#1

Buddhismus - Eine Religion die gar keine ist?

in allgemeine, religiöse Themen 08.02.2011 20:17
von guy_inkognito | 102 Beiträge

Es gibt monotheistische Religionen.
Es gibt Polytheistische Religionen.

Beide Seiten haben allerdings gemein das man "Irgendwem" dienen muss, dass man Erfurcht und Respekt gegenüber von Metawesen haben soll.
Dann gibt es da allerdings noch den Buddhismus, eine Religion von der ich schon lange denke das sie gar keine ist.
Kein Rumgebete, keine Ehrfurcht vor einer Gottheit, nein, hier meditiert jeder für sich, er hat ein gewisses Maß an Freiheit.
Es gibt keine exakt festen Regeln, eher Denkanstöße und Hinweise die jeder für sich ausarbeiten muss. Mein Eindruck ist,dass das was Propheten im Islam, Christen-,Judentum darstellen, im Buddhismus wirklich weise und hoch intelligente Menschen sind.

Wenn ich an Christen denke, schießt mir augenblicklich das Bild eines streng guckenden Jesus ins Gesicht "Ich starb für dich, gehorche mir"
Wenn ich an Buddhisten denke, sehe ich lachende und grinsende Menschen und damit meine ich nicht die kleine Buddha Statue die in jedem Asia-Restaurant steht.
Wie steht ihr zum Thema Buddhismus? Ich muss auf jedenfall sagen das ich hier keinerlei Ablehnung verspüre sondern echtes Interesse, als ob diese Philosophie einem echt was geben kann.
Besonders die tibetischen Schulen interessieren mich, da sie etwas besonders exotisches darstellen und für mich Tibet unweigerlich mit Buddhismus zusammenhängt.

Nein, Buddhismus ist nichts aufgezwängtes, ich habe noch nie etwas von buddhistisch motivierten Kriegen gehört oder von vergangenen Gräultaten buddhistischer Seite.
Sehe ich das ganze zu romantisch verklärt oder ist der Buddhismus unter all den "Religionen" (wie gesagt, ist für mich eigentlich keine) tatsächlich etwas sehr intelligentes und nützliches?

Bin gespannt

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#2

RE: Buddhismus - Eine Religion die gar keine ist?

in allgemeine, religiöse Themen 08.02.2011 20:53
von Sicarius | 214 Beiträge

Zitat
Glaube nichts, selbst wenn ich es gesagt habe, es sei denn, es stimmt mit deiner Vernunft und dem gesunden Menschenverstand überein.


-Buddha

Der Buddhismus ist eine Religion, in der die Erkenntnis das Wichtigste ist. Es gibt durchaus Strömungen des Buddhismus, in denen aller möglicher Hokus Pokus zelebriert und geglaubt wird, in seiner Urform zumindest ist dies jedoch nicht der Fall. Dort wird gelehrt, dass wir nur Zusammensetzungen verschiedener Elemente sind, die sich wieder auflösen, dass nichts Bestand hat, dass es keine Seele gibt, dass es keinen Gott gibt.
Ziel des Buddhismus ist das Überwinden des Leidens. Dies wird durch Erlangen der richtigen Einstellung erreicht, welche wiederum traditionell durch Meditation erreicht werden soll. Im Grunde wird verlangt, völlig asketisch zu leben, nicht nur nicht mehr an materiellen Dingen zu haften, sondern auch niemanden mehr zu lieben usw. Das ist auch der Punkt wo ich sage, dass ich kein Buddhist bin. Ich will leben, dumme Sachen machen, weil sie Spaß bringen - und vor allem will ich lieben.

Noch ein gutes Video zum Thema:

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#3

RE: Buddhismus - Eine Religion die gar keine ist?

in allgemeine, religiöse Themen 08.02.2011 20:53
von Daelach | 1.214 Beiträge

Bei den tibetanischen Schulen denke ich, daß Du ne Menge verklärst. Der Dalai Lama entspricht eher dem Papst mitsamt dessen Kirche. Nur soviel, in einem bettelarmen Land lebten diese Schmarotzer sehr gut und in relativem Reichtum. Wieso wohl? Ihre Geschichte ist genauso voll von Gewalt wie die der katholischen Kirche. Daß der Dalai Lama wegen China rumnölt, ist schon klar. Wenn man als Made aus dem Speck vertrieben wird, nölt man eben. Und daß der Westen dabei mitmacht, ist auch klar, denn wer Tibet kontrolliert, kontrolliert einen netten Teil der chinesischen Wasserversorgung. Den Tibetern selber geht's eher besser, seitdem die Chinesen dort den Laden schmeißen.

Ich empfehle Dir mal das Buch des Ehepaars Trimondi zum Thema Buddhismus.

Aber grundsätzlich, von der Idee her, bietet der Buddhismus in der Tat eine Menge Weisheit. Man muß lediglich die ziemlich stupide Interpretation von Lohn und Strafe im nächsten Leben abziehen, das nervt mich. Schon weil ich Reinkarnation wenn, dann nicht innerhalb der Zeit sehe. Bei einem Rollenspiel muß man ja auch nicht chronologisch alles durchspielen, sondern man kann später auch Episoden spielen, die in-game vorher liegen. Oder man kann sie zur selben Zeit spielen (in der Nachbarstadt, mit einem anderen Team).

Grundsätzlich sollte man sich aber damit mal befassen, damit man überhaupt mal ne Ahnung kriegt, worum es bei RHP/LHP überhaupt geht. Der Unsinn mit LHP=Egoismus und bla kam erst durch Blavatskys Geschmiere zustande. Die war eine verklemmte neurotische Spinnerin, total konditioniert, und dhat davon nichts verstanden.


~ Die Vernunft ist Kopie, der Wahn Original! ~

zuletzt bearbeitet 08.02.2011 20:55 | nach oben springen

#4

RE: Buddhismus - Eine Religion die gar keine ist?

in allgemeine, religiöse Themen 08.02.2011 21:06
von Sicarius | 214 Beiträge

Zitat von Daelach

Man muß lediglich die ziemlich stupide Interpretation von Lohn und Strafe im nächsten Leben abziehen, das nervt mich.



Die buddhistische Lehre besagt, dass man ja nur wiedergeboren wird, wenn im Moment des Todes noch ein Haften in irgendeiner Form vorhanden ist. Sonst gehts ab ins Nirvana und Samsara ist durchbrochen. Dieses Haften bestimmt, in welcher Form dieses undefinierbare Nichts reinkarniert wird, mit Lohn und Strafe hat das höchstens indirekt etwas zu tun.
Es gibt übrigens einen neuen und sehr guten Film von Gaspar Noe, der dieses Thema aufgreift:


Und zum Thema Armut in Tibet: Ein Volk, das keinen Wert auf materielle Dinge legt und völlig auf das Spirituelle fixiert ist, wird nie irgendwelchen Reichtum anhäufen oder große Entdeckungen vollbringen. Aber sie sind trotzdem glücklich damit. Was in Tibet im Moment abgeht ist einfach nur eine Schande, diese Kultur wird restlos vernichtet. Abartig.


zuletzt bearbeitet 08.02.2011 21:06 | nach oben springen

#5

RE: Buddhismus - Eine Religion die gar keine ist?

in allgemeine, religiöse Themen 08.02.2011 21:37
von Daelach | 1.214 Beiträge

"Die Tibeter" sind genauso spirituell oder unspirituell wie "die Luxemburger". Und ihre Kultur wird keinesfalls vernichtet, ihre Sprache hat sogar offiziellen Status dort. Das ist Westpropaganda gegen China. Und die Chinesen tun gut daran, sich darum ebensowenig zu kümmern wie um die Frage, ob Elsaß-Lothringen jetzt eigentlich deutsch oder französisch ist.

Zum "Anhaften", das Modell verbleibt mir zu sehr in der Zeit, es ist noch viel zu sehr im Maya verhaftet. Tatsächlich wird diese Erklärung übrigens auch politisch gesehen genutzt, ganz ähnlich zur "Fürst von Gottes Gnaden" in unserem Mittelalter. Die reiche Oberschicht behauptet das natürlich gerne, weil es die arme Unterschicht davon abhält, den status quo zu verändern. Religion als Legitimation politischer Verhältnisse ist doch seit Jahrtausenden ein beliebter Trick.

Ich halte durchaus einiges vom Buddhismus, weil sich mein eigener Weg (unbeabsichtigt, halt durch Erkenntnis) stark in diese Richtugn entwickelt hat. Nur muß man eben auch zwischen dem theoretischen und dem praktischen Buddhismus unterscheiden. War und ist beim Kommunismus ja auch nicht anders. Und beim Kapitalismus auch.


~ Die Vernunft ist Kopie, der Wahn Original! ~

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#6

RE: Buddhismus - Eine Religion die gar keine ist?

in allgemeine, religiöse Themen 08.02.2011 21:48
von Sicarius | 214 Beiträge

Mir gefällt der institutionalisierte Buddhismus nicht, aber nochmal zum Thema Tibet:
Fast alle Tibeter sind Buddhisten und leb(t)en ihren Glauben auch intensiv aus, natürlich gibt es kulturell determinierte Unterschiede in der Spiritualität.
Der Lebensstandard in Tibet mag gestiegen sein, aber nur für die extra vom Regime dorthin transportierten Han-Chinesen. Geflohene Tibeter zeichnen da ein ganz anderes Bild. Ein Großteil der "Investitionen" in Tibet ist einfach nur das Kapital, das benötigt wird, um dem Land sämtliche Ressourcen zu entreißen. Und was die offizielle Sprache ist interessiert wohl auch recht wenig, wenn man ohne Chinesisch zu sprechen in dem Land kaum Geschäfte machen kann. Von dem Bildungs- und Erziehungssystem ganz zu schweigen, wo den Kindern verboten wird tibetische Feiertage oder den Geburtstag des Dalai Lamas zu feiern. Von tausenden zerstörten Klöstern und inhaftierten Mönchen ganz zu schweigen. Die Liste lässt sich endlos fortführen.

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#7

RE: Buddhismus - Eine Religion die gar keine ist?

in allgemeine, religiöse Themen 08.02.2011 21:55
von Daelach | 1.214 Beiträge

natürlich behaupten geflohene Tibeter das, genau wie geflohene Kubaner das behaupten. Was u.a. daran liegt, daß China diejenigen aus ihren bislang wohligen Nestern wirft, die bislang profitiert haben. Die Mönche und so.. also wenn wir hier endlich mal dazu kämen, das organisierte Christentum zu zerschlagen, dann wären auch einige Bischöfe "inhaftiert", darauf kannste wetten. Selbstverständlich radiert man das Andenken an den Dalai Lama aus, oder versucht es. Anders als mit Stumpf und Stiel ließe sich sowas wie das Katholentum auch nicht ausrotten. Und natürlich würden die herumkrähen, die bislang davon profitiert haben.

Wie ich schon sagte - Maden jammern, wenn man sie aus dem Speck vertreibt.

Ansonsten, recherchier mal über Shambala und was das für den tibetanischen Buddhismus bedeutet. Es hat seinen Grund, wieso ich auf den Dalai Lama genauso schlecht zu sprechen bin wie auf den Papst. Eine weltweite Buddhokratie, mit Gewalt eingeführt (darin haben die Lamas ja Erfahrung) ist für mich in etwa so attraktiv wie das chrstliche Mittelalter.


~ Die Vernunft ist Kopie, der Wahn Original! ~

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#8

RE: Buddhismus - Eine Religion die gar keine ist?

in allgemeine, religiöse Themen 08.02.2011 21:57
von Sicarius | 214 Beiträge

Lieber eine Buddhokratie als die KP ;)
Die Mönche als Maden im Speck bezeichnen.. die besitzen nichts als eine Schale und ihre Kleidung.

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#9

RE: Buddhismus - Eine Religion die gar keine ist?

in allgemeine, religiöse Themen 08.02.2011 22:09
von Daelach | 1.214 Beiträge

Die Klster waren schon ziemlich reich. In einem Land, das so arm ist, daß die Menschen mit den Tieren unter einem Dach schlafen, was nur deswegen keine hygienischen Probleme gibt, weil die Scheiße am Boden festfriert. Denk mal nach, wie man in so einem Lande wohl zu reichen Klöstern kommt. Und dazu, den ganzen Tag meditieren zu können, ohne fürs eigene Leben selber arbeiten zu müssen. Indem man der arbeitenden Bevölkerung Abgaben abpreßt, ganz einfach. Und wenn sie das nicht will (wer will das schon), dann eben mit Gewalt. Auch nix Neues.

Und ne Buddhokratie wäre genau dasselbe, was wir hier im christlichen Mittelalter hatten. Es ist exotisch, und wenige haben sich jenseits des grinsenden Dalai Lama damit befaßt, aber in die Kamera grinsen kann der Papst auch, was die Scheiterhaufen nicht ungeschehen macht.


~ Die Vernunft ist Kopie, der Wahn Original! ~

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#10

RE: Buddhismus - Eine Religion die gar keine ist?

in allgemeine, religiöse Themen 08.02.2011 22:16
von Sicarius | 214 Beiträge

Power corrupts und so.
Aber irgendwie wollen die das ja auch so. Gibt da eine sehr bezeichnende Anekdote, zwar nicht von Tibet, aber von Thailand. Westliche buddhistische Mönche (selten, aber gibt ja nichts, was es nicht gibt) zu Besuch in einem buddhistischen Kloster in Thailand eingeladen. Werden vom Flughafen von zwei Thai Mönchen abgeholt, auf dem Weg ins Kloster gehts durch den Dschungel. Um einen Fluss zu überqueren werden sie von Fährleuten auf Flößen rübergebracht. Nun springen also die Thai Mönche von dem Floß ab um auf die andere Seite zu kommen, wodurch dieses kentert und die Fährleute ins Wasser plumpsen. Die Thai Mönche gehen einfach weiter als wäre nichts geschehen, während die Westler schnell zum Ufer eilen um zu helfen. Anschließend waren die Fährleute am Boden zerstört, eben weil ihnen von den 'heiligen Männern' geholfen wurde und sie sich damit quasi an deren Befleckung schuldig gemacht haben.
Wegen solchen Geschichten sträuben sich bei mir auch immer die Haare, wenn davon die Rede ist, dass der westliche Buddhismus nur ein billiger, leerer Abklatsch sei etc.
Bin mir sicher, das lässt sich auch analog auf den westlichen LHP beziehen


zuletzt bearbeitet 08.02.2011 22:17 | nach oben springen

#11

RE: Buddhismus - Eine Religion die gar keine ist?

in allgemeine, religiöse Themen 08.02.2011 23:00
von Xarvic | 533 Beiträge

Zen for the win . Ich empfehle "Hardcore Zen" von Brad Warner, die anderen Bücher kann ich noch nicht empfehlen, da ich sie nicht gelesen habe, kommt aber bald.

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#12

RE: Buddhismus - Eine Religion die gar keine ist?

in allgemeine, religiöse Themen 09.02.2011 11:50
von guy_inkognito | 102 Beiträge

Buddhas Reden

Dhammapada

Das wären zwei Bücher zum Buddhismus allgemein die mich interessieren, empfehlenswert?
Ich möchte nämlich nicht etwas über spezielle Schulen lernen sondern wirklich Grundkurs Buddhismus.

(Herrje, nicht das ich damit noch liebäugle ;-) )

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#13

RE: Buddhismus - Eine Religion die gar keine ist?

in allgemeine, religiöse Themen 09.02.2011 14:42
von subzero | 121 Beiträge

Zitat
Ich empfehle "Hardcore Zen"


Und ich empfehle das Original - nenne das mal "klassischen Taoismus".
Das Tao Te King geht mir persönlich auf den Sack - dann eher der leider völlig unbekannte Yang Dschu oder das wiederum bekannte Werk von Allan Watts ... oder vielleicht noch besser: gar nichts und einfach Augen und Ohren auf, was "da draußen" so vor sich geht und in wie fern das mit dem eigenen Denken und Fühlen zusammenhängt. Das reicht!
Dieser ganze religionsphilosophische Quatsch ...


zuletzt bearbeitet 09.02.2011 14:44 | nach oben springen

#14

RE: Buddhismus - Eine Religion die gar keine ist?

in allgemeine, religiöse Themen 09.02.2011 15:40
von Xarvic | 533 Beiträge

Ach, wirklich, ist dem so? /Sarkasmus

Es ging um Literatur zum Thema, dass man für die Idee des Buddhismus keine Literatur oder sogar den Buddhismus selbst braucht, sollte wohl selbstverständlich sein.

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#15

RE: Buddhismus - Eine Religion die gar keine ist?

in allgemeine, religiöse Themen 09.02.2011 17:31
von guy_inkognito | 102 Beiträge

Würde mich aber dennoch interessieren.
Auch die Geschichte, Entwicklung usw.
Ich habe nicht vor streng alle Regeln anzunehmen, ich möchte mich nur belesen was es damit auf sich hat, ich mag nunmal philosophische Texte und einige Ideen machen sicherlich *klick* im Kopf.

Wenn man nämlich sagt "Geht auch ohne" dann will ich mal wissen wieso überhaupt satanische Literatur gelesen wird.
(Ja ich denke Buddhismus lässt sich da ganz gut vergleichen, immerhin LHP)

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