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Satanisch legitimierter Mord?
in philosophischer Satanismus 03.01.2017 18:30von Paprika1998 • | 21 Beiträge
Moin moin,
hier mal ein eher provokanter Gedanke:
Ich weiß ja nicht ob es für euch auch so ist, aber was mich am Satanismus so fasziniert ist vor allem, dass ich ihn ethisch gesehen nachvollziehen kann, und dass er Ethik HINTERFRAGT. Zum Vergleich: Bei den Christen herrscht unumstößliche Nächstenliebe (zumindest theoretisch..), und generell werden viele Gebote und Vorschriften befolgt, ohne dass diese sachlich begründet werden. Außer natürlich, man erkennt ,,weil Gott es so will" als eine logische und rationale Erklärung an.
Doch im Satanismus - hier werden mir vielleicht die meisten zustimmen - steht das Individuum selbst im Mittelpunkt, ist die höchste Macht (im Sinne der Autonomie). Der Satanist ist ein Egoist und achtet darauf, dass es IHM gut geht. Er steht an erster Stelle und achtet auf sein Wohlbefinden und seine Bedürfnisse. Die Bedürfnisse und das Wohlbefinden des Satanisten sind das höchste Gebot nach dem er handelt. [Wer diesbezüglich eine andere Meinung vertritt mag gerne seine Auffassung zu diesem Aspekt erklären]
Nun kommen wir aber an eine Grenze: Angenommen ich wollte jemanden töten, weil das (warum auch immer) mein Wunsch und mein Wille ist. Ich handle doch dann nach meinem eigenen Willen, ist diese Tat dann ,,satanisch legitimiert"? Und bin ich dann letztendlich Angehöriger einer Religion, die Mord befürwortet?
Eure Meinungen dazu würden mich sehr interessieren, weil ich finde, dass das ein recht kritischer Punkt in (meinem?) Satanismus ist.
Lg Patrick
RE: Satanisch legitimierter Mord?
in philosophischer Satanismus 03.01.2017 21:24von S_J • | 455 Beiträge
Zitat von Paprika1998 im Beitrag #1
Angenommen ich wollte jemanden töten, weil das (warum auch immer) mein Wunsch und mein Wille ist. Ich handle doch dann nach meinem eigenen Willen, ist diese Tat dann ,,satanisch legitimiert"?
Klar, wenn du nach der Religion gehst, KANNST du das so sehen.
Als deutscher Staatsbürger sollte dich aber vielleicht auch interessieren, was der Gesetzgeber dazu sagt.
Und ne, Sonderrechte bekommst du da als Satanist voraussichtlich keine XD
Es geht um Individualität, und für mich auch um ein gewisses Bedürfnis danach, an den Stellen gegen den Strom zu schwimmen, die zu einem selbst nicht passen. Daraus folgt mitnichten eine Aufforderung zu Straftaten - für mich bei der aktuellen gesellschaftlichen Lage auch schon keine Aufforderung zum Ellenbogen-Kapitalismus mehr, denn der ist inzwischen so sehr gang und gäbe, dass es keinen Individualismus mehr braucht, um damit zu glänzen. Wenn's einem liegt und man sich selbst damit verwirklicht - klar, wieso nicht. Wenn dem aber nicht so ist, kann man es auch lassen.
Was Straftaten allgemein angeht: Ja, es gibt im Satanismus Strömungen, die dich für untrue erklären, wenn du dich dazu entschließt, nicht das Benehmen eines Psychopathen an den Tag zu legen. Wie das mit dem Individualismus aber so ist: Damit muss man nunmal leben. Anerkennung von allem und jedem wird man in einem Leben nicht bekommen. Wenn man die Sache mal durchdenkt, ist es aus egoistischer Perspektive in einem nicht-anarchistischen System selten hilfreich oder klug, zu übertriebener Gewalt zu greifen.
Aber ich schätze, wer einen gewissen "Szene-Druck" zu verspüren meint, oder LaVeys Might-is-right-Zitate (und die machen einen Großteil seiner Satanischen Bibel aus) zum Anlass nimmt, zur Charaktersau zu werden und eine Ellenbogenmentalität zu fahren, die mit der eigenen Persönlichkeit nichts zu tun hat, dem ist in puncto Individualität ohnehin nicht zu helfen.
PS: Bei Satanisten wirst du meiner Erfahrung nach häufig ein klares Bekenntnis zu Notwehr finden, mit dem sich Christen bereits schwertun dürften, wenn sie die entsprechenden Aspekte ihrer Religion ernst nehmen (...würden ... was sie im Zweifelsfalle aber doch selten tun). Sich zur Not auch mit erheblichen Konsequenzen für einen Angreifer zu verteidigen, ist aber nunmal nicht dasselbe wie Mord. Und das sieht auch der Gesetzgeber so.
RE: Satanisch legitimierter Mord?
in philosophischer Satanismus 03.01.2017 22:39von Daelach • | 1.214 Beiträge
Zunächst einmal kann man JEDE Religion als Legitimation hernehmen. Sogar dann, wenn diese ihrer Ideologie und ihren Geboten nach das Töten explizit untersagt, wie z.B. das Christentum.
Der gewaltsame Christenmob wurde schon von Kaiser Konstantin benutzt, um über Bande seine Konkurrenten auszuschalten. Weiter ging es mit den Sachsenschlachtungen durch Karl den Großen, den Kreuzzügen des Mittelalters, den Ketzer- und Hexenverbrennungen der frühen Neuzeit, dem 30-jährigen Krieg, dem Massenmord durch die Conquistadores in Südamerika und den kirchlichen Waffensegnungen zum ersten Weltkrieg. Heute noch werden im christlichen Uganda Homosexuelle aus religiösen Gründen ermordet, und daß in den USA Abtreibungsärzte hin und wieder von christlichen Fundamentalisten erschossen werden, ist auch bekannt.
Wenn man also sogar im Christentum ein Verständnis der Religion als Grundlage für massenhaften Mord finden konnte, wird einem das bei jeder anderen Religion sicherlich auch irgendwie gelingen. Es muß nichtmal Religion sein, sondern säkulare Ideologie tut es genauso, wie die blutige Geschichte z.B. des Kommunismus gezeigt hat.
Die andere Seite ist aber die praktische: das wird nur dann von den Herrschenden akzeptiert oder sogar kultiviert, wenn es in ihrem Interesse ist. In obigen Beispielen war/ist das bei allen außer den Mördern an Abtreibungsärzten der Fall, die deswegen auch als Einzige verfolgt werden.
Mord hat hierzulande eine Aufklärungsrate von um die 95%. Erstens, weil da absolute Profis arbeiten, zweitens, weil mit entsprechendem Nachdruck ermittelt wird, und drittens, weil die moderne Spurensicherung sehr weit fortgeschritten ist. Bei "einfach so" jemanden umbringen kannst Du davon ausgehen, daß Du sehr, sehr lange aus dem Verkehr gezogen werden wirst, mitsamt anschließender Sicherheitsverwahrung auf unbestimmte Zeit, weil man so jemanden schlichtweg nicht auf die Gesellschaft loslassen wird. Nichtmal in Deutschland.
Zudem wird man Dich nicht bei den Knästen mit den Anzugträgern unterbringen, die Steuern hinterzogen haben, sondern wenig überraschend in einem Knast für Gewaltkriminelle. Dort herrscht auch unter den Insassen brutale Gewalt, weil es eben lauter Leute sind, die gewaltsam ticken und deswegen überhaupt erst dort sind. Zumal man auch noch Bandenbildung hat usw.
Du würdest dort als Fischfutter gnadenlos untergehen, und nach spätestens einem Jahr wäre Dein Rektum dermaßen geweitet, daß ein LKW darin wenden könnte. Andernfalls würdest Du Dir nämlich solche Fragen gar nicht erst stellen!
Also gerade im Sinne des Egoismus klingt das nicht wirklich nach einer erstebenswerten Zukunft.
~ a star is nothingness disguised as light ~
RE: Satanisch legitimierter Mord?
in philosophischer Satanismus 04.01.2017 11:17von S_J • | 455 Beiträge
Zitat von evilmadness im Beitrag #5
Jeder der Lügt zerstört die Welt
Wessen Welt kleiner wird der Klaut.
Ein Mörder verspielt sein eigenes Leben.
Wer sich auf Kosten anderer einen Vorteil verschafft, muss zurück und bezahlen.
Wer einen Vorteil annimmt, wird abhängig.
Das erinnert so ein wenig an den Dalai Lama .. man fragt sich, aus welchem Wandkalender die Weisheiten wohl stammen mögen.
Also, der Dalai Lama jetzt nicht als Quelle von dat Ganze, ne, sondern als ein alternativer Wiederverwerter.
RE: Satanisch legitimierter Mord?
in philosophischer Satanismus 05.01.2017 02:03von RAFA • | 1.221 Beiträge
Zitat
Nun kommen wir aber an eine Grenze: Angenommen ich wollte jemanden töten, weil das (warum auch immer) mein Wunsch und mein Wille ist. Ich handle doch dann nach meinem eigenen Willen, ist diese Tat dann ,,satanisch legitimiert"? Und bin ich dann letztendlich Angehöriger einer Religion, die Mord befürwortet?
ja.
Wenn du tatsächlich jemanden umbringen willst, steht dem von Seiten des Satanismus "moralisch" nichts entgegen.
Natürlich ist ein Mord ein gefährliches Unterfangen, weil es gibt eine Reihe Folgen eines Mordes, angefangen bei der Rache der Hinterbliebenen oder der Gesellschaft - über Reaktionen von Gesetz und Justiz, die du dabei bewältigen musst - bis hin zu dem Punkt, dass es dir eines Tages Leid tun könnte, weil du anders darüber denkst. Aber seitens des Satanismus steht dem nichts entgegen.
Was daran schlimm sein soll, dass der Satanismus "sogar auch das Töten" legitimiert, ist mir allerdings nicht klar, weil in anderen Religionen wird Töten nicht nur legitimiert, sondern sogar befohlen oder sogar (angeglich) von der Gottheit selbst durchgeführt.
Ein paar Beispiele:
Zitat
Sure 4,90
....ergreifet sie (die Heuchler) und tötet sie, wo immer ihr sie auffindet; ...
Sure 4,92
...wenn sie (Nichtmuslime) ... dann ergreifet sie und tötet sie, wo immer ihr sie auffindet. Denn gegen diese haben wir euch volle Gewalt gegeben.
Sure 9,5
... dann tötet die Götzendiener, wo ihr sie treffet, und ergreift sie, und belagert sie, und lauert ihnen auf in jedem Hinterhalt,...
4. Mose 25, 5
Jedermann töte seine Leute, die sich unter das Joch des Baal-Peor begeben haben!
1. Samuel 15, 3... und schone ihn nicht; sondern töte Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel!
4. Mose 31, 17
So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und tötet alle Frauen, die einen Mann im Beischlaf erkannt haben;
Dagegen liest sich "tue was du willst" doch noch harmlos an, oder etwa nicht?
RE: Satanisch legitimierter Mord?
in philosophischer Satanismus 12.01.2017 18:39von Sleepwalker • | 499 Beiträge
Zitat
Dagegen liest sich "tue was du willst" doch noch harmlos an, oder etwa nicht?
Da hast du aber jetzt in diesem Zusammenhang das zugehörige crowleyanische Zitat "Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern" vergessen.
Das ist ethisch aber durchaus zu verstehen im Sinne von "Habe Respekt vor dem Leben und der Selbstverwirklichung von Mitmenschen"...
Natürlich, "die Sklaven sollen dienen". Aber wo, biite schön, steht: "Die Sklaven sollen geopfert werden?"
Bei irgendwelchen ahnungslosen Sektenbeauftragten wie Ingolf Christiansen, bei "Mara Satanas" und bei den in der Szene isolierten britischen "Order of the Nine Angles", die allerdings auf Grund von stärkerem Interesse an Nazi-Aktivitäten in Großbritannien schon über viele Jahre satanistisch nicht mehr aktiv waren. Sonst nirgendwo...
Kein Wunder, dass das Forum hier mehr und mehr wegstirbt, wenn das christliche Satanismusbild hier auch noch breitgetreten wird...
Zitat
Mord hat hierzulande eine Aufklärungsrate von um die 95%...
Nicht bei Mordfällen mit dem setianischen "Tepahon"...
Aber Spass beiseite, das Argument von Daelach sollte natürlich auch in ein satanisches Bewusstsein eindringen...
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