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Sorry, aber ich sehe keinen Sinn darin, den gregorianischen Kalender bzw. den Tod von Papst Silvester I. am 31. Dezember 335 abzufeiern. Feiern kann ich bei Bedarf täglich, ohne Papst und gregorianisches Kalendarium.
Jaja, das Christentum versteckt sich wirklich in jedem noch so kleinen Detail.
@Rafa:
Egal ist es eh, egal ist aus der jeweiligen Perspektive betrachtet nämlich alles und nichts, je nachdem. Wer das machen will, der soll es meinetwegen auch, ist mir völlig wurscht.
Ich persönlich finde aber Silvesterfeten und das gesamte Brimborium keineswegs lustig oder amüsant, ich empfinde es als zwanghaft terminierte Ausgelassenheitspflichterfüllung, genau wie Karneval auch. Gerade in der BRD lebt das Personal des Staates das auch aus, weil es im gesamten Jahr vorher und nachher im Grunde nichts zu melden hat. Einmal abgesehen davon, dass mein Humor ein gänzlich anderer als jener der breiten Masse ist. Ich habe eine Abneigung gegen diese Art des Amusements, nicht für andere, denn was die treiben ist mir wurscht, sondern für mich selbst. Ich marschiere nun einmal nicht im Gleichschritt mit, nicht einmal im Humor bzw. Kalendarium.
Soll heißen: Der gregorianische Kalender mit seiner mathematisch auf Vorschulniveau falsch berechneten und völlig willkürlich gesetzten Monatssetzungen spielt für mich nur in dem Maße eine Rolle, wie ich mit der Außenwelt interagiere, die sich an diesem Kalendarium orientiert.
Abgesehen davon ist es aber ein irrelevanter Maßstab für mich, darüber hinaus eben auch noch vom Katholizismus aufgezwungen. Wenn mir der Sinn danach steht, kann ich auch mit dem Tzolkin der Maya, dem Kalendarium der Juden oder was auch immer rechnen, aber Sinn macht das nur bedingt, weil ich mich dann wiederum an Grenzsetzungen anderer orientiere, die ich unter anderen Umständen nicht akzeptieren würde.
Es ist auffällig, dass selbst die sich als Freidenker Postulierenden ihre Grenzüberschreitung in genau dem Maße realisieren, in dem eine Tradition erstens felsenfest in der jeweiligen Kultur verankert ist, oder aber nicht bekannt ist, woher eine solche überhaupt stammt (Stichwort: "Silvester hat ja nichts mit diesem oder jenem zu tun, ist halt nur ein Fest"; das selbe sagen absurderweise viele über Weihnachten).
Ich unterstütze weder das System, noch die religiösen Instanzen, folglich interessiert mich auch nicht, ob am 31.12. das laufende Jahr enden soll oder nicht, denn MEIN "innerer Kalender" zählt für mich, nicht IHR Kalender. Feiern kann ich, wenn ich dazu Lust habe, theoretisch täglich. Wenn mir nicht gerade ein Stressfaktor von außen die Laune versaut, ist es tatsächlich so, dass ich jeden Tag lebe, als ob es kein morgen geben würde, einfach weil ich meine Stimmungslage nicht von systemkonformen Setzungen dahingehend abhängig mache, wann ich zu feiern habe und in welcher Weise sich das auszudrücken hat (Rumgezappel zu Technogestampfe oder besoffen in der Ecke herum liegen bsplw., was mir alleine bereits Silvester im höchsten Maße unsympathisch macht, denn in eine derartige Stimmung gelange ich nicht einmal im Fieberwahn).
Wie gesagt: Wer es machen will, der soll es auch, aber ich WILL gar nicht. Von daher ist es eine Frage der individuellen Wertung, ob es nun egal ist oder nicht.
Vor allem lustig ist ja, dass diese Scheingründe für das Feiern (Jahresende, Fest der Liebe (Weihnachten), blah blah blah) völlig irrational sind und lediglich dazu dienen, ein gewisses Ventil zu bieten, damit die Menge sich ab und zu mal belustigen MUSS. "Das Jahr" (wenn man es denn beachtet) geht das ganze Jahr über zuende, Mitmenschen kann ich auch das ganze Jahr über gut behandeln und beschenken, wann ICH das will und nich weil ein Datum ist. Selbiges gilt für die ganzen anderen scheiß Feiertage auch.
uɐɯ puıןq ɐ ɹɐǝɥ uɐɔ ǝuoou
@Xarvic:
Jawoll, wobei dieses MUSS auch insofern bemerkenswerte Blüten treibt, als dass sich die Leute gerade an Silvester genau das heraus nehmen, was sie sich ansonsten im ganzen Jahr nicht wagen würden, weil dann die jeweilige Stadtverordnung greift und Strafverfolgung droht. Selbst in unserem Kaff am Arsch der Welt wurden nämlich sämtliche bewohnten Viertel großflächig mit Müll, leeren Flaschen und natürlich Böllerresten versaut, nachgerade saudämlich ist das, wenn es auch noch unsere Wälder betrifft, an deren Beseitigung ohnehin bereits gearbeitet wird.
Als ich vor einigen Jahren in die Gegend zog, war das noch reale "Skyrim-Heile-Welt-Naturidylle", heute ist es ein Schatten seiner selbst. Und als würde die aus den Großstädten anrückende Industrie nicht schon genug zerstören, helfen die Idioten im Ort noch kräftig mit, freilich nicht ausschließlich an Silvester, aber an diesem Tag fällt die Rücksichtslosigkeit besonders auf. Wohl gemerkt: Eine legitimierte Rücksichtslosigkeit, denn unter anderen Umständen könnten die meisten Leute kein Wässerchen trüben.
Wie es dann noch in den Städten aussieht, weiß ich nur zu gut aus meiner Lebensphase in einem solchen Menschenaufhäufungssurrogat. Das MUSS zum feiern ist gleichzeitig auch Startschuss für Rücksichtslosigkeit gegenüber der eigenen Lebensgrundlage und natürlich auch anderen, unabhängig von den Lippenbekenntnissen bezüglich Toleranz und Co.
Natürlich wurde der gregorianische Kalender unter der Federführung der katholischen Kirche eingeführt. Aber trotzdem ist er per se nicht "christlich", sondern die Katholen waren halt diejenigen, die zu der Zeit überhaupt sowas durchziehen KONNTEN. Denn notwendig war es allemal angesichts der Tatsache, daß der julianische Kalender bereits um 10 Tage abgedriftet war. Das jetzt mit "oohhh das waren aber Katholiken" zu monieren, hat schon so ein bißchen was von der satanischen Version des Totschlagargumentes "die Nazis haben auch gesagt...". Insofern ist es durchaus interessant, wie sich Argumentationsstrukturen aus der eigentlich wenig willkommenen political correctness hier widerspiegeln.
Bleibt das durchaus diskutable Argument des verordneten Festes. Nur ist das weder neu noch christlich, dasselbe galt schon für die Saturnalien. Was die Sache auf die Frage reduziert, ob man nun krampfhaft anders sein muß als alle anderen, oder ob nicht genau darin eine inverse Gleichschaltung liegt. Etwas abzulehnen, WEIL es alle tun, ist qualitativ genauso gleichgeschaltet, wie es zu tun, WEIL es alle tun, weil es ja wiederum die Masse ist, die das eigene Handeln bestimmt (wie auch immer es ausfällt). In dem Moment, wo man sich darauf bezieht, kommt man da so oder so nicht heraus. Kann man letztlich halten, wie man lustig ist, es nimmt sich nichts.
Und, ja, ich halte den Jahreswechsel schon für wichtig. Weil ich jetzt alle Dokumente mit 2012 unterschreiben muß - den Jahreswechsel vergesse ich gerne bei solchen Unterschriften (geht das noch jemandem so?).
Außerdem war es ja eh das letzte Silvester, denn am 23.12.2012 wird die Welt untergehen. Und zwar deswegen, weil der Weltuntergang am 22.12.2012 ausbleiben wird und dies ein Chaos verursachen wird, dessentwegen die Welt dann am 23.12. untergeht (:
~ a star is nothingness disguised as light ~
Zitat von Daelach
Insofern ist es durchaus interessant, wie sich Argumentationsstrukturen aus der eigentlich wenig willkommenen political correctness hier widerspiegeln.
Die spiegeln sich hier gar nicht wieder, denn das könnte man nur dann behaupten, wenn ich gesagt hätte, man darf oder soll nicht Silvester feiern, was ich nicht getan habe (siehe oben). Der Hinweis auf einen Hintergrund mag Dir diesen Eindruck vernitteln, aber das dann in erster Linie wohl auch nur, weil Du es so verstehen willst, nicht aber, weil ich es ausgesagt oder auch nur impliziert hätte. Wenn ich individuell keinen Sinn in Silvester sehe und das begründe, hat das mit der PC-Argumentationsstruktur so viel zu tun, als wenn Du mir sagst, Du kaufst Deine Brötchen nur bei einem Bäcker, weil Du von dessen Qualität überzeugt bist, und ich Dir Rassismus unterstelle. Ergibt nur dann Sinn, wenn man einen Schild nutzen möchte, um sich gegen die Argumentation des anderen zu sperren.
Dass der eine Kalender Schrott war, mag im zeitlichen Kontext den folgenden rechtfertigen (nämlich für die damals Betroffenen). Da ich aber lediglich darauf hinwies, dass er mathematisch gesehen nun einmal Schrott ist, dürfte uns das heute nicht daran hindern, einen adäquaten zu nutzen. Aber genau das geschieht in unserem Kulturkreis nun einmal nicht. Wer das toll findet, bitte. Ich orientiere mich dennoch nicht daran.
Zitat von Daelach
bleibt das durchaus diskutable Argument des verordneten Festes. Nur ist das weder neu noch christlich, dasselbe galt schon für die Saturnalien. Was die Sache auf die Frage reduziert, ob man nun krampfhaft anders sein muß als alle anderen, oder ob nicht genau darin eine inverse Gleichschaltung liegt. Etwas abzulehnen, WEIL es alle tun, ist qualitativ genauso gleichgeschaltet, wie es zu tun, WEIL es alle tun, weil es ja wiederum die Masse ist, die das eigene Handeln bestimmt (wie auch immer es ausfällt). In dem Moment, wo man sich darauf bezieht, kommt man da so oder so nicht heraus. Kann man letztlich halten, wie man lustig ist, es nimmt sich nichts.
Du liest nicht, was hier geschrieben wird, nicht wahr? Erstens ging um die Verordnung an sich, völlig unabhängig von der Frage, wer etwas verordnet. Und zweitens darfst Du mir die Majorität gerne mal zeigen, die Silvester ablehnt und der ich mich in der Ablehnung anschließen könnte. Die gibt es nämlich nicht, nur die Tatsache, dass Du etwas befürwortest, was die Masse befürwortet. Das ist eine wertfreie Feststellung, aber wenn Du mit solchen Hinkebeinen als Argumentation daher kommst, bietet sich das an.
Zitat von Daelach
Und, ja, ich halte den Jahreswechsel schon für wichtig. Weil ich jetzt alle Dokumente mit 2012 unterschreiben muß - den Jahreswechsel vergesse ich gerne bei solchen Unterschriften (geht das noch jemandem so?).
Ja, wobei sich mir heute beim Arzt noch der Umstand bot, dass ich ja mein Geburtsdatum an jeder zweiten Stelle eintragen musste, zudem Unterschrift und Datum leisten. Schöne Kacke, 1993, 2012, 1993, 2012, ahhh verkehrt, noch ein Zettel bitte
Zitat von System-Karzinom
wenn Du mir sagst, Du kaufst Deine Brötchen nur bei einem Bäcker, weil Du von dessen Qualität überzeugt bist, und ich Dir Rassismus unterstelle.
Ey, dem is voll der Getreide-Nazi, und so! Tut der einfach nicht bei Ali-Machmut seine Brot kaufen...
Generell noch so ein Gedanke: Wie wichtig ist denn die allgemeine Stimmung, die ja zu Silvester generiert wird, für den Spaß des Individuums?
uɐɯ puıןq ɐ ɹɐǝɥ uɐɔ ǝuoou
@Xarvic:
Kennste den Suppen-Nazi? Bei dem bekommen nur aufrechte Deu ... äh, Amis Suppe eingeschenkt.
Noch mal kurz back from the grave, weil ich eben bemerkt habe, dass mein Wink mit dem Zaunpfahl in der Antwort an Daelach wohl eher verwirrend als erhellend ausfallen dürfte.
@Daelach:
Die Frage ist, warum Du überall als Begründung hinein liest, dass man anders sein wollte, wenn man auf etwas keinen Bock hat. Auch in der Diskussion um Techno hast Du das schon so gesehen, also setzt Du stets voraus, dass man Techno und im thematischen Kontext Silvester immer befürworten müsste, sofern man sich nicht "krampfhaft" dagegen sperrt. Ich habe aber nichts geschrieben, das darauf schließen lässt, darum auch mein etwas wirr formuliertes Gegenbeispiel mit der Majorität, die Silvester ablehnt. Ich finde es einfach Scheiße, sowohl Techno als auch Silvester, das ist alles. Es ist aber darüber hinaus noch amüsant, dass hier immer die Distanz von der Masse gepredigt wird (oder zumindest eine intellektuelle Überlegenheit), ohne dass der Großteil der Leute überhaupt die Hintergründe des Silvesterfestes kennt. Das ist zusätzliches Bonbon, nicht aber Begründung, es abzulehnen.
Du setzt in Deiner Argumentation nämlich als gegeben voraus, dass jeder nahezu identische Erfahrungen mit gesellschaftlicher Norm gemacht haben MUSS, um sie dann eventuell abzulehnen. Das trifft auf mich schon einmal nicht zu, denn ich habe mich immer als Fremdkörper in menschlicher Gesellschaft gesehen. Und mich interessierte nie, was andere interessierte, sei es Fußball, Silvester oder Karneval. Von daher ist es nicht zwingend, eine "krampfhafte" Ablehnung herbei zu spekulieren, wenn davon keine Rede sein kann, denn ich schiele nicht neidisch auf zappelnde Techno-Jünger und Silvester-Besoffskis, sie interessieren mich einfach so lange nicht, wie sie mir nicht auf den Nerv gehen.
Das krampfhafte "doch-nicht-anders-sein-wollen" könnte man hier dann ja auch genauso sinnvoll diskutieren, oder?
@ SK: Ich beziehe mich u.a. auf Punkte wie "darüber hinaus eben auch noch vom Katholizismus aufgezwungen.". Und genau auf diesen Punkt bezog sich mein Argument mit der PC-Spiegelung. Weil man das Jahresende auch mit jedem anderen Kalender genauso feiern könnte und es somit eigentlich nichts mit dem Katholizismus zu tun hat, dem Tagesnamen zum Trotz. Der Katholizismus ist hier IMO von der Sache her irrelevant.
Abgesehen davon.. doch, es hindert uns sehr wohl etwa, einen besseren Kalender zu benutzen, nämlich daß heute die Umstellungskosten schlicht gewaltig wären, ohne daß es einen besonderen Nutzen brächte, weil der gregorianische Kalender erst in 8000 Jahren einen Tag falsch gehen wird und bis dahin unsere Kultur sowieso nicht mehr existieren wird. Natürlich ist das fremdreferent, aber das ist Sprache immer. Ein Kalender ist sozusagen eine Sprache, in der man Zeit ausdrückt. Ohne gemeinsamen Kalender wird man sich nicht synchronisieren können, ebensowenig wie man ohne gemeinsame Sprache miteinander sprechen kann. Der Mensch ist nunmal kein isoliertes Einzelwesen (sieht man auch an jedem Mitforenten - schon weil der jeweilige PC das Ergebnis einer komplexen Wertschöpfungskette ist, die ohne u.a. Kalender gar nicht existieren würde).
Außerdem hat das Silvesterfest die Bedeutung, die die Leute ihm geben, und nicht die, die es irgendwann einmal gehabt haben mag. Bedeutungen ändern sich nunmal, genau wie Sprache, das ist lebendig. Hier und heute hat Silvester jedenfalls nur die Bedeutung, daß man das Jahresende feiert.
Zitat
Und zweitens darfst Du mir die Majorität gerne mal zeigen, die Silvester ablehnt und der ich mich in der Ablehnung anschließen könnte.
Ich schrieb: "Etwas abzulehnen, WEIL es alle tun, ist qualitativ genauso gleichgeschaltet, wie es zu tun, WEIL es alle tun"
Vielleicht war mein Satzbau an dieser Stelle mißverständlich, weil das "es" sich nicht auf das "abzulehnen", sondern auf das "etwas" bezieht, aber das kann man offenbar auch andersrum lesen. Ich formuliere den Satz daher unter Verzicht auf "es" neu:
Eine Aktivität abzulehnen, WEIL diese Aktivität von allen ausgeübt wird, ist qualitativ genauso gleichgeschaltet, wie diese Aktivität auszuüben, WEIL alle diese Aktivität ausüben".
Daß Du Silvester einfach so nicht magst - kein Problem, das kann ja jeder halten, wie er will. Worauf ich hinaus will: Wenn es für Dich, wie Du ja auch schreibst, irrelevant ist, was die Masse tut, dann verwundere ich mich, wieso das in Deiner Argumentationsstruktur auf einmal DOCH wesentlich wird. Gut, wenn sie Dir das Grundstück zumüllen und Dich deren Tun selber direkt betrifft, das kann ich auch noch nachvollziehen.
~ a star is nothingness disguised as light ~
Zitat von Daelach
wieso das in Deiner Argumentationsstruktur auf einmal DOCH wesentlich wird
Ganz einfach: Leute denken nicht darüber nach, was sie warum machen. Leute sind nicht eigenständig. Leute sind unsympathisch. Das ist ein Störfaktor. Zumal diese Leute ja auch an etlichen anderen Punkten das gleiche Verhalten aufweisen, obwohl das sogesehen gar nicht Not tut. Sicher ist es auch keine Notwendigkeit, dass jeder Mensch auf Erden einem sympathisch ist, aber eine derartige Dummdreistigkeit ist dann einfach nur noch zum Kotzen und höchst unerwünscht. Daher mMn die Relevanz.
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