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Es müßte nicht nur ich, sondern jeder dieselben politischen Freiheiten haben, OHNE daß diese de facto durch die ökonomische Situation des Individuums in extrem unterschiedlichem Maße überhaupt realisierbar sind. Macht schafft eben Recht, daran ändert Demokratie gar nichts. Siehe hierzu übrigens das berühmte Göringzitat von 1946.
Das scheitert allerdings schon daran, daß es eben nicht die politischen Freiheitsrechte waren, sondern die ökonomischen, um die seinerzeit gegen den Adel gerungen wurde, und die ringenden Akteure auf bürgerlicher Seite waren eben gerade diejenigen, welche durch ihre ökonomische Macht überhaupt erst in der Lage waren, dann und deswegen auch die politische Machtfrage zu stellen.
Voraussetzung wäre also eine Gesellschaft von ökonomisch weitgehend gleichgestellten Individuen. Diese wird es aber nicht geben, weil Reichtum eben auch Macht impliziert und Armut Ohnmacht - d.h. die, welche diese Gesellschaft (durch Verzicht) herbeiführen könnten, haben selbstverständlich kein Interesse daran, während die, welche ein Interesse daran hätten, das nicht herbeiführen können.
Es ändert sich am grundsätzlichen Plot nichtmal dann etwas, wenn gravierende Verschiebungen stattfinden, etwa welche Attribute denn Macht bedeuten. So geschehen im Rahmen der Industrialisierung, die nicht erst seit der Maschinisierung einen Machtverlust des Adels und einen Machtgewinn des Großbürgertums bedeutete. Selbst wenn die Verschiebung so gravierend ist, daß ein vollständiger Austausch der Eliten stattfindet, ändert es nichts daran, DASS es Eliten gibt. Auch der völlige Zusammenbruch ist da keine Ausnahme, denn wie die Antike gezeigt hat, mündet der in eine Warlord-Gesellschaft, welche dann nach und nach zu einem Protofeudalismus wird. Nichtmal die sog. "klassenlose Gesellschaft" des Ostblocks war da eine Ausnahme; da traf meine Anmerkugn auch voll zu, daß die Frage beim Presserecht doch die ist, wer die Presse denn kontrolliert.
Deswegen ist Demokratie eine Farce. Was allerdings in unserem System schon eine große Annehmlichkeit gegenüber z.B. diversen Diktaturen ist, das ist, daß die Regierung sich nichtmal die Mühe macht, die Bevölkerung großartig zu unterdrücken, sondern sie einfach ignoriert. Man hat zwar genausowenig zu melden als Bürger wie überall sonst, aber es kommen immerhin nicht irgendwelche Gestapo-Leute, die einen ins KZ stecken.
Schlußendlich, weil das alles doch ziemlich negativ klingt: Wir sollten nicht vergessen, daß wir hier zu den privilegiertesten 20% dieser Welt gehören. Allein schon, daß wir sauberes Wasser haben, Nahrung, Kleidung und ein Dach überm Kopf ist schon ein großer Wohlstand. Da ist von Internet, Smartphones, Autos und all sowas ja noch nichtmal die Rede.
Menschen wagen ihr Leben und sterben sogar, nur um herzukommen. So schlecht kann es hier also gar nicht sein.
~ a star is nothingness disguised as light ~
Zitat von Daelach im Beitrag #16
Voraussetzung wäre also eine Gesellschaft von ökonomisch weitgehend gleichgestellten Individuen. Diese wird es aber nicht geben, weil Reichtum eben auch Macht impliziert und Armut Ohnmacht
Die wird es auch deswegen nicht geben, weil Menschen von Geburt aus nicht gleich sind. Jeder ist unterschiedlich talentiert, es gibt Dumme und
Schlaue, Starke und Schwache, Geschickte und Tollpatsche. Wenn man den ökonomischen Stand der Leute resettet, würde es vermutlich nicht lange dauern, bis sich Besitz und Macht wieder ausdifferenzieren. Man müsste also konsequent eingreifen und umverteilen. Aber ist das überhaupt fair?
Wenn beim 100-Meter-Lauf die Position der Teilnehmer alle 10 Meter angeglichen wird, so dass alle Läufer gleichzeitig die Ziellinie überqueren, wäre DAS gerecht?
Nunja.. fair wäre eine Meritokratie, wo es nur auf das Können des Einzelnen ankäme. Im Moment ist das nicht der Fall, und ganz besonders nicht in Deutschland, weil der hautsächliche statistische Faktor für das Einkommen eines Menschen das Einkommen der Eltern ist. Man kann das auch ganz direkt als "Kastengesellschaft" gezeichnen. Das wird auch eher noch heftiger, weil Politiker sämtlicher Parteien gerne beim Bildungssystem kürzen. Bis die Effekte davon sichtbar werden, sind sie nämlich schon längst in Rente - schließlich hat man nach 8 Jahren Parlament ausgesorgt. Ab der gehobenen Mittelschicht schicken die Leute ihre Kinder daher zusehends auf Privatschulen. Bildung muß man sich leisten können.
~ a star is nothingness disguised as light ~
Zitat von Daelach im Beitrag #19
Nunja.. fair wäre eine Meritokratie, wo es nur auf das Können des Einzelnen ankäme. Im Moment ist das nicht der Fall, und ganz besonders nicht in Deutschland, weil der hautsächliche statistische Faktor für das Einkommen eines Menschen das Einkommen der Eltern ist.
Hmmm... ja. Da hast du wohl Recht. Um bei meinem Läufer-Beispiel zu bleiben, ist es im Moment wohl so, dass der Gewinner des Laufes auf sehr lange Zeit der Gewinner bleibt, ohne dass ein neuer Wettkampf stattfindet.
Bei mir ist es so, dass ich überhaupt nicht wählen gehe.
Es gibt auch keine Partei, die ich als wählenswert empfinde und ich habe auch kein großes Vertrauen in unsere ,,Demokratie".
Und ich halte auch nichts davon irgendwelche Randgruppen zu wählen, ich habe lange darüber nachgedacht und bin zum Schluss gekommen, dass ich es für das beste halte gar nicht wählen zu gehen.
Ich würde mir schlecht vorkommen bei diesem Spiel überhaupt mit zu machen, ich erkenne diese Regierung einfach nicht an...Was nicht heißt das ich deswegen gegen das Gesetz verstoße im Gegenteil ich finde man sollte sogar überkorrekt sein und diesen Arschlöchern keine Gelegenheit geben einen wegen irgendetwas dran zu kriegen.
Ich bin davon überzeugt, dass die notwendigen Ereignisse, ganz von allein eintreten spätestens wenn der kritische Punkt überschritten wurde, vielleicht in 5, oder 10 oder vielleicht auch erst in 100 Jahren, aber mit wählen gehen, kann man die nötigen Veränderungen sowieso nicht erreichen.
Hört sich wahrschleinlich etwas strange an, ist aber meine EInstellung zum Thema Politik.
Ich sehe es fast genauso Blackborn. Ich kann auch nicht erkennen, das in Deutschland demokratisch gehandelt wird. Auch erkenne ich keine gravierenden Unterschiede in den Wahlwerbungen der Parteien, sie nehmen sich alle nix. Ich würde es sogar begrüßen wenn Politik ohne Gehälter auskommt, es scheint ja so zu sein, je mehr Geld fließt um so weniger geht mich das Volk an. Zudem lehne ich Hierarchien aller Couleur ab. Wie sagte seinerzeit der deutscher Soziologe Max Weber schon zutreffend „Politik ist das Streben nach Machtanteil oder nach Beeinflussung der Machtverteilung “
Ich finde es sehr wichtig, wählen zu gehen. Nicht weil irgendeine mir bekannte Partei es wert wäre, gewählt zu werden, sondern einfach nur, um die immer wieder in unterschiedlichen Verhältnissen gewählten Parteien zu schwächen. Mein Ziel ist es bei der Wahl, den grauen Balken "Sonstige" zumindest etwas größer zu machen. Wenn ich niemanden wählen kann für den ich bin, dann verringere ich zumindest den Einfluss derer, die ich für unwürdig halte, dieses Land zu regieren. Sie vertreten entweder Ziele, die ich nicht gut heißen kann, haben ihre Wähler betrogen, oder heißen den Betrug an ihren Wählern gut, indem sie weiterhin Mitglied sind und nichts dagegen unternehmen.
Wenn wir nicht wählen gehen, verleihen wird denen mehr Macht, die entweder ihre nichts hinterfragende Stammwählerschaft haben, oder die mit einfachen und provokativen Parolen die Einfältigen und Dummen dazu kriegen, sie zu wählen.
Ich bin der Meinung, dass niemand der nicht wählen geht, das recht hat, sich zu beschweren, denn würden sich alle meckernden Nichtwähler zusammen tun, hätten sie erheblichen Einfluss.
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