|
|
|
Die Konsequenzen können letztlich nur individuell zu eruieren sein. Wenn man von der Grundvoraussetzung ausgeht, dass wir im Grunde ausschließlich mit einer gewissen Sicherheit sagen können, dass Wahrnehmung stattfindet, man also in erster Instanz nicht versucht, Bewusstsein auf neurobiologische Ursachen zu reduzieren, eben weil man es nicht mit Sicherheit sagen kann, dann ist jede Form der Wahrnehmung auf den jeweils Wahrnehmenden komprimiert, zumindest in der Reflektion des individuellen Bewusstseins. Erst dadurch entsteht immerhin auch die Illusion der Individualität, da sich das Bewusstsein in Relation zu anderen setzt. Die aus dem solipsistischen Ansatz resultierende Konsequenz wäre also eine perspektivische Verschiebung in der individuellen Wahrnehmung hinsichtlich der eigenen Stellung im mechanistischen Weltbild. Stellen sich bsplw. Rationalisten noch in Relation zu naturwissenschaftlichen Modellen, könnten diese im radikal gedachten Solipsismus obsolet sein, denn darin wäre der Wahrnehmende Kreator und Nabel der Welt.
Ich denke, das hat Xarvic auch durchaus verdeutlicht.
Den bisherigen theoretischen Ausführungen habe ich nichts hinzuzufügen, da besteht kein Diskussionsbedarf.
Zitat
Die Konsequenzen können letztlich nur individuell zu eruieren sein.
Letzten Endes schon, aber das liegt in der Natur des Diskussionsgegenstandes, der da eine Betrachtungsweise ist.
Ich denke, dass es Solipsismus als theoretisches Konstrukt und intellektuelles Lippenbekenntnis geben mag, dieser aber für gewöhnlich nichts an der Lebenspraxis ändern würde.
"Es lohnt nicht die Mühe sich zu töten, denn man tötet sich immer zu spät."
- E. M. Cioran
An der Lebenspraxis eventuell unter objektiven Gesichtspunkten nichts (also für die Außenwelt), aber individuell eröffnet sich dem Betroffenen sicherlich eine von der Norm alternierende Realität. Das mag man als Wahn bezeichnen wollen, aber sicher werden wir uns nie sein können, dass die Norm nicht mindestens ebenso wahnhaft ist, nur ist es dann der Wahn der Majorität. Und was die Majorität tut, ist nun einmal normal.
Wenn Du also sagst, es ändere nichts, dann nimmst Du die vermeintlich objektive Perspektive ein, allerdings geht es eher um subjektives Empfinden, das objektivierbar ist, weil in unserer Zeit und Kultur etliche andere Menschen ähnlich wie Du denken würden. In anderen Zeiten und Kulturen könnte aber auch das wieder völlig anders sein, ist es teilweise sogar. Für DIE ändert sich dann praktisch ALLES, weil deren Empfinden von Objektivität mit dem Deinen nicht zwingend übereinstimmen muss. Für DICH (und ähnlich Denkende) ändert sich dennoch wenig bis nichts.
Xarvics Eingangsbeitrag bezog sich inhaltlich auf genau diese hypothetische Option, willentlich in die Gedankenwelt eines Solipsisten einzutauchen, um dessen Realitätsempfinden miterleben zu können.
Du setzt dabei voraus, dass derjenige fähig ist diese Perspektive konsequent einzunehmen. Unter der Voraussetzung stimme ich dir zu, möchte jedoch ergänzen, dass es zwangsweise eine Simulation ist mit all ihren Grenzen (was nicht heißen soll, dass diese nicht trotzdem lehrreich sein kann).
"Es lohnt nicht die Mühe sich zu töten, denn man tötet sich immer zu spät."
- E. M. Cioran
In Xarvics Gedankenspiel wäre es Simulation, ja. Aber bei einem überzeugten Solipsisten dürfte schon greifen, was ich geschrieben habe. Die jeweilige Weltsicht ändert da individuell praktisch alles, für Außenstehende freilich weniger.
Zitat von Xarvic
Ich bin wahnsinnig.
Ich auch.
Zitat von Xarvic
Ich rede mit den Schatten in meinem Gedächtnis. Es gibt euch alle nicht, ich bin das einzige existente Bewusstsein überhaupt. Meine tagtägliche Wahrnehmung bestätigt mir dies.
Ich spreche zu meinem Gedächtnis und gebe mir die Antworten selber. Das kann jeden Tag was anderes sein. In diesem Fall war mein Gedächtnis (oder das eines nicht-existierenden Wesens?) kreativ und ich habe wieder etwas, mit dem ich mich beschäftigen kann. Und nicht alles ist Gold was glänzt.
Zitat von Xarvic
Die ganze Welt, die Gesellschaft, alles nur ein Spiegelbild meiner eigenen Persönlichkeit. Warum sonst wäret ihr mir alle so ähnlich? Ihr esst und trinkt, genau wie ich. Ihr macht sogar so ziemlich alles wie ich, nur in irgend einer Variation, damit ich mich weiterhin mit dem Trugschluss blenden kann, dass ihr tatsächlich existiertet. Aber das tut ihr nicht.
Also wenn das so sein sollte, dann würden alle, die in meiner Realität sind, nicht existieren ...
Aber all die, die in meiner Realität nicht existieren, haben vielleicht irgendwo in der Unendlichkeit ihre eigene, persönliche Realität, in der sie auch von sich selbst behaupten können, dass sie die Einzigen sind, die wirklich existieren...
Das sprengt den Rahmen meiner Vorstellungskraft.
Zitat von Xarvic
Die einzige Frage ist nun, warum ich, selbst hier und jetzt, mir selbst die Frage stelle, warum ich immer wieder den Fehler mache, euch eine eigenständige Existenz einzuräumen. Warum belüge ich mich immer wieder selbst und sage: Ihr seid!?
Im Anschluss an einige Überlegungen aus dem Soziopathie-Thema will ich mir irgendwann einmal die Zeit nehmen und 24 Stunden lang so leben.
Alles Lüge?
Zitat
elleicht irgendwo in der Unendlichkeit ihre eigene, persönliche Realität, in der sie auch von sich selbst behaupten können, dass sie die Einzigen sind, die wirklich existieren...
Das sprengt den Rahmen meiner Vorstellungskraft.
Drum bevorzuge ich einen anderen Modellansatz:
1. Für mich ist wichtig, was auf mich einwirkt - also WIRKlich ist
2. Das ist erfahrungsgemäß das, was man im Allgemeinen "Realität" nennt und daher kümmere ich mich bevorzugt um diese.
Sie ist zwar nur eine Zeichnung meiner Sinne auf der inneren Leinwand und damit nur mein eigenes Projekt, aber diese Überlegung ist dysfunktional, denn sie bringt mich nicht weiter in Bezug auf das, was auf mich wirkt.
Man könnte nun sagen, ich könnte ja durch geistige Kapriolen meine Wirklichkeit, also das, was ich auf mich wirksam sein lasse, gezielt ignorieren, manipulieren oder konstruktivieren. Aber in letzter Instanz kann ich das NICHT, weil mein Geist ist nicht so "stark" und darum bin ich auch froh, weil das nennt man nämlich im Allgemeinen "Wahn". Bekanntlich sind Wahnsinnige keinesfalls glücklich, weil sie sehr wohl merken, dass etwas mit ihrer Wahrnehmung nicht stimmt.
Ganz wesentlich für mein geistiges Funktionieren und Wohlbefinden ist auch der Abgleich mit den anderen Menschen. Ich halte nichts davon, als (geistiger) Einzelgänger meine komplett eigene Welt aufzubauen, weil so allein in meinem Kopf fühl ich mich nicht wohl. Drum tausch ich mich immer wieder mit anderen Menschen aus und versuche, meine persönlichen Wahrnehmungen und Wirklichkeitsempfindungen an deren Informationen anzugleichen. Damit fühl ich mich einfach wohler und dass ich mich wohl fühle, ist mir sehr wichtig.
Ich tendiere also zur "Realität" und zum ganz normalen, gesunden Menschenverstand wie es der Großteil der Menschen auch handhabt. Ich nenne mich daher "bodenständig" oder "realistisch" und drum interessieren mich auch die ganzen konstruktivistischen Kapriolen nicht, über die andere Leute seitenweise herumpalavern: Meine Güte, wenn ich träumen will und mir meine eigene Welt im Kopf zusammen spinnen will, dann weiß ich schon selber, wie und was ich da machen muss - wusste ich schon als kleines Kind - darüber brauch ich doch nicht reden. Ich rede viel lieber darüber, was vermeintlich real ist und was wahrscheinlich dem Ist-Zustand der Dinge am nähesten kommt.
www.RAFA.at - guckstu auch in meinen Blog: www.RAFAmania.de
RE: Solipsismus
in philosophischer Satanismus 20.05.2012 21:21von Kelipoth ha-Nogah • | 16 Beiträge
Zitat von RAFA
1. Für mich ist wichtig, was auf mich einwirkt - also WIRKlich ist
2. Das ist erfahrungsgemäß das, was man im Allgemeinen "Realität" nennt und daher kümmere ich mich bevorzugt um diese.
Da muss ich dir widersprechen. Das was auf dich einwirkt ist deine Wahrnehmung! Wenn du Haluzinationen oder einen Traum hast ist das nicht Realität, sondern deine Wahrnehmung. Und wenn sich ein Show Magier vor deinen Augen zersägt ist das auch nur deine Wahrnehmung und nicht Realität.
Sie ist zwar nur eine Zeichnung meiner Sinne auf der inneren Leinwand und damit nur mein eigenes Projekt, aber diese Überlegung ist dysfunktional, denn sie bringt mich nicht weiter in Bezug auf das, was auf mich wirkt.
Ausser auf die Erkenntnis das, dass einzige Wissen darin besteht garnichts zu wissen. Und das ist die Lösung aller Probleme der Menschen. Siehe Buddistische drecks Lehren
Man könnte nun sagen, ich könnte ja durch geistige Kapriolen meine Wirklichkeit, also das, was ich auf mich wirksam sein lasse, gezielt ignorieren, manipulieren oder konstruktivieren. Aber in letzter Instanz kann ich das NICHT, weil mein Geist ist nicht so "stark" und darum bin ich auch froh, weil das nennt man nämlich im Allgemeinen "Wahn". Bekanntlich sind Wahnsinnige keinesfalls glücklich, weil sie sehr wohl merken, dass etwas mit ihrer Wahrnehmung nicht stimmt.
Möglich ist das schon. Durch Meditation ist es möglich bestimmte Bereiche der Wahrnehmung hervor zu heben oder zu ignorieren. Das machen unsere Körper und Organe ständig mit uns. Alles läuft ohne unser Bewusstsein aber mit unserer Genehmigung.
Ganz wesentlich für mein geistiges Funktionieren und Wohlbefinden ist auch der Abgleich mit den anderen Menschen. Ich halte nichts davon, als (geistiger) Einzelgänger meine komplett eigene Welt aufzubauen, weil so allein in meinem Kopf fühl ich mich nicht wohl. Drum tausch ich mich immer wieder mit anderen Menschen aus und versuche, meine persönlichen Wahrnehmungen und Wirklichkeitsempfindungen an deren Informationen anzugleichen. Damit fühl ich mich einfach wohler und dass ich mich wohl fühle, ist mir sehr wichtig.
Sich mit anderen austauschen ist schön. Aber trotzdem ist das eigene Selbst immer der Mittelpunkt des Universums. Das kann man nicht ändern.
Zitat
Das was auf dich einwirkt ist deine Wahrnehmung!
Ich sehe das viel trivialer: Wenn ich auf eine Bombe latsche und diese explodiert, dann reißt es mir das Bein weg. Das tut 1. weh und 2. kann ich dann nicht mehr gescheit laufen. Da mir beides nicht gefällt, versuche ich durch rechtzeitige Wahrnehmung von Bomben und ähnlichem so etwas zu vermeiden.
Freilich ist das meine "Wahrnehmung". Ich könnte das nun solipsistisch ignorieren und einfach nicht wahrnehmen wollen und mich wundern, warum ich andauernd beim Laufen hinflieg. Ich kann aber auch erkennen, dass die diversen Kanäle der Wahrnehmung überein stimmen und komme damit zu dem Schluss, dass etwas wohl tatsächlich bzw. mit höchster Wahrscheinlichkeit so IST und das nennt man im Allgemeinen "Realität".
Wahrscheinlich willst du darauf hinaus, dass ALLES "nur" Wahrnehmung ist, aber ich sehe das wie gesagt einfach trivialer und mag mit so Gedankenspielchen nichts anfangen.
Zitat
ht garnichts zu wissen. Und das ist die Lösung aller Probleme der Menschen.
Das halte ich für Quatsch, denn wenn mir etwas weh tut, ist es einfach Ende mit den Gedankenspielchen: ab einem gewissen (Schmerz-)Grad vergehen einem diese Geisteskapriolen und ... es tut einfach nur weh, verdammt! Dann macht man sich auch keine Gedanken mehr, was daran Wahrnehmung ist und ob man weiß, dass man nichts weiß, sondern das Einzige, was dann zählt, ist den Schmerz abzustellen und das funktioniert gemeinhin durch eine medizinische Behandlung. Für diese braucht man Geld und um dieses zu erhalten muss man arbeiten und... das alles ist zwar nur "Wahrnehmung" und "Illusion", aber man kann diese "Illusion" im Allgemeinen nicht abstellen. Drum interessiert mich der Illusions-Faktor an dieser Illusion auch nicht weiters und ich nehme das Ganze lieber ganz trivial als "Realität".
Zitat
Durch Meditation ist es möglich bestimmte Bereiche der Wahrnehmung hervor zu heben oder zu ignorieren.
Bis zu einem gewissen Grad ist es das sicherlich, ich halte das aber nicht für gut: Wenn ich nämlich durch Meditation oder sonst was hartnäckig die Wahrnehmung ausblende, dass ich Hunger hab, dann VER-hungere ich eines Tages und das ist nicht im Sinne des Erfinders. Darum bin ich froh, dass meine Wahrnehmung natürlich funktioniert, denn sie meldet mir, wenn ich etwas essen sollte. Darum werde ich ganz bestimmt nicht durch Medition oder sonst etwas meine Wahrnehmung ausblenden, ignorierne, solipsieren oder konstruktivieren oder beliebig nach eigenen Vorstellungen manipulieren, sondern ich bin froh, dass sie funktioniert und richte mich danach, um Schaden für mich zu vermeiden und Lust&Befriedigung zu erreichen.
www.RAFA.at - guckstu auch in meinen Blog: www.RAFAmania.de
Naja, wenn man keine anderen Perspektiven hat, als nicht zu stolpern und was zu futtern, braucht man sich auch nicht mit Philosophie zu befassen. Dann lebt man in der Welt, die andere gestalten. Solche, deren Perspektiven etwas weiter gehen. Das ist keine Wertung, ob das nun gut oder schlecht ist, das muß halt jeder für sich entscheiden.
~ a star is nothingness disguised as light ~
System-Karzinom hat mit seinem ersten Beitrag vermutlich Recht. Allerdings bleibt eine Restwahrscheinlichkeit, daß alles, was du wahrnimmst und /oder bist eine Illusion ist. Rühr' Sartre, Descartes, Nietzsche, Kant, Heidegger, Aristoteles, Boddhi Satva und Co. einfach mal gut durch und bastel dir aus dem, was daraus wird, dein eigenes Weltbild... Oder nimm ein Messer und beende die Unsicherheit durch eine kulminierte Sicherheit - die aber auch einen Unsicherheitsfaktor beinhaltet: kommt was/was kommt danach?
Gruß,
asleif
Besucher
0 Mitglieder und 55 Gäste sind Online Wir begrüßen unser neuestes Mitglied: NaturalMystic 369 |
Forum Statistiken
Das Forum hat 1040
Themen
und
14014
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: |
Einfach ein eigenes Xobor Forum erstellen |