#1

Agnostischer (Satan-/)Theismus

in religiöser Satanismus 26.03.2016 22:33
von Kolpia | 14 Beiträge

Ich wollte mal erläutern, was ich unter dem Begriff des agnostischen Theismus verstehe (:

Theismus = Glaube an einen Gott (oder mehrere Götter)

Agnostizismus = das Fehlen von Wissen über die Existenz eines Gottes und damit mit keinerlei Glauben an oder gegen einen Gott, sondern mit absoluter Entscheidungsunfähigkeit über diese Frage verbunden


Jetzt gibt es noch verschiedene Schlussfolgerungen, welche man aus der agnostischen Grundeinstellungen ziehen kann:

1. agnostischer Atheismus: Sie schließen die Existenz von einem Gott (von Göttern) nicht aus, glauben jedoch an keine(n).

2. agnostischer Theismus: Das Gegenteil von 1. Sie glauben an einen Gott (mehrere Götter), gehen jedoch davon aus, dass man seine/ihre Existenz aktuell nicht beweisen kann.

3. Apatheismus ("apathischer oder pragmatischer Agnostizismus"): Apatheisten sind der Meinung, dass die Frage der Existenz oder Nichtexistenz eines oder mehrerer Götter keine Rolle für das Leben des Einzelnen spielt.

4. Ignostizismus: Ignostiker sind solche, die die Frage nach der Existenz oder Nichtexistenz Gottes bedeutungslos finden, solange es keine kohärente Definition von Gott gibt.

5. starker Agnostizismus: Diese Sorte von Agnostikern ist der Ansicht, dass die Existenz von Gott/Göttern prinzipiell und für alle Zeiten für alle Menschen unerkennbar ist.

6. schwacher Agnostizismus : Diese Sorte von Agnostiker ist der Ansicht, dass die Existenz von Gott/Göttern für einen selbst oder momentan nicht erkennbar ist, aber in Zukunft erkennbar sein könnte.

7) spiritueller Agnostizismus: Das sind Agnostiker, die ohne an Gott zu glauben, religiöse Praktiken pflegen. Also Menschen, die weder an die Existenz noch an die Nichtexistenz Gottes glauben, aber trotzdem religiöse Praktiken pflegen, weil sie vielleicht die Wirkung der jeweiligen Praktik auf die Seele als positiv empfinden.

---

Ich persönlich erhebe den Anspruch ein agnostischer (Satan-/)Theist zu sein.
-> Ich glaube an die Existenz Satans und anderer höherer Wesenheiten. Ich gehe zB. auch von einem Demiurgen aus (lehne die Idee von einem allmächtigen Schöpfer komplett ab xD ... nicht, dass ich etwas gegen den christlichen Glauben hätte *hew*hew*), habe jedoch im Hinterkopf, dass es auch sein könnte, dass ich damit komplett falsch liege.

Lg

P.S. Vielleicht ergänze ich später auch nochmal, was mein eigentliches Verständnis von Satan ist ^^


zuletzt bearbeitet 27.03.2016 00:22 | nach oben springen

#2

RE: Agnostischer (Satan-/)Theismus

in religiöser Satanismus 27.03.2016 00:09
von Mara70 | 193 Beiträge

Zitat
Vielleicht ergänze ich später auch nochmal, was mein eigentliches Verständnis von Satan ist ^^



ja, mach mal, finde ich spannend.

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#3

RE: Agnostischer (Satan-/)Theismus

in religiöser Satanismus 27.03.2016 11:14
von Muab ibn Abu Fahmt | 209 Beiträge

Guten Morgen,

ja cool Du hast tatsächlich Deinen Thread dazu eröffnet. Langsam kommt mal wieder etwas Leben in Deutschlands größten Satanismusfriedhof. Das finde ich richtig gut, es gibt in Deutschland viel zu wenig aktiven Austausch. Also lasst uns bestrebt bleiben.

Man lernt nie aus, die "Ignostiker" sind mir neu. Da hat sich das doch sogar schon gelohnt mal reinzuschauen.

Zum Thema:

Zunächst musste ich erst einmal schmunzeln, wieviele Sparten an Philosophie es gibt, die alle diesen agnostischen Unterton pflegen. Keiner will irgendwie so recht etwas wissen.
Mir fällt auf, dass die genannten Sparten aber in der Regel immer mit der Frage um und an einen Gott in Verbindung stehen. Ist das denn ein wesentlicher Teil agnostischer Philosophie ? Theoretisch geht es doch im zweiten Atemzug in der Regel darum, die Belanglosigkeit seiner Erörterung zu akzeptieren.

Zugehörig kann ich mich natürlich hier jetzt zu keiner Ansicht bekennen. Ich finde eine Idee zwischen Ignostizismus und Apatheismus gut. Eine kohärente Definition von Gott fehlt dahingehend sowieso, weil jeder irgendwie seine eigene Vorstellung vom Göttlichen hat. Somit spielt die Frage nach Gott eigentlich gar keine Rolle für das Leben.
Eine gesunde, satanistische Einstellung.

Leider glaube ich nicht an die Existenz "Satans". Weil dieser Begriff noch schlechter definiert ist als Gott, wird dies auch bei genaurer Betrachtung schwer. An wen oder was soll man da glauben ?
An das Konglomerat an Blödsinn, Ängsten und Psychosen von Gläubigen ? Aus dem abrahamitischem Paradigma sogar ? Das als "Satanist", der eigentlich die Schnauze mal von dem semitischem Kokolores gestrichen voll hatte ? Wird man damit nicht indirekt sogar wieder von dieser alten Religion eingeneommen ? Man wird auf einmal zum Anbeter von ihrem Mülleimer ? Obwohl man nicht dabei sein will, spielt man mit !
Das Einzige, was wirklich genial an der abrahamitischen Religion ist, ist ihr Talent zur Manipulation des Einzelnen.

Hier knüpfe ich nochmal zu Deiner Frage an Mara.
Du hattest mal gefragt, was man als "Macht" im satanischen Kontext bezeichnen könnte.
Es zu schaffen, frei zu werden von der christlich/jüdisch/muslimischen Religion und all ihren Verzweigungen, ist sicherlich eine Handlung die Macht bedarf.

Ich hoffe es wird deutlich was ich sagen möchte im Bezug zu einem "Glauben an Satan".
Sollten wir nicht bestrebt sein, diesen abrahamitischen Tumor immer mehr und ein für alle Male aus den Herzen der Menschen zu entfernen ?
Wir sollten wieder zu unseren alten Traditionen zurückehren. Die Heiligkeit der Natur ist auf jeden Fall für jeden mit etwas Gehirn deutlich erkennbar.
Unsere schamanistischen Traditionen, haben auch vor allem spirituell viel mehr zu bieten als dieser liturgische kabbala Müll.

Als Papst von Lady Discordia stehe ich eigentlich nur dem Chaosparadigma nahe aber das sollte den Rahmen hier nun nicht sprengen.
Nichts ist unmöglich, Toyota.

Ein gutes Ostera Euch allen, möge der alte Hase Euch mit reichlich Fruchtbarkeit beschenken !

Viele Grüße.


Hochachtungsvoll,
Lord Mus'ab ibn Abu Fahmt Großinquisitor der deutschen, eristischen Bewegung und Vielvater der Tulbenbalken (ja die Rosenkreuzer haben unseren Namen geklaut) der Bruderschaft Westfalen

zuletzt bearbeitet 27.03.2016 12:24 | nach oben springen

#4

RE: Agnostischer (Satan-/)Theismus

in religiöser Satanismus 27.03.2016 12:54
von Kolpia | 14 Beiträge

Agnostizismus bedeutet ja letztenendes nichts anderes als "Unwissen" -> eine Verbindung zu Gott/Göttern steckt zumindest nicht im Namen.
Tatsächlich scheinen Agnostiker aber immer von der Grundlage der Existenz, bzw. Nichtexistenz, Gottes auszugehen. Naturreligionen und Schamanismus würden in diesem System wohl dem agnostischen Theismus zugeordnet werden (:

Die Frage, was Satan überhaupt sein soll, hat auch mich erst abgeschreckt, bis ich dann zu dem Schluss gekommen bin, dass ich höhere Wesenheiten, sofern sie denn existieren sollten, sowieso niemals vollends verstehen und erfassen werde.
Nun habe ich beschlossen, dass ich mich auf Teilaspekte, welche mir schlüssig und angenehm erscheinen, beschränke.
Das ich mir damit im grunde genommen eine eigene Gottheit erschaffe ist mir nicht nur egal, ich begrüße es sogar noch, denn genau das ist meiner Erfahrung nach die Stärke des Satanismus: Individualität

Ob man mit so einer Halbwahrheit leben möchte ist jedem selbst überlassen: Ich persönlich kann es zum jetzigen Zeitpunkt.

Was genau meine eigene individuelle Vorstellung ausmacht ergänze ich, wie gesagt, später, da ich aktuell etwas unter Zeitdruck stehe ^^

Lg

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#5

RE: Agnostischer (Satan-/)Theismus

in religiöser Satanismus 27.03.2016 13:59
von Daelach | 1.214 Beiträge

Wobei man zwischen den im Eingangsposting genannten Perspektiven durchaus auch noch dynamisch wechseln kann. Dann hat man zwar keine kohärente Weltsicht mehr, aber andererseits funktioniert ein Spezialwerkzeug in seiner Domäne halt besser als der "Hammer für alles".

Außerdem halte ich es auch nicht unbedingt für notwendig, eine kohärente Weltsicht zu haben, weil das ja irgendwo voraussetzt, daß das Sein an sich kohärent sei, und da sehe ich die Beweislage doch recht dünn.


~ a star is nothingness disguised as light ~
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#6

RE: Agnostischer (Satan-/)Theismus

in religiöser Satanismus 27.03.2016 16:12
von Muab ibn Abu Fahmt | 209 Beiträge

Nun, Kohärenz kann mit agnostischem Gedankengut doch eigentlich eh nur schwer entstehen. Immerhin sagt man sich ja, dass man am Ende es nicht sicher weiß. Da bleibt alles möglich.
Ob man nun noch mehr Schubladen braucht, steht natürlich auf nem anderen Blatt....

Ein Wechsel zwischen den genannten Paradigmen wird meines Erachtens nach damit sogar eher gefördert.

Wobei die Ignostiker auch Realisten genannt werden könnten ?


Hochachtungsvoll,
Lord Mus'ab ibn Abu Fahmt Großinquisitor der deutschen, eristischen Bewegung und Vielvater der Tulbenbalken (ja die Rosenkreuzer haben unseren Namen geklaut) der Bruderschaft Westfalen
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#7

RE: Agnostischer (Satan-/)Theismus

in religiöser Satanismus 27.03.2016 19:29
von Daelach | 1.214 Beiträge

Ja, es bleibt zwar alles möglich, aber es erfordert dann schon einen gewissen Spagat, abhängig von den konkreten Gegebenheiten damit so zu arbeiten, als wüßte man es doch.


~ a star is nothingness disguised as light ~
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#8

RE: Agnostischer (Satan-/)Theismus

in religiöser Satanismus 29.03.2016 17:36
von Muab ibn Abu Fahmt | 209 Beiträge

Gespannt warten wir auf Deinen angekündigten Beitrag.

Grüße.


Hochachtungsvoll,
Lord Mus'ab ibn Abu Fahmt Großinquisitor der deutschen, eristischen Bewegung und Vielvater der Tulbenbalken (ja die Rosenkreuzer haben unseren Namen geklaut) der Bruderschaft Westfalen
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#9

RE: Agnostischer (Satan-/)Theismus

in religiöser Satanismus 29.03.2016 18:09
von Kolpia | 14 Beiträge

Ich habe in letzter Zeit leider unglaublich viel um die Ohren...
Vielleicht komme ich ja heute Abend dazu etwas zu schreiben (:
Lg Hanno

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#10

RE: Agnostischer (Satan-/)Theismus

in religiöser Satanismus 29.03.2016 21:49
von Kolpia | 14 Beiträge

Ich habe leider nicht genügend Zeit, um folgende Aussagen in einen Fließtext zu verpacken -> Bevor ich nichts schreibe, verfasse ich lieber Stichpunkte.

Drei vorrausgehende Thesen:
1. Ich, als Agnostiker, bin mir bewusst, dass die Möglichkeit besteht, dass es etwas wie Satan gar nicht gibt.

2. Ich weiß ebenfalls, dass ich Satan, wenn es die Wesenheit, welche ich Satan nenne, denn geben sollte, (zumindest fürs erste) nicht verstehen kann.

3. Aus 2. folgt für mich die Erkenntnis, dass ich Satan so verstehen kann wie ich will und mein Verständnis von ihm auch jederzeit ändern kann (solange ich
im Hinterkopf behalte, dass ich mit dem begriff Satan nicht die tatsächliche Wesenheit, sondern nur ein Bild in meinem Kopf beschreibe, welches ich von dieser Wesenheit habe).

So, jetzt zu meinem aktuellen, persönlichen Satan

1. Satan bedeutet „Gegner“ oder „Ankläger“. Daraus folgt die Frage: Wen klagt er an?/Wessen Gegner ist er?

2. Als Ankläger oder auch Gegner wird nicht die Ursprungsmacht bezeichnet -> Satan ist nicht "der Ursprung" (bzw. die Schöpfergottheit).

3. Nach meinem Verständnis gibt es einen Demiurgen.

Aus den drei vorhergegangenen Punkten fasse ich folgendes zusammen:
-Satan klagt eine unperfekte Schöpfergottheit an (bzw. steht ihr entgegen).-

//Ich habe morgen mehr Zeit -> Dann gehe ich nochmal über meinen bisherigen Text rüber und verbessere ihn... Außerdem folgt dann auch der zweite Teil ^^

Lg und gute Nacht!


zuletzt bearbeitet 29.03.2016 23:13 | nach oben springen

#11

RE: Agnostischer (Satan-/)Theismus

in religiöser Satanismus 29.03.2016 23:35
von Muab ibn Abu Fahmt | 209 Beiträge

Guten Abend Kolpia,

erinnert mich ans Studium. Hast du Klausuren zur Zeit ?
Ich finde es ja immer wieder interessant, mich mit Gedanken von anderen Menschen auseinander zu setzen.
Weil ich Dich öfter eingeloggt gesehen habe, dachte ich ich frage mal nach ob Du uns noch mehr vom agnostischem Satanismus berichten magst.

Ich fasse mal so zusammen, dass Deine agnostische Philosophie vom Gedankengut der Gnostik bekernt ist ? Du hattest einen Denker erwähnt, ich glaube "Mill" wurde er genannt.
Von diesem leitest Du Dein Verständnis vom Demiurg ab ? Ich kenne den Mann jetzt nicht aber mir ist die Gnostik und einige ihrer Konzepte recht vertraut.
Folge ich mit diesem Bilde dem dann noch ausreichend oder gibt es zu Mill wesentliche Unterschiede ? Er bezieht sich wahrscheinlich auf die Gnostik ?

Also würdest Du sagen, dass der Weltenbauer ein blöder Sack ist und verklagt werden sollte ?

Grüße und einen guten Abend noch,
bis zum nächsten Mal.


Hochachtungsvoll,
Lord Mus'ab ibn Abu Fahmt Großinquisitor der deutschen, eristischen Bewegung und Vielvater der Tulbenbalken (ja die Rosenkreuzer haben unseren Namen geklaut) der Bruderschaft Westfalen

zuletzt bearbeitet 29.03.2016 23:35 | nach oben springen

#12

RE: Agnostischer (Satan-/)Theismus

in religiöser Satanismus 30.03.2016 01:40
von Kolpia | 14 Beiträge

Die Klausuren habe ich zum Glück (erstmal) hinter mir, aber das Abitur steht an...
Außerdem habe ich aktuell noch ein paar persönliche Problemchen.
-> Ziemlich viel um die Ohren ^^

Ja, Du hast Recht damit, dass die Gnostik ein Kernelemt meines Glaubens darstellt. Wobei ich mich (leider) noch nicht wirklich viel mit Platon etc. beschäftigt habe. <- Da besteht Nachholbedarf.

Die antiken Platoniker sind davon ausgegangen, dass der Demiurg die Welt so gut geschaffen hat, wie es überhaupt möglich war -> Er gewissermaßen perfekt ist/war, oder?
Denn das ist der Punkt in dem Mill anderer Meinung ist.
Ansonsten scheinen mir Gnostik und Mills Thesen übereinzustimmen (wobei ich mich mit der Gnostik, wie gesagt, noch nicht so gut auskenne).

Zitat von Muab ibn Abu Fahmt im Beitrag #11

Also würdest Du sagen, dass der Weltenbauer ein blöder Sack ist und verklagt werden sollte ?


So kann man es natürlich auch ausdrücken xD

Die Auflehnung gegen den Demiurgen halte ich für sinnvoll, wenn nicht sogar nötig:
(Nun folgendes baut darauf auf, dass ich den Demiurgen als nicht perfekt betrachte.)

A. Die aktuelle Welt ist nicht so gut wie sie sein könnte. (Mal abgesehen davon, dass wir Menschen ziemlichen Mist bauen ^^)

B. Der Demiurg "bewahrt" durch seine fortwährende Existenz den Status quo seiner Schöpfung. -> Verhindert gewissermaßen Veränderungen.

C. Veränderungen sind die einzige Möglichkeit näher an Vollkommenheit zu gelangen.

-> Der Demiurg steht für das beständige, Satan, da er gegen den Demiurgen steht, für das Chaos, den ständigen Wandel. Dieser Wandel ist es, der den Weg zur Annäherung an die Vollkommenheit ermöglicht.

Dies glaube ich sowohl auf theologischer als auch auf philosophischer Ebene: Es ist sowohl meine Religion (bezogen auf Demiurg und Satan) als auch meine Lebenseinstellung (bezogen auf mein ganz persönliches Weltchen).

Nur, um das noch einmal klarzustellen: Das ist NUR meine Meinung und ich, als Agnostiker, gehe natürlich nicht davon aus, dass eine andere nicht ebenso richtig sein könnte (:

Lg Hanno

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#13

RE: Agnostischer (Satan-/)Theismus

in religiöser Satanismus 30.03.2016 08:39
von S_J | 455 Beiträge

Zitat von Kolpia im Beitrag #12
C. Veränderungen sind die einzige Möglichkeit näher an Vollkommenheit zu gelangen.

Veränderungen sind allerdings kein Garant dafür. Was du unter A nennst, hat zum Teil auch mit Veränderungen zu tun.

Veränderung bedeutet erstmal bloß "Veränderung". Die kann zum Guten oder zum Schlechten stattfinden.
Für zu starken Wandel ist btw der Mensch auch nicht gemacht, und das Leben generell nicht. So schräg das erscheinen mag, aber Evolution braucht ihre Zeit, und sie braucht ein hohes Maß an Beständigkeit, mit einem gewissen, aber überschaubaren Maß an Veränderung. "Beständigkeit" ist ja nicht bloß Starre; auch natürliche Rhythmen, die Veränderung beinhalten, weisen Beständigkeit auf. Jahreszeiten jetzt mal als offenkundiges Beispiel genannt.
Gänzlich ohne Beständigkeit gibt es ebensowenig Entwicklung wie gänzlich ohne Veränderung.

Veränderungen, die ein gewisses Maß überschreiten, haben gute Chancen, eine Entwicklung einfach frühzeitig zu beenden, bzw. das Vorhandene auszulöschen. Nicht jedes Chaos bringt irgendetwas hervor, das besser wäre als das, was es vorher gab.

Zitat
Nur, um das noch einmal klarzustellen: Das ist NUR meine Meinung und ich, als Agnostiker, gehe natürlich nicht davon aus, dass eine andere nicht ebenso richtig sein könnte (:

Ich finde deine Sichtweise jetzt nicht "falsch" in dem Sinne. Bloß ein bisschen zu kurz gedacht und mit einem Mangel an Blick für das große Ganze ;-)

***

Edit: Zur Gnosis noch - hat mich irritiert, dass du Gnostik und Platon hintereinander nennst, auch wenn das natürlich Aufzählung gewesen sein kann. Gnostiker sind zunächst mal Christen (wenn auch in einigen Strömungen den alten griechischen Philosphen zugewandt), und, soweit man von "einer" Gnostik sprechen kann, ist die Sichtweise tendentiell die, dass der Demiurg sowas ist wie ein Satan oder Verräter gegenüber dem "eigentlichen" Erschaffer. Der Gegenspieler des Demiurgen ist für die Gnostiker für gewöhnlich Jesus Christus. Soll heißen: Gegen den Demiurgen im gnostischen Sinne zu sein, würde bedeuten, dass man zu den "Guten" gehört (in dem Fall natürlich die Christen).
In einigen Strömungen gab es auch die Tendenzen, Charaktere mit eigentlich schlechtem Ruf als "wahre Helden" zu interpretieren. Das Judasevangelium entstammt zum Beispiel so einer gnostischen Strömung.
Ab davon hat das Ganze etwas Apokalyptisches an sich. Wenn nämlich die materielle Schöpfung an sich schon großenteils "verdorben" ist, von "Funken" der vollkommenen Göttlichkeit abgesehen, ist irgendwie klar, dass Erlösung etwas damit zu tun haben muss, den eigenen Körper hinter sich zu lassen. Und so eine Sichtweise wirft dann ganz andere Fragen auf als die, ob Gottheiten/Engel/nicht-materielle Wesenheiten existieren oder nicht. Soll heißen, das geht über eine Frage nach Theismus, Agnostizismus o.ä. dann einigermaßen hinaus.


zuletzt bearbeitet 30.03.2016 09:14 | nach oben springen

#14

RE: Agnostischer (Satan-/)Theismus

in religiöser Satanismus 30.03.2016 14:53
von Muab ibn Abu Fahmt | 209 Beiträge

Hallo zusammen,

achja das gute alte Abi, das waren noch Zeiten. Freu Dich auf die Uni hahaha

Als erstes möchte Ich mich nicht anmaßen Deine persönlichen Ansichten zu bewerten.
Daher kann ich nicht behaupten, dass Dir tendenziell ein Blick für ein "Großes Ganzes" fehlt.
Wegen einer einzelnen Aussage zu diesem Thema. Andere können das, wunder Dich darüber nicht zu sehr.
Aber ich gehöre auch zur Sparte der hiesigen Päpste, weniger zu der der Dozenten.

Topic:

Das Veränderungen theoretisch der Einzige Weg sind, "an die Vollkommenheit" zu gelangen mag ja eigentlich sogar stimmen. Jedoch ist dieser Maßstab unerreichbar. Eine Entwicklung wird ihrer Natur folgend immer in Richtung Verbesserung streben. Was auch nicht ausschließt, dass es Phasen der Stagnation oder sogar Verschlechterung geben wird. Wie mein Vorredner meines Erachtens ganz richtig anmerkt, ist nicht jedes Chaos schöpferisch und vieles was durch spontane Mutationen entsteht ist am Ende unbrauchbar, Müll und muss wieder durch lange Prozesse ausgeglichen werden.
Das soll natürlich nicht heißen, dass man seinen persönlichen Entwicklungszyklus jetzt wegen Zwecklosigkeit über den Haufen werfen soll. Kann einem aber helfen den Blick dafür schärfen was wesentlich ist und erreicht werden kann, in der Reaktionsspanne die einem zur Verfügung steht.
Sonst ist Vollkommenheit auch oft so eine der Floskeln gewesen, die gerne von Religiösen benutzt wird, um Dinge groß zu machen die eigentlich ganz klein sind.
Wenige sind Vollkommen, viele nicht. Das alte Leid. . .

Zur Gnosis :
Hier muss ich mich auch meinem Vorredner anschließen.
Grundsätzlich ist mir gnostisches Gedankengut ebenfalls als eine Art Alternativum zur orthodoxen, christlichen Lehre bekannt.

Ich glaube es ging darum, dass ein sich selbst nicht bewusster Zwilling von Gott, der Demiurg, die materielle Welt schlecht geschaffen hat und darauf folgend ein Erlöser hierher geschickt wird, der die Menschen zurück zu dem eigentlichen Gott führen will. Seinen Einfluss hier halt irgendwie kanalisieren.
Es gibt neben dem Demiurgen also auch noch den "ursprünglichen guten Gott". Von dem Jesus kommt. Der Jesus ist. Dessen Vater er war. Oder Jesus sein Vater gewesen sein mag. Manche nennen diesen Jesus sogar Lucifer oder meinen Gott sei weiblich. Wenn es um die konkrete Definition von Jesus geht, bleibt es auch bei gnostischen Christen strange.
Das Ganze hat dann wie von S_J angedeutet wurde zur Folge, dass gnostische Lehren mit asketischen und Welt verneinenden Praktiken durchtränkt sind.
Die Welt ist schlecht. Damit auch der Körper. Das Leben. Das Sein. Rausch, Fleisch und Sex. Alles schlecht.
PösePöse.

Du würdest als Ankläger also mit dem werten Herrn Jesus gegen den Demiurgen vor Gericht ziehen.

Gnosis ist aber ein riesen großes Gebiet, weil theoretisch jede frühchristliche Häresie als "gnostisch" erkannt werden kann. So kommt es auch, dass man auf keinen Fall von "einer Gnosis" als kohärente Lehre sprechen kann. Es tauchen vielmehr immer wieder "gnostische Elemente" in verschiedenen Religionen/Sekten und Philosophien der Frühzeit auf.

Praktisch gefällt mir der Agnostizismus besser, dort ist man wenigstens ehrlich genug sich einzugestehen, das alles Geschwafel um Gott am Ende des Tages bedeutungslos sein könnte und auch dürfte.

Ich grüße Euch ganz sartanisch.


Hochachtungsvoll,
Lord Mus'ab ibn Abu Fahmt Großinquisitor der deutschen, eristischen Bewegung und Vielvater der Tulbenbalken (ja die Rosenkreuzer haben unseren Namen geklaut) der Bruderschaft Westfalen

zuletzt bearbeitet 30.03.2016 15:04 | nach oben springen

#15

RE: Agnostischer (Satan-/)Theismus

in religiöser Satanismus 30.03.2016 20:40
von S_J | 455 Beiträge

Zitat von Muab ibn Abu Fahmt im Beitrag #14
Ich glaube es ging darum, dass ein sich selbst nicht bewusster Zwilling von Gott, der Demiurg, die materielle Welt schlecht geschaffen hat und darauf folgend ein Erlöser hierher geschickt wird, der die Menschen zurück zu dem eigentlichen Gott führen will. Seinen Einfluss hier halt irgendwie kanalisieren.
Es gibt neben dem Demiurgen also auch noch den "ursprünglichen guten Gott". Von dem Jesus kommt. Der Jesus ist. Dessen Vater er war. Oder Jesus sein Vater gewesen sein mag. Manche nennen diesen Jesus sogar Lucifer oder meinen Gott sei weiblich. Wenn es um die konkrete Definition von Jesus geht, bleibt es auch bei gnostischen Christen strange.

Äh, noe, kein "Zwilling" von Gott. Das hat tatsächlich eher Parallelen zu der Idee von Engelshierarchien, wie es sie auch im Jüdischen gibt. Soll heißen: Der eigentliche, "vollkommene" Gott ist und war immer das Erste und Einzige.
Vollkommener Gott schafft Engelshierarchien, um nicht so "einsam" zu sein - eines dieser engelsgleichen Wesen verfällt dem eigenen Hochmut, wird selbst zum Schöpfer und erschafft die Materie.
Der Demiurg ist insofern tatsächlich sehr vergleichbar zu gängigen Vorstellungen von Satan, oder speziell Luzifer, der ebenfalls den "eigentlichen" obersten Gott in Frage stellt.

Da ursprünglich alles vom vollkommenen Gott geschaffen wurde, trägt nun aber auch die vom Demiurgen geschaffene Materie etwas von dieser Vollkommenheit in sich. Und da gibt's dann verschiedene Vorstellungen, wie das mit dem Pleroma und so - Wege zurück in die "vollkommene" Schöpfung, die sowas wie ein Lichtparadies sein soll, und eben nicht gestört und leidbehaftet wie unsere Existenz.
Jesus gilt als Bote aus dieser "vollkommenen" Schöpfung, der die Menschen auf diesen Funken des Vollkommenen hinweist.
Wie vorher schon erwähnt, immer mit mehr oder weniger geringen Abweichungen und Schwerpunkten, abhängig davon, mit welcher Strömung man sich befasst. Wobei, glaube ich, weiterhin gar nicht alle dieser Strömungen bekannt sind. Nag Hammadi hat da viele Erkenntnisse gebracht. Es gibt auch heutzutage christliche Sekten, die diesen Vorstellungen noch oder wieder anhängen. Ist halt ein schönes Gegenkonzept zum deutschen Kirchenchristentum.

Zitat
Praktisch gefällt mir der Agnostizismus besser, dort ist man wenigstens ehrlich genug sich einzugestehen, das alles Geschwafel um Gott am Ende des Tages bedeutungslos sein könnte und auch dürfte.

Na, das hat mit Unehrlichkeit nichts zu tun. Gnosis bedeutet ja soviel wie "Erkenntnis" oder "Wissen". Natürlich sind diese Schöpfungsmythen Glaube bzw. Spekulation. Aber zu diesem Glauben gehört die Annahme dazu, dass Nicht-Glaubende einfach Nicht-Wissende sind. Wer anfängt, an den vollkommen göttlichen Funken zu glauben, gilt unter Gnostikern nicht als jemand, der einen Glauben angenommen hat, sondern als jemand, der über überragende Weisheit verfügt und ein Wissen erlangt hat, das Nicht-Gnostikern nicht zugänglich ist.
Das Problem mit der Ehrlichkeit liegt eigentlich eher mal wieder in der typisch religiösen Fehlinterpretation bzw. Um-Interpretation von Glaube zu Wissen.
Oder, wie Dawkins das immer so schön bezeichnet: Religion als Gedankenvirus, dessen erster Auftrag darin besteht, im Gehirn das kritische Denken und die Fähigkeit dazu abzuschalten, gewisse Dinge in Frage zu stellen. Meistens wird das betreffende Gedankenareal effektiv isoliert und umgeben mit Drohungen/Illusionen von Höllenfeuern u.ä., so dass im Geist der infizierten Person Schmerzen entstehen, wenn sie sich dem betreffenden Gedankengebiet nähert. Weswegen ein großer Bogen darum gemacht wird.
Wie programmierte Ameisen

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