschine halt. Ich sehe da einen eklatanten Unterschied. Und das nicht aufgrund der Wahl der Mittel, sondern der Befähigung, etwas Substanzielles damit zu erschaffen. Selbst wenn man typischen Party-Tekkno PERSÖNLICH toll findet, was ich jedem zugestehe, gibt es keinen nachvollziehbaren Grund, ihn als das Großartigste zu verkaufen, das je produziert wurde.
Auf jeden Fall soll mir im thematischen Kontext kein Tekkno-Mixer erzählen, er habe zwingend hohe Produktionskosten oder Arbeitsaufwand, denn dann muss ich wirklich lachen. Einen vergleichbaren Aufwand habe ich, wenn ich "Skyrim" am PC zocke, Mäuschen klicken und Tastatur bedienen. Der Mixer geht dann noch ans Pult, ich hin und wieder an den Küchenherd. Mit Musik hat das wenig zu tun, mit Arbeitsaufwand auch nicht. Sie sollen ja tun, was sie wollen, aber dieses großkotzige Künstlergetue finde ich überflüssig, wenn man praktisch nix kann, denn das ist dann genauso lächerlich, als wenn junge BM-Kiddies davon sabbeln, dass sie Jungfrauenblut saufen und Ziegenböcke ficken.
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Ja, Millionen müssen das nun wirklich nicht sein, das stimmt. Bei so einem Etat dürfte eh das meiste für die Werbekampagne draufgehen, die gar nicht nötig wäre, wenn man das gleich unkommerzieller aufzöge. Aber der Punkt ist, neben den reinen Geräten brauchste halt auch schon noch wen, der sich mit der Tontechnik auch auskennt. Dessen Knowhow kriegst nicht ganz umsonst.
Ich sagte ja schon: Wer das nicht kann, sollte an seiner Qualifikation arbeiten, und zwar im eigenen Interesse, um eben nicht abhängig zu sein oder über den Tisch gezogen zu werden.
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Und selbst wenn man nur Schlagzeug, Baß, zwei Gitarren, Synth und ein oder zwei Gesangsstimmen hat - gerade die Gitarren kann man ja auch mehrfach einspielen, wenn man das fetter haben will. Oder macht man das heute gar nicht mehr so?
Nein, in größeren Studios bzw. bei größeren Gruppen wird das in der Regel nicht mehr gemacht, weil es aus Sicht der Produzenten überflüssige Mehrarbeit wäre. Das kommt auch auf das Genre an, ob zwei Gitarrenspuren eingespielt werden, aber fette Gitarren erzeugt man heute ohne Probleme am Mischpult. Das ist es ja, was ich meine. Da werden in der Regel Gitarrenspuren eingespielt und am PC verdoppelt, ent- oder verzerrt, mit Effekten der Eindruck vermittelt, zig Gitarristen spielten gleichzeitig usw. Das betreiben eben auch Gruppen wie Amon Amarth, um alles voluminöser klingen zu lassen, aber tatsächlich muss es das gar nicht sein, weil Du an den Reglern praktisch alles aus dem Hut zaubern kannst.
Von daher sind solche Produktionen eben nicht zwingend besser, aufwändiger oder voluminöser. Sie können es sein, müssen aber nicht.
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Also mal ne ganz ketzerische Frage - angenommen, man hätte die getrennten Spuren bei Ulfadalir zur Verfügung (also das von vor dem Mischen) und wollte, daß die so klingen wie Amon Amarth - könnte man das, geeignete Software vorausgesetzt, theoretisch am heimischen Rechner hinbekommen?
Selbstverständlich, das sage ich ja. Natürlich setzt man bei einer BM-Aufnahme von vornherein andere Prioritäten, als wenn man DM, Rock oder was auch immer spielt, aber Du kannst jedes Masterband in unterschiedlichen Abmischungen grundverschieden klingen lassen. Hätte der Mann von Ulfsdalir es gewollt, hätte er die Gitarren fett klingen lassen können. Freilich wäre das alleine vom Riffing her unpassend gewesen, weil es eher zu anderen Genres passt, aber grundsätzlich möglich ist das ohne Weiteres.
Eine andere Produktion mischte er mehrfach ab, ich besitze die unterschiedlichen Versionen. Der Klangunterschied ist dabei gravierend, das Ausgangsmaterial auf dem Masterband aber identisch. Darum ist der Kostenfaktor streng genommen schon lange kein Indiz mehr für aufwändigere Produktion.
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Wobei das zumindest im extremeren Metalbereich sowieso alles kein Problem ist, da ja oftmals ohnehin nur in sehr kleinen Auflagen produziert wird, so daß das eher Sammlerstücke werden als der eigentlichen Musikverteilung an alle zu dienen. Viele Künstler WOLLEN eigentlich gar nicht wirklich bekannt werden, sondern wollen gerade, daß nur wenige ihre Musik hören, nämlich die, die auch ohne Werbung auf deren Musik gestoßen sind.
Nur gibt es dabei zwei Probleme, nämlich erstens, dass die Musik damit auf einen kleinen Kreis beschränkt wird, der sich den Erwerb finanziell erlauben kann, was für mich schon wieder Prostitution ist, trotz allem Herumgelaber dahingehend, man wolle keinen Kommerz betreiben. Und zweitens bilden sich dadurch Klüngeleien zwischen Musikern, Labels und Magazinen, die auch mich dazu bewogen haben, nicht mehr für Magazine zu schreiben, zumindest nicht die gegenwärtigen.
Tatsächlich unkommerziell ist die Szene damit nämlich nicht, aber ich persönlich würde das auch gar nicht fordern. Wer SEINE Musik macht, völlig unabhängig vom Genre, ohne sich von Labels, Fans, Politik oder was auch immer den Weg diktieren zu lassen, hat schon einmal meine Grundsympathie, selbst wenn mir persönlich das Produkt nicht gefallen sollte. Wenn er das bis nach Timbuktu und zum Mars vertrieben haben will, ist das seine Sache, auch sein Verdienst. Ich habe bsplw. schon immer Pink Floyd gehört, ob die nun 20 oder 20 Millionen Einheiten von ihrem Kram absetzen, das ändert nichts an der Qualität.
Da ich nun einmal für "freie" Kunst in ALLEN Belangen bin, läuft auch die Klüngelei u.a. im BM-Lager aktuell dieser Intention diametral entgegen, und das lehne ich wiederum ab, denn das ist Hurerei, auch wenn der Kreis der Freier eventuell limitierter als bei Bohlen und Co. sein mag. Und es ist reaktionäre Vereinsmeierei und - im weiteren Sinne - Zensur, die ich ebenfalls ablehne. Darum kann und konnte mich ein Großteil der "Szene" auch schon immer gerne im Arsche lecken.
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