#1

Soldat

in philosophischer Satanismus 04.02.2016 14:24
von noname | 3 Beiträge

Würden Satanisten den Wehrdienst ablehnen?
LaVey schreibt:
Für den Satanisten
ist Märtyrertum und allgemeiner Heldenmut keine
Integrität sondern Dummheit. Dies trifft natürlich nicht
zu in Situationen, in denen die Sicherheit eines geliebten
Menschen auf dem Spiel steht. Aber sein eigenes Leben
für so etwas Unpersönliches wie religiöse oder politische
Motive hinzugeben ist das allerletzte an Masochismus!

Demnach sollte auch kein Satanist für sein Land in den Krieg ziehen.
Allerdings setzt man ja seine eigenen Maßstäbe?
gibt es unter euch Menschen, die das anders sehen, also sich verpflichtet haben etc.?

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#2

RE: Soldat

in philosophischer Satanismus 04.02.2016 21:28
von Necro | 90 Beiträge

Zitat
Allerdings setzt man ja seine eigenen Maßstäbe?


Und das ist der knackende Punkt. Wie in vielen Dingen ist es dem Satanisten selbst überlassen ob er sich darauf einlässt oder nicht.
Wenn es den eigenen satanischen Maßstäben (von den Beweggründen mal ganz abgesehen) entspricht, sollte es einem auch egal sein, dass ein LaVey etwas anderes behauptet.

Für mich wäre das nichts, aber es gibt auch genügend Satanisten die beim Militär sind, waren oder noch hin wollen.


~Necro


Der immense Usus exterritorialer Vokabeln in der germanistischen Linguistik ist mit dezidiertem Fanatismus auf das maximale Minimum zu reduzieren!
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#3

RE: Soldat

in philosophischer Satanismus 04.02.2016 22:16
von RAFA | 1.221 Beiträge

auf jeden Fall würde ich den Wehrdienst ablehnen: Ich lass mir doch nicht von irgendeinem aufgestellten Mausdreck in einer Uniform Befehle erteilen?!! ..oder latsch mit anderen im Gleichschritt auf Kommando?!! Das Allerletzte ist das.


www.RAFA.at - guckstu auch in meinen Blog: www.RAFAmania.de

zuletzt bearbeitet 04.02.2016 22:17 | nach oben springen

#4

RE: Soldat

in philosophischer Satanismus 25.04.2016 23:48
von Grübelmonster | 2 Beiträge

Finde auch interessant, welch Intentionen teilweise wohl so dahinterstecken, zum Bund zu gehen...
Ich könnte mir das im Leben nicht vorstellen und denke auch, dass generell das ganze System und der Krieg nur verhindert werden kann, indem der Einzelne das schlichtweg verweigert... So lange es Menschen gibt, die diesem Strom folgen, wird der Krieg bestehen bleiben...

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#5

RE: Soldat

in philosophischer Satanismus 26.04.2016 18:55
von RAFA | 1.221 Beiträge

Krieg, Kampf oder Töten und Mord steht auf einem ganz anderen Blatt...

Es ging hier um WehrDIENST.

Da gabs mal nen Spruch, der hieß "non serv(i)am".


www.RAFA.at
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#6

RE: Soldat

in philosophischer Satanismus 28.04.2016 23:46
von Sleepwalker | 499 Beiträge

Ich bin auch ehemaliger Wehrdienstverweigerer/Zivildienstleistender.
Die Gewissensgründe, die ich damals schriftlich geltend machen musste, waren allerdings erlogen:
Mir ging es lediglich um eine selbst gewählte Tätigkeit ohne Kasernierung.
Dabei waren sowohl die Arbeitszeiten als auch die Besoldung bei Zivildiensttätigkeiten seinerzeit höchst unterschiedlich (abhängig von vorhandener Verpflegung, Dienstkleidung oder Unterkunft vor Ort).

P.S.: Wer mich jetzt auf Grund dieser "gebeichteten Sünde" belangen will: Ich unterliege nicht mehr der sogenannten Wehrdienstüberwachung...


Brighter than the sun the darkness shines

zuletzt bearbeitet 28.04.2016 23:56 | nach oben springen

#7

RE: Soldat

in philosophischer Satanismus 29.04.2016 09:15
von S_J | 455 Beiträge

Zitat von Sleepwalker im Beitrag #6
P.S.: Wer mich jetzt auf Grund dieser "gebeichteten Sünde" belangen will: Ich unterliege nicht mehr der sogenannten Wehrdienstüberwachung...
Wenn wir deine Freundin Mara mal ausnehmen, denke ich nicht, dass hier irgendwer von den Mitschreibenden so tickt. Andererseits sollte man sich darüber im Klaren sein, dass hier evtl. nicht bloß Leute mitlesen, die einem wohlgesonnen sind. Das sollte man bei einem öffentlichen Forum aber natürlich immer, und als erwachsener Mensch weiß man das natürlich auch.


zuletzt bearbeitet 29.04.2016 09:16 | nach oben springen

#8

RE: Soldat

in philosophischer Satanismus 29.04.2016 19:52
von Daelach | 1.214 Beiträge

Ich habe kein grundsätzliches Problem mit dem Militär, weil Krieg nunmal ein beliebtes Phänomen der Menschheitsgeschichte ist und nicht davon verschwindet, daß man sich selber wehrlos gibt.

Wozu ich seinerzeit allerdings gar keine Lust hatte: Mich von nem Uffz-Brot zusammenbrüllen zu lassen, der im richtigen Leben keine anständige Lehre gepackt hat und deswegen zum Bund gegangen ist. Zumal ich dann an den Leuten meines Jahrgangs gesehen habe, daß die Wirkung des Wehrdienstes sehr gemischt war, tendentiell aber negativ. Einige wenige sind im positiven Sinne aufgeblüht. Mehr Energie, Durchsetzungskraft, zackiger. Bei den Meisten hatte ich aber den gegenteiligen Eindruck, nämlich den einer Gehirnamputation. Was auch kein Wunder ist, weil man beim Bund hauptsächlich Rumgammeln "gelernt" hatte, jedenfalls nach der Grundausbildung.

Abgesehen davon wird man mit anderthalb Jahren Wehrdienst nichtmal dann kriegstauglich, wenn man davon nicht 2/3 herumgammelt. Die Einsatzfähigkeit im Ernstfall wäre also ohnehin mehr als fragwürdig, was eben für eine Berufsarmee spricht. Allenfalls für Objektsicherung im rückwärtigen Raum und Logistikdienste hätte man Wehrpflichtige einplanen können, und sehr viele wären im Ernstfall einfach nicht hingegangen. Das ist die Kehrseite davon, daß man in unserem Schulsystem über Jahre gelehrt hat, wie schlimm Krieg tatsächlich ist. Dann kann man nicht mehr erwarten, daß im Ernstfall dieselbe Motivation da ist wie zu Zeiten, wo man das glorifiziert hat.

Allerdings hatte ich auch keine Lust, meine Zeit mit irgendeinem für mich ohnehin irrelevanten Ersatzdienst zu verschwenden. Allein, wenn ich überlege, was mich das letztlich gekostet hätte, mich zwei Jahre als billige Arbeitskraft mißbrauchen zu lassen - das wären zwei Jahresgehälter gewesen, weil ich später mit dem Studium fertig gewesen wäre.

Ich hab mich aus der ganzen Show dann komplett verabschiedet. Mit nem guten Arzt und etwas Hartnäckigkeit ging das, wenn man es drauf angelegt hat.

Das Kreativste, was ich da mitbekommen habe: Jemand mit gaaanz leichtem Asthma hat sich ein Spray beschafft, was einen Asthma-Anfall definitiv auslöst. Direkt vor Betreten des Musterungszimmers einen guten Zug davon genommen, mit nem fetten Anfall röchelnd reingestolpert ("habe ich öfter, wenn ich aufgeregt bin"), und die Musterung war unmittelbar zuende - ausgemustert.

Später habe ich dann eine Militärlaufbahn natürlich nicht mehr überlegt, also nach dem Studium. Wäre etwas merkwürdig gewesen mit "ausgemustert". Aber auch das Gehalt bei der BW ist nicht konkurrenzfähig, die dauernden sinnlosen Umzüge ruinieren einem das Privatleben, und daß die BW sich sehr schwer tut, IT-Spezialisten zu gewinnen, liegt außerdem auch noch an der Arbeitsatmosphäre dort.

Mich wundert es auch nicht, daß die BW nach Abschaffung der Personalzufuhr durch Zwang ein Rekrutierungsproblem hat. Jetzt, wo sie sich der Konkurrenz stellen muß, zeigt sich eben, wie beliebt sie wirklich ist, und das sieht schlecht aus. Es zeigt sich, daß das Gerede von der sog. "inneren Führung" die ganze Zeit nur Worthülsen waren. Ganz besonders bei den Mannschaftsdienstgraden, weil man nichts zu sagen hat, keine Perspektive und herumgeschoben wird. Damit bekommt man erheblichenteils halt die, die auf dem Arbeitsmarkt keinen Fuß fassen können. Die Personalqualität hat seit Wehrpflichtende massiv nachgelassen. Da helfen auch keine Werbekampagnen in den Schulen, weil man sich heute sehr leicht im Internet informieren kann, ohne dabei auf die PR vom Wehrbeauftragten angewiesen zu sein.

Ich bin gespannt, wann die Bundesregierung auf die Idee kommt, die man bei der britischen Armee schon in den 80er Jahren hatte. Dort füllte man die Mannschaftsdienstgrade auf, indem man verurteilten Kleinkriminellen einen Deal anbot. Also jetzt keine Mörder oder so, so weit ging man nicht. Der Deal sah so aus: Entweder Knast und Vorstrafenregister, oder nicht einsperren, sondern Armeedienst (länger als die Knastdauer), und durch die Knastvermeidung kein Vorstrafenregister.

Freilich hat die Armee in Großbritannien auch ein gesellschaftlich anderes Ansehen. Auch heute noch, zumal der eine Prinz bei denen jahrelang in der Armee gedient hat - als Hauptmann. Er hätte weitergekonnt, wäre dann aber am Schreibtisch gelandet, was er nicht wollte. Witzigerweise hat der das im Wesentlichen deswegen gemacht, weil er keinen Bock auf den ganzen Hofbetrieb hatte und lieber einfach unter Kameraden sein wollte.


~ a star is nothingness disguised as light ~
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#9

RE: Soldat

in philosophischer Satanismus 30.04.2016 09:43
von S_J | 455 Beiträge

Zitat von Daelach im Beitrag #8
Das ist die Kehrseite davon, daß man in unserem Schulsystem über Jahre gelehrt hat, wie schlimm Krieg tatsächlich ist. Dann kann man nicht mehr erwarten, daß im Ernstfall dieselbe Motivation da ist wie zu Zeiten, wo man das glorifiziert hat.

Naja, und glorifiziert doch auch irgendwo aus gutem Grund, wenn man mal an Zeiten denkt, in denen so ein Bauernhof halt PLATT gewesen ist, wenn da jemand ein paar Felder und Häuser angezündet hat. Was ein echtes Problem ist, wenn's nicht nebenan nen Supermarkt gibt, in dem man für 0,1% des Monatslohns ein Pfund Brot bekommt.

Es hat halt Zeiten gegeben, in denen ein großer Teil der Menschen mit Gewalt durch Leute außerhalb des eigenen Staats rechnen mussten, und von daher wohl eher dankbar dafür war, wenn irgendwo jemand auf die Grenze aufpasst, ne? Während man sich heutzutage schon entschuldigen muss, wenn ein Flüchtling gegen nen Grenzzaun rennt und anschließend bei den Sanis versorgt werden muss.

Ich denke, unsereins ist hier so verzärtelt und so sehr daran gewöhnt, dass eben keiner kommt und mit Gewalt seine Interessen durchzusetzen versucht, dass wir verlernt haben, uns ggf. mit Gewalt zu verteidigen, und überhaupt verteidigen zu dürfen. Und angesichts der Tatsache, dass Gewalt schon immer ein gutes Mittel gewesen ist, Interessen durchzusetzen, ist so eine "Frieden für alle" Einstellung fatal, wenn mal jemand kommt, der NICHT auf diese Weise indoktriniert wurde.

Der Mensch ist ein soziales Raubtier, UND der Mensch ist definitiv auch das gefährlichste Raubtier gegenüber anderen Menschen. Das sollte man hin und wieder vielleicht mal nicht vergessen.

Zu Leuten, die im Militärdienst offenkundig verblöden: Jo, habe ich auch zumindest einen Fall beobachtet, was auch ein Grund ist, wieso ich nichtmal als ein aus der Hierarchiekacke mehr oder weniger ausgenommener Spezialist in den Laden eintreten würde. Ich mag an sich Krieg, von meiner diesbezüglichen Einstellung her wäre ich an sich schon daran interessiert, da mitzumischen. Aber die Realität im Militär schließt eben AUCH ein, dass einem das Denken abgenommen wird, abgesehen davon, dass Individualität in so einem auf Funktionlität ausgelegten System natürlich nun auch keine Rolle zu spielen hat, bzw. etwas ist, das von dem System effektiv vernichtet wird. Insofern dann auch von mir: Nein, danke.
Militär ist eben nix für Leute mit Autoritätsproblemen - es sei denn, man wär so masochistisch veranlagt, dass man die eigene Seele gern totgefoltert bekommen möchte.


zuletzt bearbeitet 30.04.2016 09:47 | nach oben springen

#10

RE: Soldat

in philosophischer Satanismus 01.05.2016 13:41
von Daelach | 1.214 Beiträge

Zitat von S_J im Beitrag #9
Naja, und glorifiziert doch auch irgendwo aus gutem Grund, wenn man mal an Zeiten denkt, in denen so ein Bauernhof halt PLATT gewesen ist, wenn da jemand ein paar Felder und Häuser angezündet hat.


Ich spielte damit speziell auf die Weltkriege an. Das Problem ist, daß man spätestens mit dem WK2 rausbekommen hatte, daß es keine gute Idee ist, wenn entwickelte Industrienationen untereinander Krieg führen, denn egal wer siegt, die Kosten sind so hoch, daß es sich für keinen rechnet. Krieg führt man aber vorrangig aus ökonomischen Gründen und schiebt dann andere Gründe vor. Hauptgrund ist, daß man die Ausführenden (also die kleinen Soldaten) nicht angemessen am ökonomischen Plot beteiligen will und sie deswegen mit pompösen, aber ökonomisch billig herzustellenden Medaillen abspeist.

Die beiden Weltkriege drehten sich im Wesentlichen darum, wie man die Wende von 1871 nun behandeln sollte, als aus dem weitgehenden Machtvakuum und Flickenteppich "Deutschland" ein einheitlicher Machtblock in Zentraleuropa entstanden war, der sich auch noch munter industrialisierte. Der Hauptgegensatz war dabei auf der einen Seite England, welches aus napoleonischer Zeit keinen Zentralblock wollte, und Deutschland, was sich seiner neugewonnen Macht bewußt geworden war und seine Stärke überschätzte (und die Probleme der Zentrallage im Kriegsfall unterschätzte).

Im Grunde war das ein einziger Weltkrieg mit Waffenstillstand dazwischen, denn die beiden Kriege können nicht getrennt gesehen werden. Das Ergebnis der ganzen Veranstaltung: Deutschland als Macht völlig ausgeschaltet, so daß Englands Kriegsziel dahingehend erreicht war. Allerdings nur um den Preis, daß das Empire verlorenging und quasi den USA übergeben werden mußte. Frankreich hat sich so halbwegs unbeschadet rausgemogelt, der Traum der Grande Nation war aber auch ausgeträumt. Europa ist implodiert.

Zitat
Ich denke, unsereins ist hier so verzärtelt und so sehr daran gewöhnt, dass eben keiner kommt und mit Gewalt seine Interessen durchzusetzen versucht, dass wir verlernt haben, uns ggf. mit Gewalt zu verteidigen, und überhaupt verteidigen zu dürfen.



Was daher kommt, daß wir in Europa ziemlich lange mit uns selbst beschäftigt waren und daher nur andere Europäer im Umgang hatten. Die Gewalt der Kolonialkriege hat man ja ausgelagert und hier nicht so mitbekommen. Erstaunlich ja, daß nach dem Algerienfiasko Frankreich mit französischen Pässen um sich geworfen hat, obwohl sie als (jedenfalls formale) Siegermacht des WK2 durchaus souverän waren - und sich dann wundern über die Zustände in den Banlieues.

Daß sie mit den Kolonien eine Niederlage erfahren haben, war kaum vermeidlich angesichts der Implosion Europas, die auch GB das Empire gekostet hatte. Aber daß man noch weiterging und aufhörte, sich überhaupt behaupten zu WOLLEN, auch im eigenen Land, DAS hatte eine neue Qualität.

Zitat
Aber die Realität im Militär schließt eben AUCH ein, dass einem das Denken abgenommen wird, abgesehen davon, dass Individualität in so einem auf Funktionlität ausgelegten System natürlich nun auch keine Rolle zu spielen hat, bzw. etwas ist, das von dem System effektiv vernichtet wird.



Selbstverständlich. Die bei den meisten vorhandene Tötungshemmung wird beim Militär als Hindernis gesehen, und die Ausbildung hat sich im Verlaufe des 20. Jahrhunderts drastisch geändert dahingehend, diese Hemmung ganz gezielt einzureißen. Deswegen wird auf Pappkameraden geschossen, und deswegen ist derlei im Zivilen strikt verboten. Die "kill rate" hat das deutlich gesteigert.

Wenn man auf der einen Seite Leute ausbildet, hemmungslos Gewalt zu üben, dann MUSS man das mit einen Sicherungs-Schalter versehen, und der lautet "Disziplin". Ansonsten könnten diese Leute nämlich auf die Idee kommen, daß die Ziele der Regierung nicht mit ihren Interessen übereinstimmen, und letztlich hat immer der das Sagen, der die Waffen hat. Daher also der Drill. Töten ja, aber geankert auf Befehl. Ein Soldat, der zuviel denkt, ist nicht nur nutzlos im Sinne der Befehlsgeber, er ist eine tickende Zeitbombe.


~ a star is nothingness disguised as light ~
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#11

RE: Soldat

in philosophischer Satanismus 05.06.2016 21:37
von Thüringer Rostbrätel | 64 Beiträge

Ich hatte mich für den Wehrdienst entschieden, weil ich dessen misantrophischen - auf Kampf bezogenen Charakter - emotional als freier empfinde, als mich für fremde und eventuell sehr unsympathische Menschen einengen und voll übermäßiger Rücksicht aufopfern zu müssen, wo ich dann auch noch von anderen Menschen umgeben wäre, die sich nur daran aufgeilen ihre altruistischen Gefühle auszuleben, ich würde das nicht lange ertragen.

Der Zivi muss auch gehorchen, er muss Menschen pflegen und sie waschen, diese Vorstellung als Diener auf dem Klo, empfinde ich als erniedrigender als den Gehorsam gegenüber einem Vorgesetzten, der letztendlich auch nichts Anderes ist, als der Chef am Arbeitsplatz oder eben beim Zivildienst. Schon klar, irgend jemand muss Kranke waschen, die können nichts dafür, man wird selbst einmal alt und so weiter, aber das sind keine Argumente, denn dafür gibt es schließlich Menschen, die für so etwas bezahlt werden und denen das nichts ausmacht, es gibt auch den Beruf des Leichenwäschers, sehr gut bezahlt weil es zwar gebraucht wird aber niemand machen will, Soldaten aber werden auch benötigt, wobei es nicht mein Lebenssinn ist, benötigt zu werden.

Wenn ich schon dem Umstand nicht aus dem Weg gehen kann, jemandem zu gehorchen, dann sollte ich die Tätigkeit, die ich unter Zwang ausführen muss, zumindest nicht als Erniedrigung empfinden, und eine Gefechtsübung ist irgendwo so ähnlich wie die Spiele in der Kindheit, wo man mit Plastikpistole auf dem Acker spielt und Spass dabei hatte.

Letztendlich ist der Gehorsam beim Bund auch nur relativ, er reicht nur so weit, wie er sich nicht ohne Konsequenzen vermeiden, umgehen oder untergraben lässt. Vieles hängt auch vom Feind ab, ich würde eher zu den Russen überlaufen, als irgend welche estnischen oder lettischen Politiker zu schützen, die auf der Gehaltsliste der Amerikaner stehen und kichernd ihr eigenes Spiel spielen. Bei einem hypothetischen Vorstoß des IS nach Europa wäre die Motivation und der Kampfeswille aber vollkommen anders und dem entgegen gesetzt, ein Faktor der unabhängig ist von Befehlen, dann geht es nämlich um mich, die Menschen die mir etwas bedeuten und meinen Platz auf dieser Welt, der auf dem Spiel steht.

Wehrdienst in Friedenszeiten ist also die eine Sache, in den Krieg zu ziehen ist eine ganz andere Sache, da muss man sich nämlich für politische Ziele und Ansichten töten und sich selbst verwunden und töten lassen, Ziele die den eigenen Ansichten und Interessen sehr wahrscheinlich widersprechen! Man würde in der Bundeswehr zum unmündigen Nichts und zum Looser, der für Politiker verwundet wird oder qualvoll stirbt, die ihre Macht und ihren Erfolg dann auf für sie selbst wertlosen Soldatenknochen aufbauen, auf die sie spucken, so einen Einsatz würde ich nach Möglichkeit zu verhindern wissen.

Wenn man für Etwas seine Gesundheit und sein Leben riskiert, dann sollte das für ein Ziel passieren, dass einem selbst diesen Einsatz wirklich wert ist, und das sollte man sich gut überlegen, denn ein verlorenes Bein oder das verlorene Leben sind endgültig, das Geschwätz der Politiker nicht, wofür ist man gestorben wenn die sich 3 Wochen später wieder vertragen und einen Deal aushandeln oder sich die politischen Konstellationen durch Wahlen vollkommen ändern? Tot ist man dann immer noch, oder der Arm ist dann immer noch ab, man ist dann der Verlierer und keinen interessiert es. Wofür sind die ISAF Soldaten gestorben, wenn die eigene Regierung Saudi Arabien unterstützt, welches die Taliban unterstützt? Für so einen Quatsch soll man den Kopf hinhalten?

Da ich mich zwar für den Wehrdienst entschieden hatte, aber nicht mehr eingezogen wurde, weil der Wehrdienst danach abgeschafft wurde, stellt sich diese Frage für mich aber nicht mehr und das Ganze bleibt im Raum theoretischer Überlegungen, in jedem Fall war es aber eine Negativauswahl. Wenn ich an die ISAF Soldaten denke, die Sticker mit "We fight for Merkel" an ihren Uniformen trugen und so eventuell auch im Zinksarg lagen, kann ich nur den Kopf schütteln.


zuletzt bearbeitet 05.06.2016 21:59 | nach oben springen


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